Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug
geronnener Fettschmiere vorne auf mein Oberteil. Einmal mehr verhöhnte das Jenseits mein Modebewusstsein, und eine weitere wunderschöne Designerschöpfung würde nun zweifellos in die Lumpensammlung wandern.
Manchmal hasste ich mein Leben.
Ein ohrenbetäubendes Scheppern ertönte, als der Kessel umstürzte und seinen Inhalt über den kalten Steinboden ergoss. Das Geräusch von Metall auf Stein schmerzte so sehr in den Ohren, dass ich sie mir zuhalten wollte, wobei ich völlig vergaß, dass meine Hände voller Folterfett waren. Und so kam es, wie es kommen musste: Ich schützte nicht nur erfolgreich mein Gehör, sondern schmierte mir auch ranzig stinkendes Öl ins Haar.
Lecker!
»Igitt!«, kreischte ich und versuchte mir die Fettreste am Oberteil abzuwischen, aber das Zeug juckte ziemlich und ging nicht ab. Wenn ich nach Hause kam, würde ich nicht nur eine Dusche brauchen, sondern ein ganzes Dekontaminationsprogramm.
Der Lärm des aufschlagenden Ölkessels hatte wohl genügt, um die Aufmerksamkeit der Schakalbrüder zu erregen – obwohl mir die Vorstellung lieber war, dass sie ohnehin schon auf dem Weg gewesen waren und auf jeden Fall gekommen wären, egal, was ich gemacht hätte.
Man kann sich denken, dass ich nach wie vor mitten im Raum stand und mir die Hände an der Brust rieb wie ein Amateurpornostar auf YouTube, als das Türschloss klickte und die große Holztür aufgerissen wurde. Sofort fingen die anderen Gefangenen an, qualvoll zu stöhnen und zu schreien – einschließlich Mr Goldauge. Dieser Verräter! Ich hatte keine Ahnung, warum sie gerade jetzt loslegten, abgesehen davon, dass die Tür aufgegangen war, aber ihr Geheul war so eindringlich, dass es mir kalt über den Rücken lief.
»Wer da?«, erklang eine tiefe Stimme vom anderen Ende des Raumes. Ich blickte auf und stellte fest, dass einer der Schakalbrüder in der Tür stand und mich aus kalten, dunklen Augen anstarrte.
»Ach, hallöchen«, sagte ich. »Du erinnerst dich doch an mich, oder? Calliope Reaper-Jones? Ihr habt mich vor ein paar Monaten zu einem Treffen mit dem Vorstand gebracht? Ähm, ich glaube, ihr seid mit meinem Vater bekannt.«
Als ich mit dem Geplapper aufhörte, trat Stille ein – abgesehen von dem gelegentlichen Stöhnen und Schreien der aufgereihten Gefangenen.
»Ach, seid still«, giftete ich sie an. »Das macht ihr doch nur, um Aufmerksamkeit zu erregen.«
Ein paar Buhrufe und das eine oder andere Zischen erklangen, aber anscheinend hatte ich sie für den Moment zum Schweigen gebracht.
»Ich weiß nicht, warum ihr all diese Leute hier drin zwischen diesem mittelalterlichen Foltermist gefangen haltet, aber das ist verdammt gruselig«, sagte ich zu dem Schakalbruder, der stocksteif in der Tür stand. Sein ausgesprochen muskulöser Leib war lediglich mit einem bescheidenen Baumwoll-Lendentuch bekleidet. »Ich meine, klar, ihr seid total krass in euren Lendentüchern, aber was wollt ihr erreichen, indem ihr euch diesen Leuten gegenüber so aggressiv und gewalttätig verhaltet – und wenn ich ›Leute‹ sage, dann tue ich das eigentlich nur aus Höflichkeit. Die sind ja kaum noch menschlich, so wie ihr sie emotional kastriert habt.«
Habe ich schon mal erwähnt, dass ich gern rede, wenn ich besonders nervös bin? Beziehungsweise rede ich eigentlich nicht gern, ich schaffe es nur nicht, die Klappe zu halten.
Der Schakalbruder starrte mich weiter an und sprach schließlich: »Kastration ist eine gute Idee.«
Das trug mir nur eine weitere Runde Buhrufe und Gezischel von meinen Folterkammer-Kameraden ein. Ein erfinderischer Kerl fand sogar einen Weg, einen alten, angekauten Stiefel mit dem Fuß in meine Richtung zu schleudern.
»Moment mal. Das hast du völlig aus dem Kontext gerissen. Davon habe ich überhaupt nicht geredet.« Meine Stimme wanderte beim Sprechen eine Tonlage höher. »Hört mal, das geht doch alles an der Sache vorbei. Ich bin nur aus einem einzigen Grund hier!«
Jetzt kamen die Pfiffe. Natürlich, die armen Kerle waren wahrscheinlich seit einer Million Jahre nicht mehr flachgelegt worden, also würden sie hinter allem, was ich sagte, eine Anzüglichkeit vermuten.
»Das habe ich auch nicht gemeint, Jungs, also nehmt die Köpfe aus der Gosse«, rief ich laut, um die Pfiffe zu übertönen.
»Und was wäre dieser einzige Grund?«, fragte mich der Schakalbruder- und ich meinte, eine Spur Neugier aus seinem Tonfall rauszuhören.
»Ich bin hier, um jemanden für einen Freund abzuholen«, sagte ich
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