Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug
alle verfügten über magische Fähigkeiten.
»He, von einer Zauberkundigen zur andern …«, setzte ich an, aber eine der Wachen rammte mir die Faust gegen den verlängerten Rücken, sodass mir die Luft aus den Lungen gepresst wurde und ich in die Knie ging.
»Was hast du Schreckliches gesehen, Mustafa?«, fragte die junge Madame Papillon ungeduldig und ignorierte mich, obwohl ich am Boden lag und verzweifelt versuchte Atem zu schöpfen.
Mustafa schaute zu mir, die Augen voller Feuer und Galle. »O großer Hatschepsut, diese verdammenswerte Kreatur wurde dabei gesehen, wie sie sich mit dem Architekten Senenmut gemeinmachte.«
Lieber Himmel, dachte ich elend und mit einem Kloß im Hals, das ist Senenmuts wahre Liehe? Madame Papillon?
»Wie meinst du das?« Hatschepsuts beziehungsweise Madame Papillons Stimme stockte. Sie schaute auf mich herab, und ihren wunderschönen Augen war anzusehen, wie tief sie getroffen war.
»Wir haben den Architekten fortgejagt, doch zuvor haben wir mit eigenen Augen seine Indiskretion beobachtet«, sagte Mustafa.
»Was meinst du damit?«, rief Hatschepsut und krallte sich die Hand in die Brust. »Was meinst du damit?«
Mustafa hatte einen hämischen Ausdruck in den Augen, der mir kein bisschen gefiel. Ich schaute entsetzt zu, wie der Mann den Mund öffnete und Hatschepsut unverfroren ins Gesicht log. »Wir haben sie beim Beischlaf an ebendiesem Ort gefunden, wo Eure Tochter Neferura beigesetzt ist.«
»Das stimmt nicht. Es war überhaupt nichts dabei …«, rief ich, aber ein Tritt von einer der Wachen in meine rechte Niere sorgte dafür, dass keine Worte mehr aus meinem Mund kamen.
Im Ernst, es tat unglaublich weh, und ich glaubte wirklich, mich da und dort auf den Boden erbrechen zu müssen. Ich konnte mir bestens vorstellen, wie irgendein moderner Archäologe sich am Kopf kratzen und fragen würde, wie Topfkuchenreste in etwas kamen, bei dem es sich eigentlich um altägyptisches Hochgewürgtes hätte handeln müssen.
Ich wurde von einem Schrei aus meiner schmerzinduzierten Vorstellungswelt gerissen, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ wie nichts, was ich je zuvor aus einer menschlichen Kehle vernommen hatte. Ich schaute auf und sah, dass Hatschepsuts Gesicht wutverzerrt war.
»Dafür wirst du sterben«, kreischte sie mit einer Stimme, die wie Nägel auf einer Schiefertafel klang.
Ich wollte eine schlagfertige Antwort geben, doch bevor ich meine Kräfte sammeln konnte, stürzte sie sich auf mich und attackierte mich mit jedem Gramm Wut in ihrem Leib. Sie zerkratzte mir das Gesicht mit den Fingernägeln und packte mich dann bei den Haaren und knallte meinen Kopf auf den harten Lehmziegelboden. Da man mir die Hände hinter dem Rücken gefesselt hatte, konnte ich mich nicht wehren. Ich spürte, wie das Blut aus meiner gebrochenen Nase schoss, und schmeckte es auf der Zunge, als es herabtröpfelte und sich mit dem aus meiner aufgeplatzten Lippe vermengte.
Als der Schmerz mich übermannte und mein Gehirn mir langsam den Dienst versagte, flackerte ein Gedanke immer wieder flüchtig in meinem Kopf auf:
Ich war der Grund, warum Senenmut getötet wurde.
Ich hin schon einmal hier gewesen.
23
Ich erwachte mit so schrecklichen, grauenvollen … so übermächtigen Kopfschmerzen, dass ich mir sicher war, mich durch eine ganze Bar gesoffen zu haben, angefangen mit Captain Morgan und von da aus quer durchs Alphabet.
»Oh, Gott«, stöhnte ich unwillkürlich, als ich versuchte den Kopf zu drehen.
Roher, weiß glühender Schmerz schoss durch mein Rückgrat in mein Gehirn und brachte mich zu dem Entschluss, meinen Kopf nicht noch einmal zu bewegen. Wenn nötig würde ich jemand anders bezahlen, damit er das für mich erledigte.
Ich versuchte die Augen zu öffnen, aber sie waren mit etwas verklebt, von dem ich hoffte, dass es sich um getrocknete Tränen handelte – und nicht um Blut. Ich wollte die Hände ans Gesicht nehmen und es wegreiben, doch ich hatte zu viel Angst davor, den Arm zu heben. Ich hatte kein Interesse daran, eine weitere Schmerzattacke wie die auszulösen, die ich gerade erlebt hatte.
Mit etwas Arbeit kriegte ich mein rechtes Augenlid einen Spaltbreit auf, sodass ich sehen konnte, wo zum Teufel man mich hingeschafft hatte. Es gab kaum Licht, aber ich konnte die Umrisse einer Statue vor mir ausmachen. Ich öffnete das andere Auge, und nun konnte ich erkennen, dass es sich um die Statue handelte, die ich bereits zuvor in der Grabkammer von
Weitere Kostenlose Bücher