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Benny und Omar

Benny und Omar

Titel: Benny und Omar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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schien, direkt in die Augen. Dann war er fort, eilig in der Dunkelheit verschwunden. Die Jungen dachten wieder daran zu atmen.
    »Walahi« , wisperte Omar.
    » Walahi , ganz recht. Aber jetzt musst du verschwinden, bevor der Schlägertrupp zurückkommt.«
    Sie schlichen in den Flur, aber das Schicksal war gegen sie. Jessica Shaw war durch den Radau wach geworden und hatte ihrem Mann einen Stoß in die Rippen verpasst. Er wühlte sich aus dem Bett, versuchte, hinter halb geschlossenen Augenlidern einigermaßen klar zu sehen, und setzte sich in Richtung Schlafzimmertür in Bewegung.
    Benny sah, wie der Türknauf sich drehte. Ein Schubs, und bevor Omar wusste, wie ihm geschah, schrammte seine Nase an der rosafarbenen Plüsch-Badematte entlang. Benny schloss die Tür hinter ihnen zu.
    »Benny«, rief Pat. »Bist du da drin?«
    Benny sah Omar an. Aber aus dieser Richtung war keine Hilfe zu erwarten. Der Typ war zu sehr damit beschäftigt, seine demolierte Nase zu reiben.
    »Ja, Dad. Ich bin’s. Alles in Ordnung.«
    »Und was machst du da. Ein Nilpferd erwürgen?«
    Jetzt hieß es rasch handeln. »Ich … äh … ich dusche« – und natürlich musste er jetzt das Wasser aufdrehen. Sehr bedauerlich für den armen Omar in der Duschwanne.
    »Allah!« , jaulte er.
    »Was sagst du?«
    »Äh … ich … äh … ich bin gleich fertig.«
    »Hast du nicht heute Abend schon geduscht?«
    Benny stöhnte. Klar. Natürlich hatte er schon geduscht. »Ja … schon … aber ich habe so geschwitzt …«
    Es entstand eine kurze Pause.
    »Gut, mein Sohn. In Ordnung. Warum lässt du mich nicht rein? Vielleicht kann ich dir helfen?«
    So also lief der Hase. Dad glaubte ihm nicht. Aber er rückte nicht direkt damit heraus, also mussten sie um den heißen Brei herumreden.
    »Nein … nein. Alles wunderbar, Dad. Ich muss mich nur noch abtrocknen.«
    »Schon gut, aber mach trotzdem auf. Deine Mutter wird wissen wollen, was für ein Chaos du da anrichtest.«
    »Aber ich habe nichts an.«
    »Ich glaube nicht, dass es da etwas gibt, das ich nicht mindestens schon eine Million Mal gesehen habe.«
    Denk schneller, Junge. Dein Taschengeld hängt davon ab. »Eigentlich, Dad … wollte ich sowieso mal mit dir über diese Dinge reden.«
    »Was?«
    »Na ja, ich bin langsam ein bisschen zu alt für solche Sachen. Ich bin kein Baby mehr, verstehst du.«
    »Oh.«
    Aha. Er hatte ihn.
    »Es ist einfach, weißt du, ich werde erwachsen.«
    »Ich verstehe. Natürlich.« Das war ein cleverer Schachzug. Pubertät. Der Albtraum aller Eltern.
    »Gut, dann lasse ich dich allein. Du bist durchaus dazu imstande, selbst nach dir zu sehen.«
    »Danke, Dad.«
    »Gute Nacht, Benny.«
    »Nacht.«
    Geschafft. Benny hatte ein bisschen ein schlechtes Gewissen, weil er die Schamhaftigkeit seines Vaters ausgenutzt hatte. Aber es war ein Notfall gewesen.
    Omar zitterte in der Duschwanne und unter der Schuhwichse erschienen hautfarbene Flecken.
    »Schau nur, wie du aussiehst!«, grinste Benny und stellte den Hebel der Mischbatterie auf heiß. »Dann können wir die Schmiere auch ganz abwaschen.«
    Zehn Minuten und einige seifige Protestschreie später stand Omar am Hintereingang. Seine Sachen waren in einer Plastiktüte verstaut und er selbst trug eines von Bennys alten Trikots, das ihm übrigens ausnehmend gut stand.
    »Wexford vor!«, sagte Benny.
    » Nam. Wixford vor.«
    Benny öffnete die Tür einen Spalt und spähte hinaus. Kein blauer Overall in Sicht.
    »Gut, Omar. Ab die Post.«
    Verständnisloser Blick.
    »Äh … Ende. Gute Nacht und einen schönen Abend, wo immer Sie uns zugeschaut haben.«
    Omar verstand. »Äh … Nacht, John Boy.«
    »Nacht, Opa.«
    Omar packte Bennys Hand und schüttelte sie ganz offiziell, so wie man es bei alten Leuten beobachten kann, die aus einem Pub kommen.
    »Binny«, sagte er ernst, »suchran.«
    »Schon gut. Jetzt mach besser, dass du heimkommst.«
    Omar hob die Hand und spreizte Zeige- und Mittelfinger zum Victory-Zeichen. »Lang lebe der König.«
    Benny schloss die Tür und schlüpfte zurück in sein Bett.

Eine Stinkwut
    Die Woche verlief nicht gut für Benny. Kaum hatte sich die anfängliche Begeisterung über das mitternächtliche Kabel-Erlebnis gelegt, begann er wieder über das Endspiel nachzudenken. Nicht eine Menschenseele auf dem ganzen Kontinent verstand, was er durchmachte. Außer vielleicht sein Dad, aber den hatte er nicht einmal mehr von weitem gesehen, seit er die neue Stelle angetreten hatte. Benny war untröstlich.
    Als ob

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