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Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Benson
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verbringen. Natürlich sind diese Erinnerungen entstanden, als ich noch ein Kind war (und vom Geld meiner Eltern lebte), und was mir damals wie ein magischer Ort vorgekommen war, an dem die Kleider auf Bäumen wuchsen und das Mittagessen im Russischen Teezimmer serienmäßig zu jedem Besuch dazugehörte, entpuppte sich als etwas ganz anderes, sobald ich offiziell dorthin umgezogen war.
    Obwohl New York City nicht genau so war, wie ich es in Erinnerung hatte, bereute ich meine Entscheidung nicht eine Sekunde. Ich liebte diese Stadt, und es machte mir Spaß, um meinen Platz in ihr zu kämpfen. Mir war bewusst, dass die Leute allesmögliche Schlechte über meinen Charakter sagen mochten, aber niemand konnte mir vorwerfen, dass ich mir nicht die Finger wund arbeitete. Das verlangte die Stadt von einem, und ich zollte ihr willig meinen Tribut, um bleiben zu dürfen.
    »Jetzt komm schon«, flüsterte Jarvis mir ins Ohr. Er stand neben mir und sah zu, wie ich das vor uns aufragende Gebäude bewunderte, das die Jenseits GmbH beherbergte. »Beweg dich.«
    »Ich komme schon«, sagte ich, riss den Blick von dem riesenhaften Schwefelstein-Wolkenkratzer los und folgte dem kleinen Faun durch die Glasdrehtür.
    Jarvis schaffte es ohne Probleme in die Eingangshalle, aber ich verfing mich irgendwie in der Drehtür, gerade als ein hochgewachsener, leichenähnlicher Mann in einem zu kleinen Anzug

sie von der anderen Seite betrat. Er schien nicht zu bemerken, dass ich mit ihm in der Drehtür feststeckte, denn er versetzte seiner Seite einen so heftigen Stoß, dass er sofort am anderen Ende herauskam, während ich zweimal im Kreis gewirbelt wurde. Als ich dem Türstrudel schließlich entkam, war ich wieder genau da, wo ich angefangen hatte.
    Draußen.
    Ich hasse diese Tür, dachte ich. Mit einem frustrierten Seufzer trat ich aufs Neue zwischen die wirbelnden Glasflügel. Diesmal versuchte niemand von der anderen Seite herauszukommen, weshalb ich meinen Weg ins Innere des Gebäudes ohne ein weiteres Ehrenrunden-Fiasko fand. Als ich jedoch die klimatisierte Eingangshalle betrat, wurde ich plötzlich von einem Gefühl des Déjà-vu erfüllt, das so eindringlich war, dass es sich unmöglich um ein Déjà-vu handeln konnte.
    Ich hin schon einmal hier gewesen. Ich wusste nur nicht, dass es sich um einen Teil des Fegefeuers handelt.
    Die Erinnerung schlich sich ungebeten in mein Bewusstsein.
    Ich hatte zusammen mit Jarvis in ebendieser Eingangshalle gewartet, kurz bevor ich zum Vorstand hochgefahren war, um zu erfahren, welche drei Aufgaben ich vollbringen musste, um meine Familie, meinen Vater und seinen Job zu retten. Vor meinem inneren Auge sah ich Jarvis und mich in dem kleinen Vorzimmer sitzen. Ich hatte in einem Magazin geblättert – war es die Elle gewesen? Ich erinnerte mich nicht mehr –, während Jarvis versucht hatte mir zu erklären, wie das Amt des Todes entstanden war.
    Ich weiß noch dunkel, dass er etwas über den Fall Luzifers und die Erschaffung von Himmel und Hölle erzählt hatte, und wie der letzte Döspaddel hatte ich was von Adam und Eva gequasselt. Ich musste Jarvis wohl wie ein Riesendummkopf vorgekommen sein. Kein Wunder, dass er mich so herablassend behandelt hatte!
    Ich hatte nicht das Geringste über meine Familie und das Leben nach dem Tod gewusst, und ich hatte meine Unwissenheit wie eine Auszeichnung vor mir hergetragen.
    Mit einem Mal wurde ich von dem Wunsch übermannt, sofort den Mund aufzumachen und Jarvis zu erklären, dass ich endlich begriff, warum ihm all dieses Zeug so viel bedeutete. Es war mir wirklich wichtig, dass er mir meine Zwiespältigkeit verzieh, die nur von meiner Unsicherheit und Angst herrührte und nicht von irgendeiner echten Abneigung gegen meinen Vater und den Beruf, den er zu seinem Leben gemacht hatte.
    »Jarvis«, setzte ich an und schaute auf den kleinen Faun hinab, der selbst dann noch zu mir gestanden hatte, als unklar gewesen war, ob ich dem Job meines Vaters wirklich gewachsen war. »Es tut …«
    Bevor ich den Satz fortsetzen konnte, kam eine dünne Frau in einem goldenen Fünfzigerjahre-Angorarock zu uns herüber und schlang die Arme so fest um Jarvis, dass er fast keine Luft mehr bekam.
    »Jarvis, Schatz«, gurrte sie, während sie ihn widerwillig losließ. »Es ist eine Ewigkeit her. Machst du dir immer noch ein schönes Leben auf der Erde?«
    Jarvis warf mir einen irgendwie peinlich berührten Blick zu. »Könnte man wohl so sagen, Evangeline«, murmelte er und winkte

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