Bennys Blutgericht
bekommen würde. Jetzt setzte er alles auf eine Karte, denn zu lange konnte er sich auch nicht hier aufhalten.
Amy fiel zurück. Sie hatte sich nach hinten fallen lassen. Das von oben nach unten fahrende Messer mußte deshalb einen weiteren Weg beschreiben.
Ein Vorteil für Amy. Sie lag plötzlich auf dem Boden. Die Klinge fuhr über sie hinweg, aber Amy blieb nicht auf der Stelle liegen. Sie bewies, wie schnell sie sich bewegen konnte. Das Training machte sich bezahlt.
Plötzlich war sie wieder auf den Beinen und drehte sich Benny zu. Ihr Bein schnellte in die Höhe.
Benny wurde getroffen.
Er spürte den Stoß an der Brust, der ihn zurücktaumeln ließ. Nur mit Mühe hielt er sich und war froh, Halt an der Stange zu finden. Er hörte Amys scharfes Lachen und sah, daß sie mit schnellen Schritten in eine Ecke huschte. Dort lagen einige Kleidungsstücke, von denen Amy etwas in die Höhe riß. Die zumeist grauen Trikots sahen wie lapprige Geister aus, aber sie waren für Amy nützlich. Mit der linken Hand wickelte sie die Trikots um ihren rechten Arm, um so einen Schutz aufzubauen.
»Komm her, du kleiner Satan! Versuche es noch mal, verdammt! Na komm schon. Zeig mal, wie gut du bist!«
Benny Benson war durcheinander.
So hatte er sich die Sache nicht vorgestellt. Er war derjenige, der die Initiative behalten mußte, und nicht das Opfer.
Wenn Amy Baker Angst verspürte, so ließ sie es sich nicht anmerken. Sie war eiskalt, schon profihaft. Ihre Lippen zeigten ein verzerrtes Grinsen.
Benny hatte sich von der Stange gelöst. Seine kalten, blauen Augen waren zu Boden gerichtet. Den Kopf hielt er gesenkt, und er atmete röchelnd.
»Willst du nicht? Feige? Soll ich die Bullen rufen? Oder soll ich meinen Schülern Bescheid geben, damit wir dich gemeinsam in die Mangel nehmen?«
Benny schüttelte den Kopf.
Er wollte nichts von dem. Er wollte nicht einmal den Tod der Frau. Er wollte nur so gut wie möglich aus dieser Lage herauskommen. Um die Tür zu erreichen, mußte er an der Frau vorbei, was nicht einfach werden würde.
Wieder lockte sie ihn. »Bist du feige?«
Benny ging vor. Er dachte dabei an seinen Vater. Der setzte auf ihn. Er war jetzt der einzige Rächer, und er mußte es auch vollenden. Noch einen Angriff, dann…
Benny drehte durch.
Wie ein Stier in der Arena startete er. Er war ein Mensch, der rot sah und sich durch nichts mehr aufhalten ließ. Er schüttelte den Kopf, und sein Schrei echote durch den Probesaal.
Er stieß zu.
Amy Baker war noch da. Doch die Wut und der Haß hatten Bennys Blick verschwommen gemacht. Dort, wo er eigentlich den Widerstand hätte spüren müssen, war nichts mehr. Der Stich war ins Leere gegangen, weil Amy einfach zu schnell gewesen war.
Dann fiel er, weil plötzlich etwas in Höhe der Waden zwischen seinen Beinen steckte. Der Boden raste auf ihn zu. Er prallte auf, er schrie und rutschte noch ein Stück darüber hinweg.
Amy war sofort bei ihm.
Als er sich aufrappeln wollte, trat sie zu – und erwischte dabei seinen Hals.
Der Tritt raubte ihm die Luft. Er schaffte es nicht, sich zu bewegen. Wie gelähmt lag er auf dem Boden und wurde von zwei Händen erst zur Seite und dann auf den Rücken gedreht.
Sie schaute auf ihn nieder. Dann packte sie sein rechtes Handgelenk und drehte es herum. Er mußte das Messer loslassen, wenn der Schmerz aufhören sollte.
Amy hatte jetzt die Klinge. Sie kniete sogar neben Benny und ließ die Messerspitze über seiner Kehle schweben. »Du weißt, in welcher Lage du dich befindest, mein Junge. Ich könnte zustoßen und dich mit einem Messerstich ins Jenseits befördern. Aber das werde ich mir überlege. Nicht hier, sondern woanders. Ich denke, wir beide sollten gemeinsam verschwinden.«
»Und dann?«
»Ich habe heute Zeit, und ich denke, daß du mir einiges erzählen wirst. Wenn nicht…«, sie lachte auf. »Hat mich dein Vater nicht für eine Giftmörderin gehalten?«
»Ja, das hat er!«
»Wunderbar. Dann werde ich dir später beweisen, daß ich es auch tatsächlich bin.«
Da gab Benny Benson auf…
Es war der typische Theatergeruch, der uns empfing. Ein bißchen Schweiß, ein bißchen Schminke, Parfüm und auch noch der Geruch nach Dampfschwaden aus den Duschen.
Wir fühlten uns ein wenig deplaziert inmitten dieses Umkleideraums, aber den Tänzern und Tänzerinnen machte unser Besuch nichts aus. Sie kümmerten sich nicht um uns, sprachen uns nicht an, grüßten freundlich, wobei einige schon ihre Taschen gepackt hatten und
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