Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse
Crowe, ganz am Anfang! Lassen Sie sich nicht täuschen. Und jetzt müssen wir definitiv einen anderen Kurs einschlagen. Wir haben die Liste der Jungen mit diesem Problem. Aber wir haben keine Listen aus dem Camp; daher können wir keine Vergleiche anstellen, um etwaige Überschneidungen zu entdecken.«
»Was ist mit dieser anderen Website – der von dem Camper, der Kontakt mit anderen Ehemaligen sucht? Vielleicht hat sich bei ihm jemand gemeldet. Er könnte eine E-mail-Liste besitzen.«
Eine kurze Pause folgte. »Vermutlich ginge das … aber uns wäre es lieber, keines der betroffenen Kinder selbst in die Sache hineinzuziehen, solange es nicht unbedingt notwendig ist.«
»Warum?«
Mit sehr leiser Stimme erklärte Kristina: »Sie reagieren empfindlich, wenn man in ihre private Welt eindringt. Aber wenn wir es tun müssen, dann müssen wir es eben tun, fertig.«
Michael Rosow vermißte die Zeiten in England, als er morgens aufstand und dann in einem dreiteiligen Nadelstreifenanzug samt dem üblichen schwarzen Regenschirm über dem rechten Arm zur Arbeit ging. Damals war eine Waffe noch nicht obligatorisch. Verdammt unbequem, hatte er gedacht, als er gezwungen gewesen war, den Schirm unter den linken Arm zu klemmen, um den Feuerarm frei zu haben. Und er hatte sich gerade daran gewöhnt, als privilegierter Lieutenant wieder Zivil tragen zu dürfen, als MR Sam aus Mexiko kam und er zusammen mit sämtlichen »entbehrlichen« britischen Polizisten jeden Ranges wieder Biopol zugeteilt wurde.
»Nur, solange es dauert«, hatte man ihnen versichert, aber wie erwartet, dauerte es ewig. Denn bei jedem neuen Erscheinen von MR Sam, wie begrenzt auch immer, kehrte die Angst vor einem allgemeinen Ausbruch wieder zurück. Michael glaubte nicht mehr, daß diejenigen, die s ie miterlebt hatten, diese Angst je wirklich verlieren würden.
Als er zu U. S. Biopol kam, hatte er zu seiner Überraschung festgestellt, daß der Beitritt in Amerika »freiwillig« gewesen war. »Wir haben eine gute Ge werkschaft«, hatte ihm ein Cop erzählt. »Und eine Bill of Rights«, fügte ein anderer hinzu. »Also konnte man uns zu nichts zwingen. Am Anfang zumindest.«
Ihr hattet auch die am langsamsten reagierende Regierung und die höchste Sterberate der zivilisierten Welt, hatte er damals gedacht.
Er haßte die merkwürdigen, zerknitterten, grellgrünen, sperrigen Overalls, die als Biosuits bekannt waren. Und als die Patronen in seiner Waffe durch chemische Geschosse ersetzt wurden, haßte er das noch mehr – obwohl er als erster eingeräumt hatte, daß die Politik, kein Blut zu vergießen, vernünftig, wenn auch lästig war. Aber die anderen Spielzeuge, die er als Biocop benutzen durfte, liebte er leidenschaftlich und genoß es, sie zu verwenden. Auf dem Bildschirm eines Bio-Imagers hatte er Caroline das erste Mal gesehen – der Anfang seiner Besessenheit.
Als er zum Ermittlungschef im Fall des zu Tode gekommenen Hilfstrainers ging und sich nach Details erkundigte, erwartete er daher, Einzelheiten über die Ergebnisse des Postmortem-Bioprints, den Inhalt der Tüte mit Beweismitteln vom Ort des Geschehens und der Computeranalyse der Szene zu erfahren.
»Meine Frau ist mit jemandem bekannt, der den Verstorbenen kennt«, sagte er zu dem Kollegen, der wissen wollte, wieso ihn das interessiere. »Man erzählt sich, der Mann sei ein hochanständiger Bursche gewesen. Er flirtete ganz gern, aber dafür wird man doch nicht umgebracht, oder?«
»Nein, sonst wären wir alle tot«, bemerkte der Ermittler. »Hören Sie, ich wollte gerade rüber ins Labor gehen. Der Mann wird in Kürze geprintet.«
»Das ist noch nicht gemacht worden?«
Der andere Cop sah sich nervös um. »Sie hinken ein bißchen hinterher«, vertraute er Michael an. »Hatten ein paar Fälle aus den Randbezirken. Und sie haben nicht die gleiche Ausstattung wie wir.«
Michael fragte nicht, um welche Fälle es sich handelte; er wollte es nämlich gar nicht wissen.
»He«, sagte der andere Cop plötzlich, »warum kommen Sie nicht mit? Dann sehen Sie’s ja selber.«
»Gute Idee!«
Zusammen fuhren sie in einem Biopol-Kombi los, der sämtliche neuen Spielsachen enthielt, und während der andere Polizist steuerte, untersuchte Michael begeistert die Ausrüstung und verglich sie mit der, die er auf seinem früheren Posten gehabt hatte. Alles war größer, glänzender, stärker und neuer als die Geräte in England.
»Ich schätze, all diese netten Dinge sind typisch für Amerika«,
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