Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug
mich dann herbei. »Übrigens, das hier ist Calliope Reaper-Jones.«
Evangelines Mundwinkel senkten sich herab, und ihre Katzenaugenbrille mit Plastikrand rutschte ein Stück auf ihrer Nase herab, als sie mich musterte. »Jarvis, soll das ein Witz sein?«, rief sie. »Das ist die Tochter? Diejenige, die … du weißt schon?«
Jarvis nickte, während die Frau mir die Hand entgegenstreckte, als wäre ich Ed McMahon und würde ihr eine Million Dollar anbieten. Ich brauchte keinen Spiegel, um zu wissen, dass ich gerade puterrot wurde. Jetzt war ich die peinlich Berührte. Ich fuhr mir mit der Hand durchs unordentliche Haar, in der Hoffnung, dass ich nicht so schlimm aussah, wie ich auszusehen glaubte. Ich hatte vor unserem Aufbruch keine Zeit gehabt, meine Hundesabberkombination gegen etwas anderes einzutauschen, weshalb ich mich ausgesprochen unwohl in meinem Aufzug fühlte.
Ich wusste doch, dass ich mir etwas von Clio hätte leihen sollen, dachte ich missmutig, während die freundliche Frau mir weiterhin energisch die Hand schüttelte.
»Ich freue mich, dich kennenzulernen«, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
Eigentlich wäre ich am liebsten hinter der Tapete verschwunden (oder in diesem Fall hinter den Stahlwänden, die den ganzen Raum umgaben). Ich hasste es, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Dadurch fühlte ich mich bloß komisch und verirrt, wie ein Luftballon, den ein kleines Kind auf dem Jahrmarkt losgelassen hatte und der nun knapp unterhalb der Stratosphäre umhertrieb.
»Gleichfalls, meine Liebe. Gleichfalls.« Sie musterte mich einmal kurz von oben bis unten, während sie meine Hand losließ, maß mich mit scharfem Blick, doch das, was sie sah, schien ihr zu gefallen. Obwohl sie nicht über mich zu urteilen schien, wünschte ich mir einmal mehr, Zeit zum Umziehen gehabt zu haben. Wenigstens hatte ich mir kurz auf der Toilette im Foyer Gesicht und Hände gewaschen und mich mit dem nach Jasmin duftenden Raumspray von Esteban eingesprüht, das sich dank meiner Mutter auf allen Toiletten des Hauses Meeresklippe fand. Ich hatte keine Ahnung, ob man sich das Zeug bedenkenlos auf die bloße Haut sprühen konnte, doch ich war bereit gewesen, das Risiko einzugehen, um nicht mehr zu stinken.
Clio hatte angewidert die Nase gerümpft, als ich aus dem Bad gekommen war, aber kein Wort gesagt. Wahrscheinlich war sie zu dem Schluss gekommen, dass es besser war, wenn ich nach Jasmin statt nach Hundesabber stank.
»Willst du nach oben?«, fragte Evangeline Jarvis, obwohl sie sich sichtlich mehr dafür interessierte, ob ich nach oben wollte.
»Wir gehen in die Halle der …«, sagte ich, doch der Faun brachte mich mit einem festen Huftritt auf die Zehen zum Schweigen.
»Ich gebe Miss Calliope eine kleine Führung durch das Gebäude. Sie hat bisher nur die Eingangshalle und die Domäne des Vorstands gesehen«, erklärte Jarvis glatt. »Ihr Vater ist der Meinung, dass sie sich besser mit dem Rest des Gebäudes vertraut machen sollte.«
»Natürlich.« Evangeline befeuchtete sich die Lippen.
»Wir müssen also weiter. Wir sind ohnehin schon spät für einen unserer Termine dran.« Jarvis packte mich am Arm und führte mich zu der Fahrstuhlreihe am anderen Ende der Eingangshalle.
»Welches Stockwerk?«, fragte ich mit einem Blick auf die Knopfleiste, die fast bis zur Fahrstuhldecke reichte. Ich zählte nicht nach, aber dieses stahlverkleidete Mistding hatte mindestens hundert Knöpfe.
Jarvis blickte auf und schüttelte den Kopf. »Bitte drück auf Knopf dreiundsiebzig«, sagte er und entspannte sich langsam.
»In Ordnung«, meinte ich, zählte die Knöpfe in Zweierschritten ab, bis ich bei dreiundsiebzig ankam, und drückte darauf.
»Jetzt die Einundzwanzig.«
Ich zählte erneut, fand den richtigen Knopf, und plötzlich schoss der Fahrstuhl so schnell in die Höhe, dass ich vorwärtstaumelte und mich am glatten Metall der Kabinenwand festhalten musste.
»So ist es besser«, sagte Jarvis, den die rasante Aufstiegsgeschwindigkeit kein bisschen aus der Ruhe zu bringen schien.
»Wer war diese Frau?«, fragte ich, während ich mich, um mein Leben bangend, an der Kabinen wand festhielt.
»Sie ist che Sekretärin fürs Dahinscheiden. Früher hat sie mit deiner Schwester Thalia zusammengearbeitet.«
»Unmöglich.« Ich fühlte mich benommen, was jedoch eher daher rührte, dass ich eine Feindin berührt hatte, als von der Geschwindigkeit des Fahrstuhls. »Und die hatte die Frechheit, mir die Hand zu
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