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Benny und Omar

Benny und Omar

Titel: Benny und Omar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Schmutz und senkte den Kopf gegen einen gewaltigen Widder. Zwei Frauen redeten auf ihn ein, um ihn aus dem Pferch zu locken, aber er wollte nichts davon wissen. Das Schaf legte los, mit gesenktem Kopf, die gebogenen Hörner einsatzbereit.
    Der Junge ballte seine plumpen Finger zu einer knüppelartigen Faust und rammte sie dem unseligen Schaf direkt zwischen die Augen. Ein sauberer Treffer genau zwischen den Hörnern hindurch. Das Tier wich ein paar Schritte zurück, nieste und fiel um. Den Europäern verschlug es die Sprache.
    »Das ist Wali«, sagte Samir. »Er regt sich manchmal ein bisschen auf.«
    Die beiden Frauen nahmen Wali jeweils an einem Arm und versuchten, ihn zum Mitkommen zu überreden. Er schenkte ihnen so viel Aufmerksamkeit wie zwei Fliegen.
    Samir schlenderte hinüber zum Pferch. » Ya , Wali!«
    Wali schnellte nach oben und warf seine Aufpasserinnen wie Puppen zur Seite. Seine Augen wurden klar. »Samir«, heulte er auf.
    Wenn man so angebrüllt wurde, konnte man ziemlich sicher sein, dass einem eine Abreibung der einen oder anderen Art bevorstand.
    Wali stürzte über den Zaun und umfasste Samir mit beiden Armen wie ein Bär. Mit Mühe hielt sich der Direktor aufrecht. Wali aß wahrscheinlich wie ein Pferd, denn er war wirklich enorm dick.
    »Sagt hallo zu Wali«, sagte der Direktor gepresst und lächelte seinen zahnlosen Peiniger liebevoll an.
    Grace, das sentimentale Huhn, machte den Fehler zu sprechen: »Hallo, Wali«, sagte sie, und niemand wäre auf die Idee gekommen, ihr Lächeln könnte gezwungen sein.
    Da bemerkte der dicke Junge die Neuankömmlinge. Auf seinem grinsenden Gesicht erschien ein Ausdruck der Neugier. Er ließ von Samir ab und tappte auf Grace zu. Jetzt sah man sofort, dass ihr Lächeln gezwungen war. Harmony wollte eingreifen, prallte aber von ihm ab wie ein Stürmer von einem Verteidiger. Es lag an den Haaren. Grace hatte blonde Haare. Wali wollte an ihnen riechen. Vorsichtig griff er in Graces Nacken und hielt sich ein Büschel Haare unter die Nase.
    Ein erschrecktes Quieken kam zwischen Graces Zähnen hervor wie Luft aus einem Ballon. Aber Benny rettete sie. Er erinnerte sich daran, wie er Georgie, als der noch krabbelte, vom offenen Kamin fern gehalten hatte: durch Ablenkung. Er zog eine Packung Tic Tac aus der Hosentasche und schüttelte sie neben dem Ohr des Riesen. Die Wirkung zeigte sich augenblicklich. Walis Aufmerksamkeit richtete sich auf das verlockende Prasseln an seinem Ohr.
    Teil zwei des Plans ging allerdings ein wenig daneben. Benny stellte sich vor, wie er den Riesen in den Schlaf lullte und dann die Tic-Tac-Box in seine Tasche steckte. Dann wäre er natürlich der Held, würde umarmt und angehimmelt.
    So weit der Plan. Was tatsächlich geschah war ein bisschen anders. Mit derselben Wendigkeit, die er gegenüber dem Schaf gezeigt hatte, legte Wali fünf kräftige Finger um die kleine Plastikbox. Benny rettete seine Finger mehr oder weniger nur, weil er darin geübt war, seine Hand aus der Reichweite fremder Hurling-Schläger zu bringen. Die Tic-Tac-Box konnte er jedoch nicht retten.
    Benny blies auf seine fast zerquetschten Finger. Wenigstens war Grace frei. Aber Wali war noch nicht fertig. Der Angriff auf die Pfefferminzbox hatte ihn aus dem Gleichgewicht gebracht. Er torkelte nach vorn und stieß Benny um. Benny flog zwei Meter nach hinten und landete auf einem Truthahn. Zum Glück.
    Wali widmete sich jetzt der heiklen Aufgabe, kleine Pfefferminzbonbons aus der zerbrochenen Plastikbox zu fischen, während sich sein Opfer im Staub krümmte und nach Luft rang.
    »Ach, der arme Truthahn«, rief Zoe. Sie zogen Benny hoch, um nachzusehen, ob der Vogel auch nicht verletzt war.
    »Tut mir Leid, Junge«, sagte Samir, sah aber überhaupt nicht so aus, als ob er auch nur das geringste Bedauern verspürte. »Wir setzen jetzt unsere Besichtigung fort.«
    Hinter dem Stall war eine Pferdekoppel. Ein junger Mann auf einem Pferd mit glänzend braunem Fell jagte in dem Viereck herum. Benny erkannte einen Aufschneider sofort, wenn er einen sah. Der Typ galoppierte mit voller Geschwindigkeit auf eine Ecke zu und riss dann brutal den Kopf des Pferdes herum. Das war keineswegs notwendig. Er gab nur vor den Besuchern an. Die Mädchen kreischten natürlich pflichtschuldig. Benny war empört. Frauen ließen sich wirklich von allem beeindrucken.
    »Gianni kommt aus Italien«, sagte Samir. »Er ist unser Reitlehrer. Wer von unseren Patienten so viel Koordinationsvermögen hat, dass

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