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Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Benson
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und holte den Zettel hervor, den ich aus der Totenhalle geklaut hatte.
    Auf dem fast durchscheinenden Blatt – das wahrscheinlich aus Reispapier oder so etwas bestand – standen noch immer die gleichen Worte wie zuvor.
    Nämlich nur:
     
    Bis auf Weiteres bei den Schakalbrüdern in Untersuchungshaft.
     
    Ich überlegte, was das wohl heißen mochte, und kam zu dem Schluss, dass es wahrscheinlich nicht besonders schön war, länger als ein paar Stunden in dieser Folterkammer rumzuhängen. Ich hatte ein bisschen Zeit in Gesellschaft der Schakalbrüder verbracht – und waren das etwa nicht zwei blitzfidele, lustige Zeitgenossen?
    Wohl eher nicht.
    Im Ernst, die beiden hatten so steinerne Mienen (und das nicht nur wegen ihrer steinähnlichen Schakalsköpfe), waren so teilnahmslos und hatten so wenig Sinn für Humor wie so ziemlich niemand sonst, den ich kannte. Selbst Leute mit einem meterlangen Stock im Arsch hatten für gewöhnlich ein gewisses Mali an Sinn für Humor, doch den Schakalbrüdern fehlte es völlig an Esprit und Charme. Ehrlich gesagt, hätten sie einen Witz nicht erkannt, wenn er sie in den Hintern gebissen und dabei ein Geschwür verursacht hätte. Und angesichts der Umgebung, in der ich mich nun wiederfand, hatte es den Anschein, dass meine Beobachtungen über sie absolut zutrafen.
    Ich stand auf, verließ die relative Sicherheit meines Ölkochkesselverstecks und schüttelte das rechte Bein in der Hoffnung, den Krampf loszuwerden – was mir jedoch nicht gelang. Ich hatte damit gerechnet, ein paar der aufgereihten Gefangenen nach Luft schnappen oder stöhnen zu hören, doch von den fünf Gefangenen, die ich zählte, hatte nur einer die Augen geöffnet. Alle anderen schienen im Halbschlaf vor sich hin zu dösen.
    Der eine, der bei Bewusstsein war, starrte mit einem Ausdruck intensiver Konzentration im Gesicht auf seine Füße. Aus der Art, wie er am Boden lag, beide Arme weit über den Kopf gestreckt und mit Handschellen an die Wand gekettet, folgerte ich, dass seine einzige Freiheit in der Freiheit bestand, die Zehen zu bewegen.
    »Entschuldigung«, sagte ich vorsichtig, während ich beobachtete, wie er langsam einen großen Zeh und dann den anderen bewegte.
    Als er meinen Blick auf sich spürte, schaute er beiläufig in meine Richtung. Sein weißes Haar hing um ihn herum auf den Boden herab, und seine Augen waren von einem blassen Gelb, das ich außerhalb des Großkatzengeheges im Zoo so noch nie gesehen hatte. Ein langer, verfilzter Bart hing ihm bis über die Hüfte und verband sich weiter unten mit seinem Haupthaar. Er blinzelte, und sein Blick war lebendiger als irgendetwas sonst in diesem Höllenloch, doch er antwortete mit keinem Wort auf meine Frage.
    Schließlich, nachdem er mich prüfend gemustert hatte und offenbar nicht zufrieden war, wandte er den Blick wieder seinen Zehen zu.
    Na schön, vielleicht ist er taub, dachte ich.
    Es konnte wohl kaum schlimmer kommen, überlegte ich. Ich versuchte Informationen aus einem tauben Gefangenen herauszuholen, während ich in einer mittelalterlichen Folterkammer festsaß, aus der es keinen Fluchtweg gab. Vielleicht wäre es am besten, den Tauben anzuschreien und zu sehen, ob im Zuge dessen jemand anders aufwachte.
    »Entschuldigung!«, sagte ich diesmal sehr viel lauter, und meine Stimme echote wie eine Schrotladung durch die Kammer.
    Die einzige Reaktion auf mein Rufen bestand in einem direkten, bösartigen Blick von meinem neuen Knastkumpel. Ich bedachte ihn mit einem entschuldigenden Lächeln, doch er schüttelte bloß den Kopf und schaute mich aus seinen feurig aufblitzenden Augen an, bevor er sich wieder dem Studium seiner Zehen zuwandte.
    Toll, ich hatte mir gerade eine Rüge von einem Taubstummen eingehandelt.
    Solcherart zurückgewiesen, lehnte ich mich gegen den großen Bronzekessel und stützte das Kinn in die Hände. Da niemand mir irgendwelche nützlichen Informationen anzubieten hatte, beschloss ich, meine Folterkammerkameraden fürs Erste nicht weiter zu beachten und vorsichtig über die am Boden liegenden Ketten und Körperteile hinwegzusteigen, um mich an dem Schloss der massiven Eichenholztür zu versuchen.
    Gerade als ich meinen Plan in die Tat umsetzen wollte, spürte ich, wie der Bronzekessel, an dem ich lehnte, plötzlich nachgab und mit einem lang gezogenen Quietschen umkippte. Ich packte die Kante des Kessels und versuchte ihn wieder aufzurichten, doch er war zu schwer. Als Dank für meine Mühen kriegte ich eine Ladung halb

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