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Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Benson
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ließ das große, geschliffene Kristallglas mit der neongrünen Flüssigkeit darin beinahe in den Sand fallen.
    Man beachte, dass ich „beinahe“ sagte.
    Sobald ich mich vergewissert hatte, dass es sich um einen echten Drink handelte und nicht um irgendein von der Hölle hervorgebrachtes Trugbild, trank ich die Mixtur mit Melonengeschmack so schnell, dass ich sofort Kopfschmerzen bekam. Ich muss wohl kaum erwähnen, dass meine Lage mir sofort in einem rosigeren Licht erschien.
    Genau genommen war das nicht die einzige Wirkung, die der Drink entfaltete.
    Ich möchte vorab nochmals darauf hinweisen, dass ich keine große Trinkerin bin. Normalerweise reichen mir anderthalb Cocktails, um total beschwipst und ein bisschen müde zu werden. An diesem Punkt höre ich dann auf zu trinken und genieße meinen bedröhnten Zustand. Aber ich schätze, wenn der betreffende Drink so stark ist wie das Zeug, das ich gerade heruntergestürzt hatte, ist ein Glas wohl mehr als genug für mich …
    „Bööörp …“, rülpste ich laut und stieß dabei einen Schluck leckeren Melonengeschmack auf. Glücklicherweise gelang es mir, den Rest des Getränks meiner Wahl im Magen zu behalten, wenn auch nur mit einer gehörigen Willensanstrengung. Mein Magen war ganz und gar nicht glücklich – aus meinem Verdauungstrakt schlugen mir unverkennbar feindselige Gefühle entgegen.
    „Bööööööörrrrp!“
    Ein weiteres Rülpsen traf mich mit voller Wucht in den Solarplexus und dauerte etwa zehn Sekunden länger an als sein Vorgänger – und während es sich durch meinen Hals nach oben wühlte, versengte es mir ganz nebenbei die Speiseröhre. Hustend legte ich mich auf den Boden, schloss die Augen und wartete, dass die Wellen der Übelkeit verebbten.
    Ich hatte nicht vor, mich zu übergeben, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ. Im Ernst: Ich war durch etwa ein Dutzend Wurmlöcher gereist, seit Jarvis mich in Manhattan abgeholt hatte, und wenn mich das nicht zum Kotzen gebracht hatte, dann würde ich mich ganz sicher nicht von einem Midori Sour kleinkriegen lassen.
    Das war eine Frage des Prinzips.
    Außerdem hasste ich es, mich zu übergeben, insbesondere aufgrund einer sehr lebhaften Erinnerung daran, wie meine Schwester Thalia sich auf dem Rücksitz des Volvo Kombis meiner Mutter über mich erbrochen hatte, als ich gerade zehn gewesen war.
    Meine Mutter war mit uns zu einem Jahrmarkt in Providence gefahren. Clio und ich hatten einen Riesenspaß, probierten alle Karussells und Achterbahnen aus und aßen alles, was wir in uns reinstopfen konnten. Thalia hingegen, die damals um die vierzehn gewesen war, hatte beschlossen, zu dick zu sein, und aß den ganzen Tag lang gar nichts. Allerhöchstens hatte sie zum Frühstück eine Erdbeere angesehen.
    Wie dem auch sei, nach diesem schönen, spaßigen Familienausflug stiegen wir gerade hinten in den Kombi ein, als Thalia sich vorbeugte und mir auf die Schulter tippte. Als ich mich umdrehte, um zu fragen, was sie wollte, öffnete sie den Mund, sodass ihre Zahnspange im Nachmittagslicht wie Diamantgeflecht glitzerte, und übergab sich in meinen Schoß.
    Wollt ihr wissen, was wirklich eklig ist? Thalia hatte absolut nichts im Magen, und man sollte eigentlich meinen, dass das besser wäre als eine hochgewürgte McDonald’s-Mahlzeit. Aber in gewisser Weise war es viel, viel schlimmer. Was man beim Thema Kotzen gern vergisst, ist der schreckliche Gestank, und reine, unverdünnte Magensäure ist echt eine Kategorie für sich. Wenn einem jemand dieses Zeug in den Schoß würgt, ist es vorbei mit den guten Manieren.
    Als der grauenvolle hochgewürgte Magensäuregestank mir in die Nase stieg, konnte mich nichts mehr davon abhalten, fröhlich mitzumachen. Ziemlich bald fühlten wir uns auf unserem Rücksitz wie in einem guten alten römischen Vomitorium.
    Es muss wohl nicht eigens erwähnt werden, dass meine Mutter nicht besonders begeistert war. Viel Zeit verging, bevor ich wieder ohne eine Plastiktüte in ihr Auto durfte. Das Seltsame daran war, dass alle mir die Schuld gaben, weil ich angeblich zu viel Süßkram und so gegessen hätte und mir deshalb schlecht geworden wäre. Ganz egal, wie sehr ich das Gegenteil behauptete, niemand glaubte mir …
    Den Teil der Geschichte hatte ich völlig vergessen.
    Interessant. Wenn man anfängt, all die schlimmen Erlebnisse aufzuzählen, die man am liebsten verdrängen möchte, stellt man plötzlich fest, dass es sehr viel mehr von ihnen gibt, als einem klar war, und

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