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Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Benson
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einen, bis ich nur noch Zentimeter von dem Wandteppich entfernt war.
    »Ist doch kein Ding«, sagte ich, schloss die Augen und versuchte meine Angst verschwinden zu lassen. Ich holte lange und tief Luft, atmete langsam wieder aus, hob dann ein Bein und machte einen Schritt nach vorne. Halb rechnete ich damit, gegen die kalte Kalksteinwand zu prallen, von der ich intellektuell wusste, dass sie sich nur dreißig Zentimeter vor mir befand. Doch anstatt mit dem Kopf voran gegen die Wand zu laufen, verspürte ich nur eine innere Ruhe und das Gefühl, dass mein Körper von einer einladenden Wärme umhüllt wurde.
    Ich frage mich, wie ich wohl als Wandteppich-Prinzessin aussehe?, dachte ich neugierig, als die Wärme meine Sinne überwältigte und ich spürte, wie mein Leib sich ins Nichts auflöste.

16
     
     
    Ich öffnete die Augen und fand mich in etwas wieder, das man wohl eine mittelalterliche Folterkammer nennen musste.
    Ich wusste vor allem deshalb, dass es sich um eine Folterkammer handelte, weil in einer Ecke des kalten Steinraums eine Streckbank stand und direkt gegenüber ein Richtrad, während ein großer Bronzekessel (der wahrscheinlich dazu benutzt wurde, Menschen in kochendes Öl zu tunken) die Spitze dessen darstellte, was sich nur als »Folterdreieck« bezeichnen ließ.
    Hinzu kam, dass schwere Eisenmanschetten grob in die Wände eingelassen waren. An jedem langen Kettenfangarm hingen rostige Handschellen. Oh, und vergessen wir nicht das Schmankerl: die menschlichen Wesen, die hier und da in genannte Manschetten geschlagen waren wie Glücksbringer an Schlüsselketten.
    Es gab keine Fenster in dem Raum. Das einzige Licht kam von einem halben Dutzend Fackeln an den Wänden, deren Schein so dürftig war, dass er kaum das erleuchtete, was sich direkt unter ihnen befand. Sie gaben einen außerordentlich ätzenden Gestank ab, der mir in der Kehle brannte und in der Nase stach. Ich kam zu dem Schluss, dass dieser Raum nicht mal dann den Standards der Gesundheitsbehörden genügen würde, wenn man ihn mit Chlor reinigen, die Wände verputzen und die Gefangenen wegen guter Führung entlassen würde. Tatsächlich war ich geneigt, mein örtliches Gesundheitsamt anzurufen und mich zu beschweren … bis mir einfiel, dass die Gesundheitsbehörde diese Anlage nicht mal hätte dichtmachen können, wenn sie es gewollt hätte, da wir uns im Jenseits befanden, wo sie keinerlei Befugnisse hatte.
    Mir fiel auf, dass es eine Tür gab – eine große Holzmonstrosität, die Flecken von etwas, das wie Blut aussah, auf dem Eichenholz hatte –, doch das große Eisenschloss genügte vollauf, um etwaige Fluchtpläne im Keim zu ersticken.
    Für einen Ort so voller menschlichen Leids war es seltsam still hier. Wenigstens mit ein bisschen qualvollem Stöhnen hätte ich gerechnet, aber es war nichts zu hören, nicht mal ein Schnarchen.
    Ich saß bereits seit fast zwanzig Minuten zusammengekauert in meinem Versteck hinter dem großen Bronzekessel, und nichts tat sich, abgesehen von einem echt ekligen Krampf in meinem rechten Oberschenkel. Ich kam zu dem Schluss, dass ich den ersten Schritt wagen musste, wenn ich in nächster Zeit irgendwie weiterkommen wollte.
    Ich hatte damit gerechnet, Bastet wiederzutreffen, sobald wir an unserem Ziel angekommen waren, doch seit dem Moment, in dem ich die Augen geöffnet und all die spannenden Annehmlichkeiten entdeckt hatte, die meine neue Umgebung für mich bereithielt, wusste ich tief in meinem Innern, dass ich allein hier im Schakalbrüderland war.
    Wahrscheinlich war das alles ohnehin nur meine Schuld. Ich hatte mich einfach nicht beherrschen können und wegen der Seelentiersache rumgelästert, weshalb ich mich wohl nicht darüber wundern durfte, mich am falschen Ende einer passiv-aggressiven Revanche des Superseelentiers Bastet, ägyptische Exgöttin und Königin der Katzen, wiederzufinden. Ich flüsterte eine leise Entschuldigung an meine fehlende Katzenbegleiterin, in der Hoffnung, dass sie wie von Zauberhand neben mir erscheinen und mir sagen würde, was als Nächstes zu tun war, doch nach einigen Sekunden angespannten Wartens begriff ich, dass sie mir nicht zu Hilfe eilen würde.
    Ich zog meine Rubidiumuhr hervor.
    »Wie viel Zeit noch?«, fragte ich und wartete, dass die flackernden Leuchtzahlen verharrten. »Nur noch fünfzehn Stunden?«, fragte ich dann ungläubig, nachdem ich die Zahlenreihe gelesen hatte. »Das ist nicht fair!«
    Tja, zumindest habe ich Senenmuts Totenakte, sinnierte ich

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