Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel
Beziehung nichts erspart.
„Hör auf, Kümmerchen!“, hörte ich Clio rufen, während heißer Schmerz mir durchs Bein fuhr. „Lass Callie in Ruhe!“
Doch Kümmerchen hielt sich mit der ganzen Kraft ihres kleinen Körpers an mir fest, die Kiefer in einem scheinbar unlösbaren Todesgriff um meine Wade geschlossen.
Plötzlich durchströmte mich eine seltsame Leichtigkeit, gefolgt von einem angenehmen Kribbeln in dem Bein, auf dem Kümmerchen herumkaute. Ohne Vorwarnung strahlte das Gefühl in meine übrigen Gliedmaßen aus, bis es schließlich mein Gehirn erreichte und auch dort seine betäubende Wirkung entfaltete. Es war ein derart berauschendes Gefühl, dass ich mich ganz und gar von ihm einlullen ließ. Ich dachte nur noch an Einhörner und Schmetterlinge und daran, wie gern ich auf einem dieser magischen Wesen – oder gleich auf allen beiden -reiten würde.
So was Seltsames.
Dann überkam mich ein akutes Schwindelgefühl, so plötzlich, dass es mir den Magen umdrehte und mich aus meiner glücklichen Einhorn-Schmetterlings-Versonnenheit riss. Clios Zimmer begann sich immer schneller um mich zu drehen, bis ich entweder die Augen schließen oder mich übergeben musste.
Ich entschied mich fürs Augenschließen, weil ich es wirklich hasse, mich zu übergeben.
Da ich nichts mehr zu verlieren hatte außer meinem Frühstück, schloss ich die Lider und ließ die Welt um mich herum entschwinden.
20
Als ich die Augen wieder öffnete, war Clios Zimmer ebenso verschwunden wie die Übelkeit, und ich saß allein in einer weiten Wüste, die sich wie das Wartezimmer der Ewigkeit vor mir erstreckte. Ich schaute an meinem Bein hinunter und sah, dass ich zwar eine Menge Hundesabber an der Hose hatte, jedoch kein Blut auf dem Stoff zu sehen war. Behutsam rollte ich das störende Hosenbein hoch und betastete vorsichtig die wunde Haut darunter. Kümmerchen war so freundlich gewesen, nur einen dicken Bluterguss zu verursachen, weshalb ich zu dem Schluss kam, dass meine Wade morgen zwar ordentlich wehtun, aber zumindest nicht eitern würde.
Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass meine Verletzungen nicht lebensbedrohlich waren, kümmerte ich mich nicht weiter um mein Bein und wandte meine Aufmerksamkeit stattdessen meiner Umgebung zu. Ich konnte es nicht genau benennen, doch an diesem Ort war etwas, das mir den Magen umdrehte und die Übelkeit wiederkehren ließ, die ich im Haus Meeresklippe zurückgelassen zu haben glaubte. Und dann, zu meiner äußersten Überraschung, bekam ich plötzlich eine Gänsehaut und begann am ganzen Leib zu zittern. Angesichts des Umstands, dass es heiß genug war, um Spiegeleier auf meinen Schuhen zu braten, war das ziemlich befremdlich.
Ich hatte keine Ahnung, warum mein Körper so seltsam auf diesen Ort reagierte, bis mir langsam dämmerte, dass ich schon einmal hier gewesen war. Sobald ich begriff, wo ich mich befand, wusste ich natürlich, warum mein Körper so stinksauer war – es gefiel ihm nicht, ohne vorherige Erlaubnis an einen Ort zurückgebracht zu werden, den er nicht leiden konnte.
Mein Körper war da eben ein bisschen eigen.
Und dann traf mich die Erkenntnis, wer mich vor meiner Familie gerettet hatte, plötzlich wie ein Blitz in finsterster Nacht. Es gab nur eine logische Antwort auf diese Frage, denn ich selbst konnte kein Wurmloch im Gewebe des Raumes öffnen, wenn mein Leben davon abhing, Jarvis saß im Kittchen, und alle anderen Leute, die ich kannte, hielten mich für eine Familienverräterin.
Abgesehen davon hatte ich dieses seltsame „Schmetterlinge-und-Einhörner-Glücksgefühl“ schon einmal erlebt … als Kümmerchen und ich durch die zufällig aufgetauchte Tür in der Hölle ins Haus Meeresklippe zurückgekehrt waren. Die Tür, die Kümmerchen „entdeckt“ hatte, nachdem Jarvis mich vor dem verrückten Detective von der Ermittlungsbehörde für Übersinnliches gerettet hatte.
Jetzt begriff ich, dass es nicht nur blindes Glück gewesen war, das uns damals sicher nach Haus Meeresklippe zurückgebracht hatte … sondern mein Höllenhundwelpe Kümmerchen.
Es war nur logisch, davon auszugehen, dass Kümmerchen nach unserer fruchtlosen eintägigen Höllenwanderung beschlossen hatte, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, indem sie mitten im Nirgendwo ein Wurmloch geöffnet hatte, um meinem Gejammer einen Riegel vorzuschieben und uns gleichzeitig zu retten.
Missmutig fluchte ich auf Kümmerchen – dummer Hund –, als mir plötzlich klar wurde, wo
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