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Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Benson
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vor. Ich sah sein Leinengewand und den dicken Bart an seinem Kinn – Moment mal. Mit dem Bart stimmte etwas nicht.
    »He, du bist gar kein Mann«, rief ich. »Das ist ein falscher Bart.«
    Ich ging auf den Mann zu und zog ihm am Bart, der sich ohne Probleme löste. Der Mann/die Frau war so schockiert von meiner Dreistigkeit, dass er/sie mich nicht davon abhielt, auch seinen/ihren Kopfputz runterzureißen, unter dem ein Knoten aus dichtem, schwarzen Frauenhaar zum Vorschein kam.
    »Wie kannst du es wagen!«, fragte die Frau -jetzt war ich mir sicher, dass es sich um eine Frau handelte –, während sie mich wegstieß, ihren goldenen Kopfputz aufhob und ihn sich fest auf den Kopf setzte. »Du wirst bitter für deine Missetaten bezahlen!«
    »Ach, Himmel«, sagte ich und hielt ihr den falschen Bart hin. »Nimm schon deinen blöden Rauschebart und zieh ihn dir wieder an.«
    Sie starrte mich an. Ganz offensichtlich war sie es absolut nicht gewohnt, dass man so mit ihr redete. Widerstrebend nahm sie den Bart und steckte ihn sich in die Tasche.
    »Wie? Kein Dankeschön?«, fragte ich, doch mein Sarkasmus kam nicht bei ihr an. »He, ich kenne dich«, sagte ich dann. Während ich ihr nun bartloses Gesicht betrachtete, dämmerte es mir langsam.
    Es war Madame Papillon – nur, dass sie eine Million Jahre jünger und hübscher aussah.
    »Ich bin s, Calliope Reaper-Jones. Erinnerst du dich? Du wolltest mir doch beibringen, wie man Wurmlöcher beschwört …«
    Die Frau hatte offenbar keine Ahnung, wovon ich redete. Sie schürzte die Lippen und runzelte verwirrt die Stirn. »Ich weiß nicht, was du damit meinst«, sagte sie, legte den Kopf auf die Seite und musterte mich prüfend. »Was ist dieses Papillon, von dem du sprichst?«
    Ich hatte keine Ahnung, wo ich anfangen sollte.
    »Ähm, tja …«, setzte ich an, wurde jedoch von einem Sonnenstrahl unterbrochen, der das Halbdunkel zerschnitt, auf mein Gesicht knallte und mich fast erblinden ließ. Ich hörte, wie jemand die Ziegel am Eingang verschob, sodass immer mehr Licht in die Grabkammer strömte.
    »Mein König! Ich habe etwas Schreckliches gesehen!«
    Die Stimme war tief und samtig, eher männlich als weiblich, doch diesmal ließ ich mich nicht von irgendwelchen Geschlechtsvermutungen durcheinanderbringen. Ich kannte diese Stimme, und ich wusste genau, zu wem sie gehörte.
    Es war Madame Papillons Minke Muna.
    Nur war das Geschöpf, das aus dem Licht und in die schummrige Vorkammer trat, nicht die Muna, an die ich mich erinnerte. Dieser Muna war hochgewachsen, dunkelhäutig und entschieden männlich. Er trug eine kurze, schwarze Ledertunika, einen schwarzen Kopfputz und hatte einen Köcher mit Pfeilen und einen Bogen über der Schulter. Hinter ihm kamen drei weitere Männer, die ähnlich gekleidet waren, aber graue statt schwarzer Tuniken hatten.
    »Mustafa, schaff mir diese Frau fort«, sagte die junge Madame Papillon und zeigte auf mich.
    Mustafa bedeutete den anderen Wächtern vorzurücken, worauf diese mich sofort umzingelten.
    Ich fragte mich, ob es im Guinness-Buch der Rekorde einen Eintrag für die meiste Zeit gab, die jemand unter bewaffneter Bewachung verbracht hatte. Wenn ja, hatte ich vielleicht eine Chance, einen neuen Rekord aufzustellen, denn die letzten – beinahe – vierundzwanzig Stunden mussten zumindest irgendeine Spitzenleistung darstellen.
    Ein Wächter packte meine Handgelenke und fesselte sie mir mit einem Stück Schnur schmerzhaft fest hinter dem Rücken.
    »Au!«, sagte ich. »Das tut weh.«
    Die Wachen schienen kein Wort zu verstehen, weshalb ich es etwas langsamer wiederholte.
    »Au. Das. Tut. Weh. Bitte lockerer!«
    Einmal mehr erntete ich nur verständnislose Blicke von den drei Wachjungs. Ich brauchte einen Moment, um zu kapieren, was los war, aber dann ergab es absolut Sinn. Die Kerle verstanden meine Sprache nicht. Tatsächlich klang mein Englisch in ihren Ohren wahrscheinlich wie sinnloses Gebrabbel, wenn nicht gar wie das Plappern einer Wahnsinnigen.
    Ich Döspaddel hatte mich nicht ein einziges Mal gefragt, warum Senenmut – und die jüngere Madame Papillon und Muna/ Mustafa – mich verstanden. Ich meine, wir waren im alten Ägypten, wo mit Sicherheit niemand Englisch sprach – falls diese Sprache überhaupt schon erfunden worden war, was ich bezweifelte. Warum konnten wir vier einander also verstehen? Das schien eigentlich unmöglich zu sein, und doch war es so.
    Es war nicht besonders schwer, zum richtigen Schluss zu gelangen: Wir

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