Benny und Omar
auf der Couch geblieben?
Die Badezimmertür ging auf. George hatte sich beruhigt und schluchzte nur noch immer wieder auf. Pat Shaw kam zusammen mit dem Arzt heraus. Beide sahen fertig aus.
»Vielen Dank, Doktor Jalil«, sagte Dad. »Sie hätten Ihren Abend auch anders verbringen können.«
Khayssi stand auf. »Doktor Jalil spricht kein Englisch. Ich werde Ihre Worte weitergeben.«
Pat nickte. »Gut. Wunderbar. Danke, Mister Khayssi.«
»Talal … bitte.«
»Okay. Danke, Talal.«
»Gern geschehen. Aber …«
»Ja?«
Khayssi holte tief Luft. »Ich möchte darum bitten, dass Ihr Sohn, Master Bernard, nicht mehr mit diesem Jungen, Omar, verkehrt. Er ist ein Dieb mit vielen schlechten Freunden. Wenn wir nicht aufpassen, werden jede Nacht Banden elternloser Jungen in unserem Dorf randalieren. Und das darf auf keinen Fall geschehen.«
Dad warf Benny einen strengen Blick zu. »Machen Sie sich keine Sorgen, Talal. Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis Bernard hier auch nur eine Minute freie Zeit hat, um mit irgendjemandem zu verkehren.«
Khayssi gab das an Doktor Jalil weiter. Alle drei Männer schüttelten sich die Hände und die Tunesier gingen. Das war nicht der Moment, um zu einer Tasse Tee zu bleiben. Eine Strafe musste verhängt werden.
Sie saßen zusammen auf der Couch: Ma, Dad und George. Der Schleimer hatte einen wattierten Verband über einer Augenbraue. Ein roter Fleck breitete sich auf dem Pflaster aus wie ein Tintenfleck. Benny konnte den Blick nicht von dem Fleck abwenden. Das Komische war, dass für Georgie jetzt alles in Ordnung war. Er hatte kein Interesse daran, seinen großen Bruder zur erwürgen. Er wollte nur ins Bett. Ma und Dad jedoch waren nicht bereit, die Sache so schnell zu vergessen.
»Also?«, sagte Dad. »Erzähl deiner Mutter, was dich dazu veranlasst hat, unser Vertrauen zu missbrauchen und deinen Bruder allein zu lassen.«
Bennys Kehle fühlte sich an, als habe sie nur noch den Durchmesser eines Strohhalms. »Ich weiß, dass es meine Schuld –«, begann er.
»Ach, sieh mal an! Er weiß, dass es seine Schuld ist. Na, das ist ja großartig. Solange du das nur weißt. Wir können uns alle ins Bett verziehen und die ganze Sache vergessen.«
»Ach, Ma!«
Jessica sprang auf. »Untersteh dich! Ma! Du weißt, dass ich das hasse! Jahrelang habe ich dich gebeten – gebettelt. Aber du kannst mir nicht einmal diesen kleinen Gefallen tun. Nein! Weil du Hurling spielst und Hurling-Spieler müssen sich nicht an Regeln halten.« Jessica sagte Hurling-Spieler in einem Ton, der normalerweise Autoren schlechter Rezensionen oder Adolf Hitler vorbehalten war.
Dad übernahm. »Das ist also das Ergebnis, wenn man dich freundlich bittet. Also gut. Wenigstens wissen wir alle, woran wir sind. Ich sag dir jetzt nämlich eines, mein Freund. Du wirst nie wieder freundlich gebeten.«
»Dad, es ging um Omars Schwester.«
Aber Erklärungen waren zwecklos. Jeder Versuch machte seine Eltern nur noch zorniger.
»Omars Schwester! Omars Schwester! Ach, ich verstehe. Für deinen eigenen Bruder hast du keine Zeit, aber es macht dir nichts aus, ihn im Stich zu lassen, um zu Omars Schwester abzuhauen.«
»Mir geht es wieder gut, Daddy.«
»Tapferer Junge, Georgie. Siehst du das, Bernard? Sogar mit einer Platzwunde am Kopf und sechs Stichen versucht dein Bruder noch, dir aus der Patsche zu helfen. Du kannst dich glücklich schätzen, einen solchen Bruder zu haben.«
»Ich weiß.«
»Ach ja, du weißt es? Und deshalb verdrückst du dich und lässt ihn allein, nicht wahr?«
»Ich habe nicht gedacht –«
Darauf stürzte sich nun wieder Mam: »Und genau da haben wir es. Du hast einfach nicht nachgedacht. Das ist die Wurzel des ganzen Übels, genau das.« Sie wandte sich an ihren Mann. »Bring du das hier zu Ende, Pat. Ich gehe zu Bett.«
Pat nickte. »Okay, Liebes. Geh nur. Bring George zu Bett. Ich werde mich schon um diesen Knaben kümmern, keine Bange.«
Sie gingen. Niemand sagte Gute Nacht. Pat Shaw rieb sich die Ohren und sagte lange Zeit gar nichts. Benny beobachtete seinen Vater verstohlen, immer bereit, den Blick zurück zu seinen Füßen schnappen zu lassen.
Pat Shaw stand auf und warf seinem Sohn einen vernichtenden Blick zu.
»Du hast uns allen nur wegen ein paar Idioten etwas vorgemacht? Nun, ich hoffe, du hattest immer viel zu lachen, wenn du dich über diese Mauer hinausgeschlichen hast. Denn die Tage des Lachens sind vorbei. Dich kann man offenbar nur mit harter Hand anfassen. Ich
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