Benny und Omar
versuchte, ein interessiertes Gesicht zu machen. Pat durchschaute ihn. Er musste solche Gesichter jeden Tag bei der Arbeit aushalten. Er rieb sich die müden Augen mit den Handballen.
»Ich weiß, dass du nicht zuhörst.«
»Bitte?«
»Ich weiß, was du tust, Benny. Du sitzt hier und denkst, ja, ja, mal wieder die alte Leier.«
»Nein, Dad, bestimmt –«
»Sicher tust du das. Dad hält mal wieder eine Predigt. Zum einen Ohr rein und zum andern raus. Ich weiß schon.«
»Pat?«
»Aber es ist so, Jessie! Das ist das ganze Problem. Benny hört nie zu.«
»Mach ich doch.«
»Wenn es dir in den Kram passt, ja. Ich weiß, dass du immer ein wahnsinnig interessiertes Gesicht aufsetzt, wenn ich rede. Aber du hörst mir eigentlich gar nicht zu.«
Benny schluckte. Dad hatte sich wohl den Ehrlichkeitsvirus von Harmony eingefangen.
»Wäre es nicht toll, wenn du hören könntest. Es wäre fantastisch. Ich würde einfach etwas sagen und du würdest hören! Das wäre doch mal was Neues. Was hältst du davon, mein Junge?«
»Dad, ich bin nicht –«
»Man müsste dich nie wieder bestrafen. Stell dir das vor! Ich würde dir einfach was sagen und du würdest hören. Wäre das nicht toll?«
Jessica streckte die Hand aus. »Pat?«
Er ergriff die Hand und setzte sich. »Ich weiß schon. Ich habe nur die Nase voll von der ganzen Sache«, seufzte er. »Hast du irgendetwas gelernt, mein Sohn?«
Benny überlegte. »Denke schon.«
»Gut, und was?«
»Weiß nicht. Tun, was mir gesagt wird, und so.«
»Aber warum, Bernard? Warum?«
Benny bewegte lautlos die Lippen auf und ab. Das war ein Test. »Weil ihr es mir sagt, vermute ich.«
Die Eltern seufzten. Er hatte die falsche Antwort erwischt.
»Vielleicht weiß er es ja«, versuchte es Jessica noch einmal. »Er kann es nur nicht ausdrücken.«
»Vielleicht«, sagte Dad und sah nicht sehr überzeugt aus. Er schlug sich mit den Händen auf die Knie. »Also gut.«
»Was?«
»Ich gebe dir eine Chance.«
Benny sah argwöhnisch auf. Solche Angebote waren oft genug nicht so gut, wie sie auf den ersten Blick erschienen. »Eine Chance?«
»Ja, Gott stehe mir bei.«
»Pat, vielleicht sollten wir –«
»Ich weiß. Ich weiß. Aber ich will es jetzt sagen.«
»Was ist es, Daddy?«, sagte Georgie. Es waren seine ersten Worte bislang. Das gab den Ausschlag.
Jessica fuhr mit dem Daumen über Georges rosafarbene Narbe. »Red weiter, Pat.«
»Du weißt doch, dass ihr kommendes Wochenende diese Klassenfahrt in die Wüste machen wollt?«
»Ja, aber –«
»Du darfst mit.«
»Aber Dad!«
»Schluss! Glaub nicht, dass du mit mir diskutieren kannst, Knabe. Wir sind noch nicht wieder Kumpel.«
»Schon gut. Entschuldigung.«
»Du fährst mit und basta. Wenn du dich benimmst, werden wir sehen, was wir mit deinem Arbeitsplan machen.«
Benny nickte.
»Aber wenn ich von Harmony oder Bob auch nur einen Ton darüber höre, dass du alles madig machst …« Dad sprach es nicht aus.
Bennys Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Mit einer Menge Leute, die einen hassten, auf Klassenfahrt gehen oder das ganze Wochenende lang verstopfte Abflüsse säubern. Schwere Entscheidung. Aber er hatte ja gar keine Wahl. War der Zeitpunkt günstig, um eine bessere Amnestie herauszukitzeln? Benny schaute seinen Dad an. Er sah die Müdigkeit in seinem Gesicht und das Grau, das seine Schläfen hinaufkroch. Vielleicht sollte er es dem Alten nicht zu schwer machen und ihm eine Pause gönnen.
»Gut, Dad. Faires Angebot. Ich fahre.«
Pat schnaubte. »Als ob du eine Wahl gehabt hättest! Jetzt ab in dein Zimmer. Du bist mir noch eine halbe Stunde Lernen schuldig.«
Das erschütterte Benny ein wenig. Er hatte geglaubt, er sei jetzt ganz aus dem Schneider. »Klaro. Ich geh dann jetzt!«
»Guter Junge. Mach das.«
Und er trollte sich.
Jessica zog George auf ihren Schoß, obwohl er für so etwas eigentlich schon ein bisschen zu alt war. »Wir sind so froh, dass wir dich haben, Liebling.«
»Ich weiß«, sagte Georgie und lächelte.
»Das vorhin war sehr nett von dir.«
»Was?« Es war keineswegs unter Georgies Würde, nach Komplimenten zu fischen.
»Das weißt du ganz genau, kleiner Mann. Du hast versucht, deinem Bruder zu helfen.«
Georgie nickte. »Weißt du, Mammy, Benny ist nur so frech, weil er nicht so schlau ist wie wir.«
Pat ließ den Kopf hängen. »Gott steh mir bei. Was ziehe ich mir hier heran?«
»Er hat es doch gar nicht so gemeint, nicht wahr, Liebling?«
»Wie gemeint?«
»Siehst du,
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