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Benny und Omar

Benny und Omar

Titel: Benny und Omar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Tor entfernt, als es passierte. Wenn sie ein bisschen dichter dran gewesen wären, hätte Gama sicher durchschaut, was sie getrieben hatten. Aber die beiden Jungen hatten schon den halben Weg zur Squash-Halle zurückgelegt, als sie gesichtet wurden. Vielleicht deshalb, weil Omar sich eine Zigarette angesteckt hatte und sie beide munter vor sich hin lachten.
    Sie hörten einen Schrei, der einen Bullen erschüttern würde, und dann trampelten Füße in großen Stiefeln über den Kies auf sie zu.
    »Allah, Allah!«, quiekte Omar und ließ sogar seine Kippe fallen. Er rannte in wahnwitzigem Tempo davon, ohne sich darum zu kümmern, wer da überhaupt hinter ihnen her war. Benny hingegen vergeudete eine Sekunde für einen schnellen Blick und bereute es sofort. Es war Gama. Sein Gesicht war nicht zu erkennen, nur die Umrisse eines riesenhaften Körpers und ein kurzes Aufblitzen des Mondlichts, das von seinem Kopf reflektiert wurde.
    » Ya’lla , Binny!«
    Ohne noch eine Sekunde zu zögern, kam Benny Omars Aufforderung nach. Gama holte auf und sein Geschrei hatte den Wachmann bei der Squash-Halle geweckt – er sprang aus der Tür mit dem Gesicht eines Menschen, der sich keine zehn Sekunden zuvor ein heimliches Nickerchen gegönnt hatte.
    Der Weg zum Bauplatz war abgeschnitten. Die Flüchtenden bogen nach links ab. Staub und Kies spritzte hinter ihnen auf. Benny kicherte und winkte Omar, als er an ihm vorbeizog.
    »Selbst ya’lla «, stieß er keuchend hervor. Das Problem war eigentlich weniger, dass sie gefasst wurden. Es gab nicht viele Erwachsene, die zwei junge Burschen einholen konnten. Aber die Orte, wohin sie fliehen konnten, wurden knapp. Wenn sie über die Mauer mussten, konnte es schwierig werden, wieder zurückzukommen.
    Dad wäre begeistert. Ausgerechnet an dem Abend, an dem er ihm mitteilte, was für einen braven Sohn er hatte, haute er ab und verbrüderte sich mit den Einheimischen. Benny war sich sicher, dass Gama sie noch nicht erkannt hatte. Sie hatten ihm die ganze Zeit den Rücken zugekehrt und aufgepasst, dass sie nicht in den Lichtkegel einer Lampe gerieten.
    Benny hatte auch ihr Tempo richtig eingeschätzt. Der Wachmann fiel zurück und schnappte nach Luft wie ein Erstickender. Großartig, dachte Benny, und dann bemerkte er, dass Omar nicht mehr neben ihm war. Er sah sich um.
    Der arme Kerl war fix und fertig. Er rannte vornübergebeugt, und nur die Vorwärtsbewegung verhinderte, dass seine Nase auf den Asphalt knallte. Benny wirbelte herum, um ihn aufzufangen. Gama hatte zu diesem Zeitpunkt schon aufgegeben. Benny setzte zu einer spöttischen Bemerkung an, aber dann sah er, dass der Wachmann Anweisungen in sein Walkie-Talkie bellte. In wenigen Sekunden wurden sich die Gullys öffnen und blau gekleidete Spürhunde würden heraussteigen.
    »Kommt, ihr Teerlungen«, sagte er. »Weiter geht’s.«
    Um die Dringlichkeit seiner Worte zu unterstreichen, gab er Omar schwungvoll einen Tritt in den Hintern. Das zeigte Wirkung. Der Tunesier wurde schneller und hatte offenbar sogar noch Energie übrig, um vor sich hin zu murren.
    Von allen Seiten war jetzt Gebrüll zu hören. Das Knistern der Walkie-Talkies verschmolz mit dem Zirpen der Zikaden. Benny wusste, dass es nur einen Ausweg gab, aber gerade den wollte er eigentlich vermeiden. Er drängte Omar vom Weg ab. Schulter an Schulter sprinteten sie zwischen den Wohneinheiten für Familien hindurch. Nach ein paar Sekunden erreichten sie ein offenes Fenster. Bennys Schlafzimmer.
    »Da hinein, Omar.« Omar verstand zuerst nicht, kapierte dann aber schnell, als Benny ihn an seinem Werkzeuggürtel packte und ihn durch die Fensteröffnung schob. Benny folgte und machte dabei kaum mehr Lärm als ein verwundeter Elefant.
    In Sekundenschnelle war er auf den Beinen und tastete am Fenster herum. Zuerst musste das Fliegengitter runter, dann kam das Fenster und zum Schluss der Store. Der Vorhang bewegte sich noch, als Gama ankam. Er blieb mit schief gelegtem Kopf stehen und lauschte angestrengt auf ein Geräusch von den Jungen.
    Omar und Benny erstarrten. Sie wagten nicht einmal, sich niederzukauern, weil sich fürchteten, die Bewegung würde Gamas Aufmerksamkeit erregen. Bei diesem Typen konnte man nie wissen. Vielleicht hatte er dieses besondere Gespür für seine Umgebung wie die Jäger es haben. Vielleicht konnte Gama mit seinem Jagd-Gesichtssinn sogar durch Sonnenblenden und Stores hindurchsehen. Und eine Sekunde lang sah er sie tatsächlich an, starrte ihnen, wie es

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