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Benny und Omar

Benny und Omar

Titel: Benny und Omar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Benny schon?«
    »Binny. Binny, Idiot.«
    »Verstehe«, sagte Jessica. »Du bist ein kleiner Scherzkeks.«
    »Oops! I did it again.«
    »Wirklich?«
    »Binny, Omar. Bee Gees.«
    »Wie bitte?«
    »Nobody gets too much love anymore« , trällerte Omar, bestrebt, einen guten Eindruck auf die Eltern seines Freundes zu machen, auch wenn Jessica nur die Mutter war.
    Benny schlitterte zurück ins Zimmer. »Omar«, sagte er in einem Ton, der normalerweise Mutter Theresa oder Neil Diamond vorbehalten war. »Das werde ich dir nie vergessen.«
    Auch Pat schniefte. »Danke, Omar. Du bist ein guter Junge.«
    Sie schüttelten sich inbrünstig die Hand. Dieser Junge konnte heute Nacht im shawschen Haushalt nichts falsch machen. Er war fast so ein Held wie die Jungs auf dem Spielfeld.
    Jessica hatte ihre Zweifel, was diesen schmuddeligen kleinen Überbringer von Geschenken betraf, aber wenigstens heute Nacht war er über jeden Vorwurf erhaben. Aber falls unter der Hand doch etwas im Schwange sein sollte, warf Jessica Omar ihren Kathleen-Turner-Blick zu, der sagte: Ich habe dich im Auge, junger Mann.
    Omar schluckte. Die arabische Überzeugung, die Frau sei das schwache Geschlecht, geriet auf einmal ins Wanken.

Erledigt
    In den folgenden Wochen hielten sich die beiden Jungen in der näheren Umgebung auf und bemühten sich nicht übermäßig, Ärger zu vermeiden. Vater Shaw schluckte die alte Geschichte vom ›Sohn eines Wachmanns‹ und Omar war sogar im Haus willkommen. Wobei ›willkommen‹ vielleicht ein bisschen übertrieben war; ›kein offizielles Hausverbot hatte‹ kam der Sache näher.
    Wenn Benny sich später an diesen Abschnitt seines Lebens erinnerte, sah er ihn immer als eine große Zeit des Lernens: Zwei Jungen gaben einander uneigennützig von ihrem kulturellen Erbe, damit beide kosmopolitischer werden konnten. Jessica dagegen erinnerte sich an zwei verdreckte Flegel, die sich nicht einmal in der Nähe einer Fensterscheibe aufhalten konnten, ohne dass sie zu Bruch ging. Benny dachte oft, seine Eltern freuten sich insgeheim, wenn er Mist baute, dann hatten sie nämlich eine Rechtfertigung, ihn zu beschimpfen. In gewisser Weise tat er Ma und Dad sogar einen Gefallen, wenn er sich danebenbenahm.
    In Wirklichkeit waren Pat und Jessica Shaw selig, dass ihr Sohn einen neuen Kumpan hatte. Aber Benny sollte das nicht merken, sonst würde er sich womöglich nicht mehr mit dem kleinen Sohn des Wachmanns abgeben. Regel fünf im ›Handbuch für angehende Teenager‹ lautet: Was deinen Eltern gefällt, ist allein schon aus diesem Grund schlecht. Jessica bedachte Omar also mit denselben bösen Blicken, die sie schon Bennys Freunden in Wexford zugeworfen hatte. Das hielt ihren Sohn bei Laune und gab ihr die Möglichkeit, ihr Juno-Gesicht zu üben.
    Omar hatte natürlich nicht immer Zeit. Er musste sich seinen Lebensunterhalt verdienen. Omar war eine Art tunesischer Arthur Daly. Er kaufte und verkaufte alles, was ihm Geld einbrachte. Das ungeübte Auge sah in Omars Warenangebot nur einen Haufen Müll, aber Omar fand für alles einen Markt. Man musste nur wissen, wo dieser Markt war. Und Omar war in dieser Hinsicht offenbar ein Naturtalent.
    Das Dorf Marhaba war ein wahre Fundgrube. Auf dem Baugelände lagen Hohlblocksteine, Bretter, Nägel, Schrauben und Stahlträger herum. Die Träger machten allerdings sehr viel Arbeit. Omar musste sie beim Transport mit dem Moped hinter sich herziehen. Je nachdem, wie weit er mit seiner Ware fuhr, büßten die Träger zwei bis sieben Zentimeter an Länge ein.
    Auch Probleme des täglichen Lebens mussten gelöst werden. Omar hatte kein Klo oder, genauer gesagt, ein paar hundert, jedoch über das ganze Dorf verstreut. Er nutzte auch das leer stehende Junggesellenapartment und schlich sich hinein, um ein mitternächtliches Bad zu nehmen oder seine Klamotten kurz in die Waschmaschine zu werfen. Es war eine verrückte Existenz. Aber Omar schien durchaus glücklich und gesund und was er so unter sauber verstand.
     
    Das per Schiff transportierte Gepäck der Shaws traf ein und mit ihm Bennys zweiter Schläger und sein Trikot. Er machte sich daran, Omar das Hurlingspielen beizubringen, und nach einem Monat legten sie im Olivenhain schon ganz gute Spiele hin. Benny hatte Spaß daran, seinen Freund lautstark zu beschimpfen. Er kam aus Pater Bartys Trainerschule, und dieser hielt nichts von Motivation. Die Angst vor Strafe war seiner Meinung nach das Einzige, das einen Jungen dazu brachte, etwas zu

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