Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug
zwischen meinen Rippen spielte.
»Wo kam das denn her …«, setzte ich an, schloss jedoch den Mund, als mir klarwurde, dass der Windhauch an mir vorbeiwehte und nun die Pfauenfeder umströmte.
»Nein!«, schrien die Schakalbrüder wie aus einem Mund, doch es war zu spät. Der Windhauch hob die Feder hoch in die Luft, um dann plötzlich zu ersterben und sie direkt ins offene Maul des Krokodilmonsters fallen zu lassen.
Ich hörte ein scharfes Einatmen – ich war mir ziemlich sicher, dass es von mir kam –, und verspürte ein überwältigendes Gefühl der Erleichterung.
»Das ist unfair!«, jaulte einer der Schakalbrüder – und ich musste all meine Willenskraft aufbringen, um nicht vor Freuden auf und ab zu hüpfen und zu rufen: Sehr wohl ist das fair, ihr kleinen Scheißer!!
»Also, was bedeutet es noch mal, wenn die Waagschalen im Gleichgewicht sind wie jetzt?«, fragte ich unschuldig.
»Es bedeutet, dass du gewonnen hast«, sagten die beiden Brüder, und gemeinsam beobachteten wir, wie mein Herz von seinem Platz auf der Waagschale verschwand. Sofort spürte ich es wieder in meiner Brust schlagen. Vor Freude hätte ich beinahe laut losgejohlt.
Es war ein Wunder! Mein Herz war gewogen worden, und es war … für gut befunden worden!
Natürlich waren die Schakalbrüder nicht die Einzigen, die traurig über dieses Ergebnis waren. Das Kroko-Monster wirkte ganz und gar nicht gesättigt durch seine Pfauenfedermahlzeit. Es schaute weiter in meine Richtung und ließ enttäuscht die riesigen Kiefer klappern. Ich war mir nicht hundertprozentig sicher, aber ich vermutete, dass das Kroko-Monster mein Herz wahrscheinlich als eine Art schauriges Abschiedsgeschenk hätte fressen dürfen, wenn es für unwürdig befunden worden wäre.
Bäh!
»Das Urteil ist gefällt«, sagten die Schakalbrüder wie aus einer Kehle. »Wir werden festhalten, dass Calliope Reaper-Jones, die zur Hälfte Mensch ist, ein wahrhaftiges und gerechtes Herz besitzt.«
Ein Donnerschlag erklang, der die Luft selbst erschütterte, und als der Laut verebbte, stellte ich fest, dass ich das Nichts hinter mir gelassen hatte und zurück in der mittelalterlichen Folterkammer der Schakalbrüder war.
Der Mann mit den gelben Augen, der nun nicht mehr in Ketten lag, erwartete mich in der Mitte des Raumes. Er schaute mich unsicher an, während er sich die zerschundenen Handgelenke rieb.
»Lass uns von hier verschwinden«, sagte ich und griff nach seiner widerstrebenden Hand. Ich wollte ihn so dicht wie möglich bei mir haben, für den Fall, dass die Schakalbrüder sich im letzten Moment umentschieden.
Plötzlich hörte ich eine Stimme von unten, die sagte: »Das hast du gut gemacht.«
Ich sah Bastet zu meinen Füßen sitzen. Sofort fing meine Nase an zu laufen, und ich stieß ein gotterbarmungswürdiges Niesen aus.
»Du hast mich voll hängen lassen …«, setzte ich an, doch dann erschütterte ein weiteres Niesen meine Nebenhöhlen. Bastet ignorierte mich und wandte sich stattdessen den Schakalbrüdern zu.
»Bitte öffnet uns ein Wurmloch nach Hause, Söhne Nephthys‹«, sagte Bastet freundlich, und einer der Brüder – verlangt bloß nicht von mir, dass ich die beiden ohne irgendwelches Zubehör auseinanderhalte – hob die Hand. Ohne auch nur ein Zauberwort zu sprechen, öffnete er mitten in der Folterkammer ein Wurmloch.
Ich sah die anderen Gefangenen gierig darauf starren. Offenbar lockte sie der pechschwarze Strudel in seine Mitte. Wahrscheinlich war das mehr von der Außenwelt, als die meisten von ihnen seit Jahrtausenden gesehen hatten.
Als ich sah, wie der Schakalbruder so mühelos ein Wurmloch herbeirief, fühlte ich mich echt unfähig. Es war nicht fair, dass sogar die Bösen zaubern konnten, ohne das geringste bisschen ins Schwitzen zu kommen. Ich gelangte zu dem Schluss, dass ich Senenmut schnellstens mit Zerberus zusammenbringen musste, damit ich nach Hause konnte, um diese blöde Wurmloch-Beschwörungslektion in Anspruch zu nehmen, die Madame Papillon mir versprochen hatte.
»Nach dir«, sagte Bastet und deutete auf das wirbelnde Wurmloch.
Ich nahm Senenmut bei der Hand und wollte ihn vorwärtsziehen, doch der blöde Idiot versuchte die ganze Zeit, sich von mir loszureißen. Der arme Kerl war allerdings schon länger außer Dienst, als ihm klar war, denn es bereitete mir keine Schwierigkeiten, ihn festzuhalten und gleichzeitig weiterzugehen.
»Komm schon!«, sagte ich und schob ihn Zentimeter für Zentimeter auf das Wurmloch zu,
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