Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug
eine, worin mein Dad und ich uns in Sachen Magie einig waren, war die Einstellung, sich über die übernatürlichen Aspekte des eigenen Lebens am besten bedeckt zu halten. Insbesondere, wenn es darum ging, dem Rest der Menschheit etwas über sich und die eigenen Fälligkeiten zu verraten. Ich hatte mir diesen Gedanken zu Herzen genommen und mir größte Mühe gegeben, alles Übernatürliche in mir abzutöten. Das hatte mit zu dem Vergessenszauber geführt, der dafür sorgen sollte, dass niemand mich jemals für irgendetwas anderes als ein menschliches Wesen halten würde, solange ich in der Menschenwelt lebte.
Mein Vater hatte eine nicht mal annähernd so extreme Herangehensweise: Er untersagte einfach nur den Gebrauch von Magie in seinem Haus.
Anscheinend hatte keine meiner beiden Schwestern diese Regel besonders ernst genommen, denn sie waren beiden ziemlich fähig in Sachen Magie. Ich hingegen kriegte ohne Dosenöffner nicht mal eine Dose auf, ganz zu schweigen davon, durch Raum und Zeit zu springen, indem ich ein Wurmloch beschwor.
Tja, dann würde ich dem lieber früher als später abhelfen, beschloss ich. Vielleicht konnte ich so herausfinden, wie ich den Protegé des Teufels, diese Möchtegernleiche, in die Finger kriegte.
Ich dachte an Madame Papillom Worte, dass Daniel noch am Leben war, und wurde gleichzeitig nervös und wütend. Wie hatte er mich einfach so hängen lassen können, in dem Glauben, dass er tot und zu irgendeiner neuen Facette des Jenseits unterwegs war? Tief in meinem Herzen wusste ich, dass ich so etwas niemandem antun könnte, der mir etwas bedeutete … was mich auf einen Gedanken brachte, bei dem ich mich noch schlechter fühlte als ohnehin schon.
Vielleicht hat er mir nichts davon verraten, dass er noch am Leben ist, weil ihm meine Gefühle schnurzpiepegal sind. Ich bin nur irgend so ein Mädchen, mit dem er mal ineinandergeflossen ist, weiter nichts.
Na schön, ich hatte kein besonders ausgeprägtes Selbstvertrauen, aber wie sehr mein Verstand mir auch sagte, dass ich total überreagierte – der heimtückische Wurm des Zweifels grub sich immer dichter an mein Herz heran.
Was, wenn Daniel seinen Tod vorgetäuscht hatte, weil er gedacht hatte, dass ich ihn nicht in Ruhe lassen würde oder so? Da bildete ich mir ein, dass er mir mit seiner Attacke auf den Dämon Vritra das Leben gerettet hatte, während das Ganze vielleicht in Wirklichkeit nur ein ausgeklügeltes Täuschungsmanöver gewesen war, um von mir wegzukommen!
Rückblickend musste ich zugeben, dass es wahrscheinlich nicht so besonders nett mit mir gewesen war – besonders als ich noch dachte, dass Daniel und der Teufel sich verbündet hätten, um meinem Vater den Job zu klauen und meine Familie wieder sterblich zu machen. Aber meiner Meinung nach hatte ich nichts derart Schräges getan, dass Daniel vernünftigerweise beschließen konnte, nie wieder etwas mit mir zu tun zu haben.
Zumindest nicht, soweit ich mich erinnern konnte.
Genau genommen hatte es sogar einen Moment gegeben, in dem ich angenommen hatte, dass Daniel und ich vielleicht so eine Art Liebesbindung eingingen oder etwas in der Art. Doch jetzt, im Rückblick, kam es mir so vor, als wären Daniel und ich eigentlich nur durch böses Blut miteinander verbunden.
Na schön, nun war ich nicht mehr nur wütend und nervös. Nein, die beiden Gefühle hatten sich in etwas viel, viel Schlimmeres verwandelt. In etwas, das ich bis dahin noch nie empfunden hatte:
Verbitterung.
Ich war eine verschmähte Frau, und das würde ich mir nicht gefallen lassen! Ich würde diesen Oberarsch finden und ihn zwingen, mir von Angesicht zu Angesicht zu erklären, warum er mir etwas vorgespielt hatte, ganz egal, wie lange es dauerte!
Das war meine neue Lebensaufgabe. Ich musste mich also mit dem Gedanken anfreunden, dass erst wieder alles in Butter sein würde, wenn ich den Mann in die Finger gekriegt und seinem feigen kleinen Mund die Wahrheit entrissen hatte.
Nachdem ich meine neue Mission akzeptiert hatte, zog ich einmal fest an dem Faden in meiner Hand und riss dabei die ganze Seitenfläche vom Sofapolster.
»Scheiße«, sagte ich laut und starrte kochend vor Wut auf das Stück Stoff in meiner Hand.
Daniel, der Protegé des Teufels, wird den Tag bereuen, an dem er sich mit mir angelegt hat, dachte ich wütend, während ich mein zerfetztes Sofa betrachtete.
Jetzt musste ich den Mistkerl nur noch finden.
Und Gott sei Dank kannte ich genau die richtige Person, die mir dabei
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