Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Benson
Vom Netzwerk:
Frage nachdenken konnte, öffnete sich hinter dem Rezeptionstresen eine Tür – die ich zuvor überhaupt nicht bemerkt hatte –, und ein kleines, dünnes, dunkelhaariges Mädchen in einem gelben Wickelkleid kam zum Vorschein. Ihr Porzellangesicht war wie eine starre, ausdruckslose Maske. Sie schaute zu dem Geist und nickte. Dann wandte sie sich Jarvis zu, und ein Lächeln erhellte ihre Miene.
    »Sie sind als Nächster dran, Mr De Poupsy.«
    Jarvis neigte zur Antwort den Kopf. »Danke, Suri.«
    Sie blinzelte Jarvis zu und wandte sich dann wieder an den Schatten. Ich beobachtete sie und stellte überrascht fest, dass ihr Gesicht dabei sofort wieder den vorherigen distanzierten Ausdruck annahm. Anscheinend hatte sie ebenso wenig für dieses Geschöpf übrig wie wir.
    »Hier entlang, Sir«, sagte Suri in einem neutralen Tonfall.
    Der Schatten schien das unterkühlte Verhalten des Mädchens ihm gegenüber nicht zu bemerken. Er stand auf und folgte Suri aus dem Vorzimmer.
    »Komisch«, flüsterte ich, als die Tür sich hinter dem Schatten schloss. Ich steckte meine Rubidiumuhr wieder ein.
    Jarvis nickte.
    »Du hast das als Schatten bezeichnet?«, fragte ich, gewohnheitsmäßig neugierig.
    »Nun ja, ich habe nicht viel Erfahrung mit solchen Geschöpfen«, antwortete Jarvis, »aber ja, man bezeichnet so etwas als einen Schatten. Es handelt sich um eine Seele, die sich entschieden hat, sich vom Rad von Samsara befreien zu lassen – also im Prinzip den Kreislauf der Wiedergeburt zu verlassen –, um in der Hölle zu bleiben und dem Teufel ihre Dienste anzubieten.«
    »Gruselig«, sagte ich schaudernd. »Warum hat er keinen Körper?«
    »Den hat er, aber wie du weißt, ist der Teufel ein schlaues Kerlchen, und wenn er seine Untergebenen auf Missionen außerhalb der Hölle schickt, dann behält er ihre Körper, sodass sie in die Hölle zurückkehren müssen, sobald sie ihre Aufträge erfüllt haben, wenn sie nicht auf ewig körperlos bleiben wollen.«
    So etwas Schreckliches hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehört – jemand, der einen Körper als Geisel nahm, damit sein Besitzer nicht abhauen konnte? Das war einfach nur gemein.
    »Er ist echt ein Riesenarschloch, nicht wahr?«, fragte ich, und Angst rumorte in meinem Magen, als ich an das eine Mal zurückdachte, als ich dem Teufel von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden hatte.
    Der Mistkerl hatte mich kopfüber in einen bodenlosen Abgrund am Rande der Hölle geschleudert, damit sein Protegé, Daniel, an meiner Stelle den Job meines Vaters übernehmen konnte. Glücklicherweise hatte Gott eingegriffen, sodass ich nicht gezwungen gewesen war, den Rest meines Lebens im freien Fall zu verbringen, wie es der Teufel für mich vorgesehen hatte.
    War ich nicht ein echtes Glückspilzchen?
    »Schlimmere als ihn gibt es nicht. Aber er wird gebraucht«, antwortete Jarvis. »Und zwar sehr dringend.«
    Ich nickte. Ich verstand absolut, worauf Jarvis hinauswollte. Ohne den Teufel würde das Böse nicht gedeihen, und dann würde das Gute in der Welt überhandnehmen und ein Ungleichgewicht im Universum erzeugen. Man brauchte beides – Gut und Böse –, sonst funktionierte alles einfach nicht richtig. Seltsam, aber wahr.
    Bevor wir unsere Unterhaltung fortsetzen konnten, öffnete sich die unsichtbare Tür hinter der Rezeption erneut, und das süße kleine Mädchen im Wickelkleid betrat den Vorraum. Ihre beiden dunklen Zöpfe wippten auf und ab. Sie winkte uns heran, und wir standen auf.
    »Hier entlang bitte, Mr De Poupsy«, sagte sie fröhlich und ohne jedes Zeichen der Teilnahmslosigkeit, mit der sie dem geisterhaften Schatten begegnet war. »Es ist mir wie immer eine Freude, Sie zu sehen.«
    Und damit folgten wir unserer Führerin durch die Tür und in die Totenhalle.

12
     
     
    So etwas wie die Totenhalle hatte ich noch nie zuvor gesehen.
    Wenn das Vorzimmer ein Musterbeispiel für spartanische Einrichtungsmode gewesen war, dann war die Halle selbst dessen Antithese. Teils mittelalterliches Kloster, teils Stahlgerüstkoloss war die Totenhalle nichts weniger als ein architektonisches Meisterwerk. Es handelte sich um ein riesiges Ungetüm von einem Raum, das mit solch einer Mischung von alteuropäischer Pracht und kühler Modernität gestaltet war, dass ich mich wie im Allerheiligsten eines Tempels fühlte.
    Unverwüstliche, ineinandergreifende Kalksteinblöcke, die wie handgemeißelt aussahen, erstreckten sich so weit, dass ich nicht mal sehen konnte, wo die Halle

Weitere Kostenlose Bücher