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Benny und Omar

Benny und Omar

Titel: Benny und Omar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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aufgegriffen habe, der in meine Farm eingebrochen ist.«
    »Sie haben uns erwartet, nicht wahr?« Benny war der Ansicht, dass es an der Zeit sei, das Thema zu wechseln.
    »Ich habe mir schon gedacht, dass Omar herkommt … und ich weiß, was ihr macht. Kaheena hat heute Geburtstag. Sie ist neun geworden. Für uns Muslime ist der Geburtstag nicht so wichtig – aber in Omars Fall …«
    »Was ist mit Omar?«
    »Weißt du das nicht?«
    »Bruchstücke.«
    Samir zog seinen Zigarettenstummel hervor und klemmte ihn zwischen die Lippen. »Das ist eine traurige Geschichte«, sagte er und nahm einen tiefen Zug. »Die Ben Alis waren Beduinen.«
    »Wer?«
    »Die Ben Alis. Omars Familie. Sie tragen denselben Namen wie unser erlauchter Präsident.«
    »Klaro. Weiter.«
    »Danke. Beduinen sind wie bei euch Zigeuner.«
    »Ohne festen Wohnsitz.«
    »Genau. Sie sind eine aussterbende Art. Omars Mutter überredete seinen Vater, sich irgendwo niederzulassen. Sie beluden den alten Pick-up und fuhren Richtung Sfax. Alles, was sie besaßen, war hinten auf dem Laster. Schafe, Truthähne und Omar. Für ihn war kein Platz mehr im Führerhaus.« Asaad hielt inne und blies Funken von der Spitze seiner Zigarette.
    »Sie waren auf ihrer letzten Fahrt vom Lager zu ihrem neuen Wohnsitz. Es war spät. Wahrscheinlich waren alle müde. Na, egal, jedenfalls fuhr Omars Vater einfach über die Gleise auf der Gabes Road. Ich weiß nicht, ob die Ampel grün zeigte oder ob er nicht hinschaute …«
    Benny zog hörbar die Luft ein.
    »Die Eltern waren sofort tot. Aber Kaheena zogen sie unter ihrer Mutter hervor. Seither hat sie kein einziges Wort mehr gesprochen. Das war vor drei Jahren.«
    »Und Omar?«
    »Man fand ihn hundert Meter entfernt praktisch unversehrt. Al-hamdu li’llah. Es war ein Wunder.«
    »Meine Güte!«
    »So kamen sie zu mir. Kaheena war psychisch krank. Wir konnten nur verhindern, dass sie sich selbst verletzte.«
    »Deshalb die Lederriemen an ihrem Bett?«
    »Ja. Ich habe nicht so viel Personal, dass wir rund um die Uhr auf sie aufpassen können. Zuerst haben wir ihr erlaubt aufzustehen. Aber sie war sehr gewalttätig. Ehrlich gesagt ist sie jetzt schon so lange in diesem Bett, dass ich nicht weiß, ob ihre Beine sie überhaupt noch tragen werden.«
    »Steht sie unter Drogen?«
    Samir runzelte die Stirn. Das war ein wunder Punkt. »Ich habe sie … Sie bekommt Medikamente. Sie regt sich sehr schnell auf. Allein das Geräusch von Autoverkehr kann einen Schreikrampf auslösen. Es ist schrecklich, ich weiß. Aber wir sind ein Entwicklungsland. In den meisten Teilen Afrikas werden Geisteskrankheiten immer noch von Medizinmännern behandelt.«
    »Und was geschah mit Omar?«
    »Ihm schien es gut zu gehen. Er wurde in ein geschlossenes Waisenhaus gebracht.«
    »Ich wette, dass er davon nicht sehr begeistert war.«
    Samir nickte betrübt. »Nach einer Woche lief er weg. Sie bekamen ihn nicht zu fassen. Allerdings hat sich auch niemand besonders darum bemüht. Es gibt zu viele Waisen, die ein Bett brauchen.«
    »Ich weiß. Mister O’Byrne in unserer Schule zu Hause sagt immer, dass es zu viele Menschen gibt, die wirklich eine Ausbildung wollen, als dass er sich mit solchen wie mir herumärgern müsste.«
    »Ja, so ähnlich. Und dort hat er also die letzten drei Jahre gesteckt! Wie kommt er an Geld?«
    Benny sah ihn argwöhnisch an. »Aber Sie versuchen nicht, mich auszuhorchen?«
    »Nein.« Samir gab ein glucksendes Geräusch von sich. »Wenn ich Omar kriegen wollte, dann hätte ich das schon lang getan. Er kommt alle zwei Wochen vorbei. Ich will nur wissen, ob bei ihm alles in Ordnung ist.«
    Benny überlegte. »Klingt einleuchtend. Also, soweit ich weiß, repariert er alten Schrott, Mopeds und so und verkauft sie dann.«
    »Nichts Illegales, hoffentlich?«
    »Äh … nein. Nichts Illegales. Aber andererseits kenne ich die tunesischen Gesetze nicht.«
    »Praktisch, ein unwissender Dummkopf zu sein, was? Der Knabe sollte sich vorsehen. Zwei Jahre noch und dann könnte er im Gefängnis landen.«
    Benny sah erstaunt auf. »Wie alt ist er?«
    »Vierzehn. Er müsste jetzt vierzehn sein.«
    »Vierzehn!« Benny konnte es nicht fassen. »Ich meine, ich bin ja auch nicht gerade groß, aber er ist winzig!«
    Samir schnippte seine Kippe über die Mauer. »Wir sind in Afrika, Benny. Wir können uns nicht alle den Luxus einer idealen Ernährung leisten! Schaltest du nie den Farbfernseher ein, den EuroGas euch zur Verfügung

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