Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug
und her, bevor er schließlich bei Mustafa ankam. »Bitte sag mir, warum ich hier bin.«
Der Hauptmann von Hatschepsuts Wache lachte. Es war ein scheußlicher, gackernder Laut, der aus seinem Bauch kam und ihm wie Galle aus Kehle und Mund sprudelte. Ich wollte mir die Ohren zuhalten, doch ich hatte zu viel Angst, um mich zu bewegen.
»Weil Pharao Hatschepsut es wünscht«, antwortete Mustafa, nachdem sein Lachen verebbt war.
Ich schnappte lautlos nach Luft, überrascht, dass Senenmut nie erwähnt hatte, dass es sich bei Hatschepsut um einen der großen Pharaonen von Ägypten handelte. Jetzt ergab der ganze Crossdressing-Kram plötzlich Sinn.
Außerdem hatte ich nun auch ein bisschen Mitleid mit ihr, weil gerade ich wusste, wie schwer es ist, mit einer Lüge zu leben. Die Anspannung, wenn man ständig die Wahrheit verbergen muss, geht an die Substanz und macht einen zu einem missgelaunten Nervenbündel, das höchst gefährdet ist, beim kleinsten Anlass in die Luft zu gehen.
»Bitte sag mir, was ich getan habe«, bat Senenmut rechtfertigend, erntete jedoch nur Schweigen.
»Bringt die Priester herein«, intonierte Mustafa, und einer seiner Handlanger verschwand und kehrte kurz darauf mit zwei buckelnden Priestern zurück, die die gleiche weiße Leinenkleidung wie ich trugen. Es waren beides ältere Männer mit kahl rasierten Köpfen und langen Gesichtern – und keiner von beiden wirkte besonders froh darüber, hier zu sein.
»Es tut mir leid, Senenmut«, setzte einer der Priester an, aber der Wächter schubste ihn weiter, und er verfiel in Schweigen.
»Ich flehe euch an, bitte lasst mich mit Hatschepsut sprechen«, sagte Senenmut, und jetzt sah ich, dass die Angst langsam die Oberhand in ihm gewann. Anscheinend hatte er bis zum Eintreffen der Priester nicht geglaubt, dass all das wirklich geschah.
»Schweig!«, donnerte Mustafa und hob seinen Krummsäbel.
Ich spürte, wie Senenmut sich neben mir anspannte. Er wusste genau, was als Nächstes passieren würde. Die Breitseite der Klinge traf Senenmut an der Schläfe, und er fiel auf die Knie.
»Nein«, schrie mein Senenmut und drückte mit den Händen gegen die Geheimtür, um sie zu öffnen und sein altes Selbst zu retten.
Ich packte ihn am Handgelenk und legte dann meine kleine Hand in seine große.
»Du kannst es nicht verhindern«, flüsterte ich sanft an seiner Wange. »Schicksal ist Schicksal, das kannst du nicht ändern. Ganz egal, wie sehr du es dir wünschst. Du wirst es nur noch schlimmer machen.«
Plötzlich fiel die Anspannung von Senenmut ab, und er sackte geschlagen an meine Brust.
»Bitte«, rief der andere Senenmut gerade. Er hatte die Augen weit aufgerissen und flehte um sein Leben, doch der Wächter lachte bloß.
»Wie der Pharao es wünscht, so soll es geschehen.« Er schlug ihn einmal mehr gegen die Schläfe, und Senenmut fiel bewusstlos zu Boden. Mit einem Mal stürmte einer der Priester auf Senenmuts zusammengesunkenen Körper zu und nahm ihn in den Arm.
»Ich weiß, was du bist!«, schrie er Mustafa an. »Und für diese Schandtat, die du begehen willst, verfluche ich dich und deinen Pharao. Möge Bastet euch für eure Verruchtheit strafen und euch schreiend in den Schlund des Seelenfressers Ammut stürzen, wenn der Tag eures Urteils gekommen ist!«
»Du weißt überhaupt nichts, dummer Priester«, sagte Mustafa und schnitt ihm die Kehle mit dem Krummsäbel auf. Ein lautes Zischen ertönte, und der Boden fing an zu beben. Der Schatten einer großen Katze schoss über die gegenüberliegende Wand der Kammer und ließ Mustafas Handlanger angstvoll zusammenzucken.
Eine tiefe, melodische Stimme erfüllte die Kammer, und ich drückte Senenmuts Hand. In meinen Eingeweiden rumorte es beim Anblick des Blutes, das aus der weit aufgeschlitzten Kehle des Priesters strömte und zwischen den Bodenplatten versickerte.
»Ihr seid in meinem Namen verflucht worden«, sagte die Stimme – Bastets Stimme –, »und ich werde euer Schatten sein bis zu dem Tag, an dem ihr dem Tod gegenübertretet, und dann euer Untergang!«
Dies ließ die Handlanger entsetzt aus der Kammer fliehen, sodass Mustafa allein zurückblieb und trotzig die Stellung hielt.
»So sei es!«, schrie er den Katzenschatten an und setzte das blutige Gemetzel fort, indem er seinen Krummsäbel hoch in die Luft hob und ihn dann in den Schädel des verbleibenden Priesters hieb.
»Wir müssen verschwinden«, flüsterte ich Senenmut ängstlich zu. »Und zwar gleich.«
Ich ließ die Hand
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