Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug
wirklich ganz und gar nicht mit einer weiteren Runde Aufgaben vom Vorstand der Jenseits GmbH rumschlagen – egal, wessen Unsterblichkeit auf dem Spiel stand.
Offenbar kannte meine Schwester mich nicht besonders gut, wenn sie dachte, dass ich an einem Sonntagmorgen um sechs Uhr meinen Hintern aus dem Bett schwingen würde, um die mehr als dreistündige Zugfahrt von der Penn Station nach Providence auf mich zu nehmen und dann eine weitere Stunde vergnügt auf die Fähre nach Newport zu warten, nur damit ich mich mit einem ganzen Haufen übernatürlicher Pflichten rumschlagen konnte, die nichts als Ärger bedeuteten.
Glaubt mir, wenn ich gewusst hätte, dass man mich gerade hatte herbeordern wollen, dann hätte ich stattdessen den Zug mach Baltimore genommen.
»Junge, Junge«, sagte die besorgt aussehende Clio. »Du solltest lieber zu Jarvis gehen. Er hat alle Informationen.«
»Kacke«, antwortete ich.
So sehr ich den Assistenten meines Vaters in der Zeit, in der er mein Assistent gewesen war, auch lieb gewonnen hatte – immerhin hatte er mir dabei geholfen, die drei Aufgaben zu erfüllen, die der Vorstand der Jenseits GmbH mir auferlegt hatte, bevor ich den Job meines Vaters hatte übernehmen und meine Familie hatte retten dürfen –, ich hatte im Moment trotzdem absolut kein Interesse daran, mir einen Vortrag des Fauns anzuhören. Jarvis liebte buchstäblich nichts mehr, als Vorträge zu halten, und diese Dinger konnten Jahrhunderte dauern.
Es war irgendwie traurig, auf diese Ich-habe-kein-eigenes-Leben-Art.
»Muss das sein?«, stöhnte ich, obwohl ich wusste, dass mir keine Wahl blieb: Wenn man mich herbeordert hatte, musste ich. »Na schön, dann bring mich wenigstens ein bisschen auf den neuesten Stand, Clio. Wer hat mich herbeordert? Dad?«
Clio schüttelte den Kopf.
»Mutter?«, fragte ich, in der verzweifelten Hoffnung, dass sie nicht diejenige war, welche. Das letzte Mal, als meine Mutter mich um einen Gefallen gebeten hatte, war ich in der Hölle gelandet.
Clio schüttelte erneut den Kopf, während ich Kümmerchen weiter am Hals kraulte und ihr Schwanz in einem einlullenden Legato-Rhythmus auf den Boden klopfte.
»Wer?«, ächzte ich. Das Ganze gefiel mir kein bisschen.
Clio schaute zu Kümmerchen runter und dann wieder hoch zu mir. »Kümmerchens Vater.«
Oh Scheiße, dachte ich. Zerberus hat mich herbeordert?
»Hat er gesagt, warum?«, fragte ich, obwohl ich bereits wusste, dass als Grund nur eine von zwei Sachen infrage kam: Entweder wollte er (1) seine Tochter zurück oder (2) den Gefallen einfordern, den ich ihm schuldig war – und beide Möglichkeiten erschienen mir derzeit außerordentlich unerfreulich.
Scheiße noch mal.
Clio schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Mehr weiß ich nicht. Die lassen mich außen vor.« Sie zuckte mit den Schultern.
Großartig. Clio tappte bei der ganzen Sache ebenso sehr im Dunkeln wie ich, was bedeutete, dass ich keine weiteren Einzelheiten aus ihrem Gehirn fischen konnte, bevor ich Meister Jarvis gegenübertrat.
»Tja, du lässt mir keine Wahl. Dann gehe ich wohl lieber zu Jarvis«, brummte ich. Das wollte ich zwar nicht wirklich, aber es musste eben sein.
»He, sag keinem, dass ich diejenige war, die dir davon erzählt hat«, bat Clio, als ich aufstand. Mein Hintern schmerzte von dem harten Metallsitz. »Ich hätte gar nichts davon wissen sollen.«
»Wird gemacht, Käpt’n.« Ich tätschelte Kümmerchen zum Abschied den Kopf und ging in Richtung Tür. »Und vielen Dank für die Vorwarnung.«
Ich war schon fast zur Zimmertür raus, da fiel mir der eigentliche Grund wieder ein, aus dem ich überhaupt erst nach Newport gekommen war. »Ähm, könntest du mir einen großen Gefallen tun?«, fragte ich, wobei ich mich ungewohnt über mich selbst ärgerte, weil ich Clios Hilfe brauchte. Schließlich war ich ja nicht total zurückgeblieben oder so. Ich meine, es lag absolut im Bereich des Möglichen, dass ich in der Lage sein würde, Daniels Aufenthaltsort ausfindig zu machen, ohne dabei auf das erstaunliche Gehirn meiner kleinen Schwester zuzugreifen wie auf eine Art Rätselbuch-Lösungsteil in Menschengestalt.
Manchmal wünsche ich mir, nicht ganz so faul zu sein. Vielleicht wäre das Leben ja freundlicher zu mir, wenn ich mir tatsächlich Mühe geben würde, es vernünftig zu leben.
»Callie, dein Wunsch ist mir Befehl.« Clio grinste, drehte sich von ihrer Tastatur weg und zwinkerte mir schwesterlich zu.
Ich schluckte schwer. Die Aussicht auf den
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