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Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Benson
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in die Tasche gleiten und holte die Rubidiumuhr hervor. Mit dem kalten Metallding dicht an den Lippen sagte ich: »Bring uns in die Hölle.«
    Diesmal war es nicht, wie wenn man ein Wurmloch benutzte oder wenn ein ägyptischer Gott einen in der Zeit zurückversetzte. Es handelte sich um eine ganz andere Art von Erfahrung. In einem Moment waren wir in einer Geheimkammer in Neferuras Grabmal, und im nächsten standen wir vor dem Nordtor der Hölle.
    »Wo sind wir?«, wollte Senenmut wissen und umklammerte meine Hand dabei noch fester als zuvor.
    »Ähm, tja, wir stehen vor dem Nordtor, hinter dem die eigentliche Hölle liegt«, antwortete ich.
    »Und was ist das?«, fragte Senenmut weiter und zeigte auf das Ungetüm direkt vor uns.
    »Das«, sagte ich beiläufig, »ist Zerberus, der dreiköpfige Wächter des Nordtors der Hölle.«
    Als er seinen Namen hörte, wandte der riesige dreiköpfige Hund sich uns zu. Die beiden dummen Köpfen fingen angesichts meiner Rückkehr fröhlich zu bellen an, aber Knurrkopf musterte uns nur eindringlich aus seinem einen großen Auge.
    »He, ich bin wieder da«, sagte ich. »Und ich habe einen Freund mitgebracht.«
    Knurrkopf starrte uns bloß an.
    »Das ist Senenmut. Senenmut, das ist Knurrkopf … ich meine Zerberus.«
    Noch immer keine Antwort von Knurrkopf.
    »Tja, wahrscheinlich sollte ich dann lieber verschwinden, jetzt, da wir uns vorgestellt haben«, sagte ich und lächelte die riesige, dreiköpfige Bestie nervös an.
    »Wo willst du hin, Calliope Reaper-Jones?«, fragte Knurrkopf leise.
    »Tja«, antwortete ich nachdenklich, »die letzten vierundzwanzig Stunden waren ziemlich hart, also werde ich wohl einfach zurück in meine Wohnung gehen und duschen. Mich ein bisschen entspannen.«
    »Du wirst nichts Derartiges tun!«, blaffte Knurrkopf.
    »Wovon redest du?«, fragte ich verwirrt. »Ich habe dir Senenmut gebracht. Wir sind quitt.«
    »Schau auf die Uhr«, sagte Knurrkopf.
    Ich erstarrte, und langsam wurde mir klar, dass etwas schrecklich schiefgelaufen war – und dass dieses Etwas mit Zeit zu tun hatte. Langsam hob ich die Uhr, um auf die Digitalanzeige zu schauen.
    »Wie viel Zeit ist noch übrig?«, wollte Senenmut wissen.
    Das Zahlenband blitzte einmal und dann noch einmal auf und blieb danach stehen. Nur eine Ziffer war übrig – und es war keine schöne Ziffer.
    »Null? Wie können null Stunden übrig sein? Das letzte Mal, als ich nachgesehen habe, hatten wir noch viel Zeit.« Die Hand, in der ich die Uhr hielt, begann zu zittern. »Das ist unmöglich!«
    Und dann traf mich die Erkenntnis.
    »Oh, mein Gott … wie lange lag ich bewusstlos in Nefertiras Grabkammer?!«, schrie ich Senenmut an.
    Er erwiderte meinen Blick verwirrt. »Ich weiß es nicht. Vier oder fünf Stunden? Vielleicht auch länger. Hatschepsuts Wachen haben mich gejagt; deshalb habe ich viel länger gebraucht, um zu dir zurückzukommen, als geplant.«
    »Himmel noch mal«, stöhnte ich und schlug mir die Hände vors Gesicht. Was zum Teufel hatte ich bloß getan?
    »Calliope Reaper-Jones«, sagte Knurrkopf mit einem traurigen Lächeln auf seinem knorrigen Hundegesicht. »Du bist nun die Wächterin des Nordtors der Hölle.«
    Ich versuchte, nicht zu weinen, als ein Ausdruck des Begreifens auf Senenmuts hübsches Gesicht trat.
    »Es tut mir so leid, Calliope«, sagte er und berührte mich sanft am Arm. »Das wusste ich nicht.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Es ist nicht deine Schuld«, erwiderte ich. »Glaub mir, wenn irgendjemand für mein Unglück verantwortlich ist … tja, dann bin ich das wohl selbst.«
    Bei diesen Worten fingen die beiden normalen Köpfe an zu bellen. Ihr tiefes, ernstes Heulen erinnerte an einen Trauermarsch. Ich spürte, wie sich mir die Nackenhaare aufstellten. Ihr Klagelied ließ mir das Mark in den Knochen gefrieren. Ich schloss die Augen und versuchte die brennend heißen Tränen zurückzuhalten, die gleich kommen würden.
    Willkommen in der Hölle, Callie.

24
     
     
    »Solange ich hier die Verantwortung trage, kommt so etwas nicht infrage!«
    Ich öffnete die Augen, und mein Herz machte einen Satz und schickte die Tränen, die nur Sekunden zuvor aus mir hatten hervorströmen wollen, in ihre Drüsen zurück.
    »Kali, was machst du hier?«, fragte ich, doch sie drehte sich um und funkelte mich an. Ihre dunklen Augen verrieten, wie sehr sie sich darüber ärgerte, auch nur hier zu sein.
    Meine Freundin – Hindu-Göttin des Todes und Mitglied im Vorstand der Jenseits GmbH –

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