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Benny und Omar

Benny und Omar

Titel: Benny und Omar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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werden? Bennys Gesicht brannte vor Scham, wenn er daran dachte, wie viele Stunden er schon mit dem Gefühl zugebracht hatte, vom Schicksal gebeutelt worden zu sein. Kein Taschengeld zu bekommen schien auf einmal gar keine so megaschreckliche Sache mehr zu sein.
    Omar zog so kräftig hoch, dass sein Kopf dabei nach hinten fiel, und spuckte nach kurzem Gurgeln ins Feuer. Dampf stieg auf wie eine erschreckte Schlange.
    »Binny«, sagte er und klang immer noch ein bisschen ernst.
    »Ja?«
    »Binny, Omar. Khouya. «
    »Waas?«
    »Bee Gees. Binny, Omar.«
    »Klaro. Wir sind Brüder. Nam. «
    Omar lächelte. Er hatte sich etwas überlegt. »John – Ponch.«
    »Wir fahren mit dem Moped? Wohin … Où? «
    » Feesa, Sahbee. Los, Freundchen.«
    »Ja, ja. Aber nicht Wembley Stadium.«
    » Mafi Wembley«, erwiderte Omar und trat auf den Kickstarter der altersschwachen Peugeot. »Chicago Hope.«
    Benny rappelte sich auf. Der Fes rutschte ihm über die Augen. Sie würden also bei Omars Schwester vorbeischauen. Ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken, sprang er auf das Moped. Das fiel ihm immer leichter. Wenn er beim ersten Mal nicht erwischt wurde, warum sollte es ihn dann jetzt treffen?
    Sie fuhren durch das Buschland davon. Der holprige Boden setzte alles daran, ihnen die Bandscheiben aus dem Rückgrat zu entfernen. Die Gewürze in dem Essen, das Benny zu sich genommen hatte, begannen ihn wieder heimzusuchen. Ein schauerlicher Gedanke kam ihm.
    »He, Omar. Wo ist der andere Truthahn?«
    Aber Omar verstand kein Englisch und außerdem hatte der Fahrtwind seine Worte schon längst weggetragen. Dann eben nicht.
     
    Die Tour in die Stadt war riskanter denn je. Dieselabgase und Begegnungen mit dem Tod waren an der Tagesordnung. Alte zahnlose Männer schrien ihnen arabische Schimpfwörter hinterher. Einige schleuderten nach ihnen, was immer sie an Munition gerade in der Hand hatten. Benny verlor fast seinen Fes nach einem Zusammenstoß mit einem steifen, rosafarbenen Fisch.
    »Beleed!« , heulte Omar.
    Das war eingängig, leicht zu merken und wahrscheinlich kein Kompliment. Aber wenn man nicht sicher wusste, dass es ein Schimpfwort war, dann war es auch keine Sünde, es zu verwenden.
    »Beleed!« , brüllte Benny dem Mann zu, der den Fisch geschwungen hatte. »Beleed! Beleed!«
    So wie der Mann die Augen rollte und den Kiefer nach unten klappte, hatten die Worte genau die richtige Wirkung. Der Fischer war so überrascht, aus einem weißen Gesicht arabische Schimpfworte zu hören, dass er mit dem Vorderrad vom Bordstein herunterfuhr. Beleed. Das musste man sich merken.
    Schließlich war die holprige Reise zu Ende. Omar fuhr den Bordstein hinauf und das Hinterrad hüpfte. Benny stieg steifbeinig ab. Vielleicht würde er nie wieder gerade gehen können. In seinen Augenwinkeln schimmerten Tränen, die ihm der Fahrtwind in die Augen getrieben hatte.
    Omar zündete sich am Auspuff des Mopeds eine Zigarette an.
    »Ich war hier schon mal«, sagte Benny und sah sich um. Sie waren auf der Psycho-Farm.
    »Chicago Hope«, wisperte Omar. »Kaheena.«
    »Das ist kein Krankenhaus, Omar.«
    »Störung.«
    » Mafi nee-nah.«
    Omar zuckte die Achseln. Aber so etwas Ähnliches.
    Benny riss Omar die Zigarette aus dem Mund.
    »Omar Chicago Hope«, sagte er und zertrat die Kippe wie ein widerwärtiges Insekt.
    Der Tunesier verdrehte die Augen. Ja, ja, ja.
    In Wirklichkeit spielte Benny auf Zeit. Er hatte keineswegs das Bedürfnis, diesen Ort ein zweites Mal zu besuchen. Beim letzten Mal war er flach gelegt, fertig gemacht und erniedrigt worden. Und das war am helllichten Tag gewesen mit dem ganzen Personal in der Nähe. Wer wusste, was um diese nachtschlafende Zeit geschehen konnte.
    Omar berührte ihn an der Schulter. Okay, so viel zum Thema ›nicht hineingehen wollen‹. Einen Augenblick später saßen sie rittlings auf der Lehmmauer.
    »Shuf« , sagte Omar und deutete auf ein flaches weißes Gebäude.
    »Ich sehe es«, sagte Benny. Er erinnerte sich an die Hand hinter den Gitterstäben. Kleine dünne Finger, die Kreise in den Schmutz malten.
    Omar legte einen Finger an die Lippen. »Uskut.«
    Benny grunzte. Als ob man ihm das sagen müsste.
    Sie sprangen hinunter in die Pferdekoppel. Ein fettes Pferd schnappte nach ihnen. Omar schnappte zurück. Nachdem sie geschickt an der Wache vorbeigeschlichen waren, trabten sie auf ihr Ziel zu. Die Wände waren kühl und feucht. Unter ihren Fingern spürten sie pelzigen Schimmel. Omar beachtete die ersten drei

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