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Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Benson
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Schoß.
    »Ganz ruhig«, flüsterte er mir ins Ohr und strich mir übers Haar. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust und zuckte dann zurück, als mir einfiel, dass ich sicher voller Blut war.
    »Mach dir keine Gedanken wegen des Blutes, meine Kleine«, sagte er und bettete mein Gesicht in seine Armbeuge.
    Es fühlte sich so gut an, gehalten zu werden. Es war, als wäre ich wieder ein Kind in den Armen meines Vaters, der mich sanft in den Schlaf wiegte. Bis zu diesem Moment war mir nicht klar gewesen, zu wie viel Zärtlichkeit Senenmut fähig war. Während er mich tröstend im Arm hielt, schweifte mein Blick durch den Raum. Der Tränenschleier vor meinen Augen ließ die mit Hieroglyphen bemalten Wände verschwimmen. Aus irgendeinem Grund blieb mein Blick bei der Statue von dem Mann und dem Mädchen hängen. Ich konnte mich nicht von ihrem Anblick losreißen – und je länger ich hinschaute, desto nachdenklicher wurde ich.
    »Bist du das?«, fragte ich flüsternd.
    »Bin ich was?« Er folgte meinem Blick zu der Ecke, in der die Statue stand. Zuerst antwortete er nicht, sondern betrachtete nur

das steinerne Bildnis. »Ich war der Lehrmeister des Mädchens … und der Liebhaber seiner Mutter«, sagte er leise und mit glänzenden Augen.
    »Du warst mehr als das, oder?«, fragte ich, doch es war eigentlich keine Frage. Die Wahrheit strich um mich herum wie ein Geist. »Du warst auch der Vater des Mädchens.«
    Senenmut nickte langsam.
    »Als Neferura starb, war es, als hätte sich ein großes Loch in meinem Herzen aufgetan, das sich niemals wieder schließen würde«, sagte Senenmut, ohne den Blick von der Statue zu wenden. »Doch wie auch jetzt begriff ich damals, dass das Leben nun einmal so ist. Wir müssen dankbar sein für die Zeit, die wir miteinander verbringen dürfen. Mehr gibt es nicht.«
    Es war schrecklich zu hören, wie er so unverblümt vom Tod seines Kindes sprach, während der Kummer noch harsch aus seiner Stimme klang.
    »Hatschepsut hat das nicht begriffen«, fuhr er fort und schluckte seinen Schmerz runter. »Neferuras Tod hat sie am Boden zerstört. Im Geiste war sie voller Zorn auf die Götter, und sie schwor, sie aus Rache zu überlisten und ihnen ihren eigenen Tod vorzuenthalten.«
    Was Senenmut erzählte, klang in meinen Ohren logisch, und langsam begriff ich, welche Verkettung von Ereignissen uns beide in diese Zeit und an diesen Ort geführt hatte.
    »Zuerst hat sie alles gehasst, was sie an unsere Tochter erinnerte – mich eingeschlossen«, fuhr Senenmut traurig fort. »Aber nach einer Weile hat sie mich wieder in ihr Herz gelassen. Zumindest dachte ich das … bis zu dem Tag, an dem sie mich zum Tode verurteilte.«
    »Sie ist nicht besonders gut beisammen«, bemerkte ich, als ich an das rasende Etwas dachte, das mir das Gesicht beinahe zu einem blutigen Brei zerschlagen hatte.
    »Sie hat ihr einziges Kind verloren«, sagte Senenmut, als bedürfe es keiner weiteren Erklärung.
    Und er harte verdammt noch mal recht, auch wenn ich es nicht zugeben wollte. Ich selbst hatte zwar keine Kinder, aber ich konnte mir durchaus vorstellen, wie es sein musste, ein Kind zu verlieren – und der Kummer konnte einen zweifellos in einen Strudel des Wahnsinns treiben, wenn man es zuließ.
    »Ich weiß, warum sie dich zum Tode verurteilt hat«, erwiderte ich leise. »Und es wird dir nicht gefallen.«
    Senenmut ließ mich los, und ich lehnte mich mit dem Rücken an die gemauerte Wand.
    »Bitte sag es mir.« Der Schmerz stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
    Ich seufzte, räusperte mich, schluckte schwer … ich tat alles Mögliche, um das Unvermeidliche hinauszuzögern, und dann, als mir nichts anderes mehr übrig blieb, sagte ich: »Es war unseretwegen. Ihr Wächter Mustafa hat uns zusammen gesehen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass er derjenige war, der den Pfeil auf uns abgeschossen hat.«
    »Dieser Sohn einer …«
    »Warte – es gibt noch mehr, was du wissen musst«, unterbrach ich ihn. »Mustafa ist kein Mensch. Er ist eine Minke: ein durchtriebenes, gestaltwandlerisches Wesen mit einem echt miesen Charakter …«
    Senenmut öffnete den Mund, um zu widersprechen, doch ich gebot ihm mit erhobener Hand, mich fortfahren zu lassen.
    »Ich weiß all das, weil ich Hatschepsut und ihre Minke schon mal getroffen habe, in meiner Zeit. Dort trägt sie den Namen ›Madame Papillon‹ und ist eine in magischen Kreisen bekannte Auraspezialistin. Kürzlich ist sie zu mir in die Wohnung gekommen. Sie hat

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