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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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merkwürdige Weise ums Leben kommt.«
    »Und die äußerliche Untersuchung der Leiche hat auch nichts ergeben?«
    »Nichts, was nicht von ihm selbst stammte. Keine Schamhaare, keine Parfümreste, keine Hautpartikel unter den Fingernägeln. Aber eines kann ich Ihnen sagen, was ich über das Opfer weiß, und das ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.«
    »Nein, natürlich nicht«, murmelte Michael.
    »Weil das Basketball-Programm sein Image schützen muß.«
    »Klar. Ich werde es für mich behalten.«
    Der Ermittler beugte sich dichter zu ihm und flüsterte: »An seiner Person befand sich nicht eine Spur weiblicher DNS. Der Mann muß bei Frauen ein totaler Verlierer gewesen sein. Entweder das, oder jemand hat ihn gründlich gesäubert.«
    Einigermaßen nachdenklich kehrten sie zum Revier zurück. Dort bestieg Michael sofort seinen eigenen Wagen, um nach Hause zu fahren. Es gab keine Nachricht, daß sein Taschencomputer sich in Big Dattie eingeklinkt hatte, und dafür war er dankbar. Janie hatte ihre böse Tat korrekt ausgeführt.
    Später fragte Michael Caroline, ob sie den Mann irgendwie berührt habe.
    »Wir haben uns die Hand gegeben.«
    »Hmm«, entgegnete er. »Es gab nicht die Spur eines Gewebemoleküls.«

    Kinder reagieren empfindlich, wenn man in ihre private Welt eindringt, hatte Kristina gesagt. In Anbetracht dieser ziemlich naheliegenden Weisheit verzichtete Janie darauf, ihrem ersten Impuls zu folgen, nämlich den Jungen im Rollstuhl über Internet um eine Liste der Jungen aus dem Camp zu bitten, die sich bei ihm gemeldet hatten. Statt dessen versuchte sie es bei Mrs. Prives, die so hilfsbereit war, wie man nur sein konnte – allerdings noch immer etwas zerstreut.
    Sie nannte alle Namen, an die sie sich erinnern konnte. »Einige von den Adressen habe ich zu Hause«, teilte sie Janie mit, »aber es besteht auch nur mit wenigen der anderen Familien Kontakt. Abraham hat vielleicht ein paar Adressen, aber ich weiß nicht, wo er sie aufbewahrt.«
    »Schon in Ordnung«, sagte Janie. Die Namen allein würden ausreichen. »Sie haben mir sehr geholfen.«
    Besorg dir einen neuen Computer, befahl sie sich, als sie die kurze Liste überflog. Sie konnte auf dem Computer in ihrem Büro beginnen, der über alle notwendigen Funktionen zum Sortieren, Vergleichen und Auswerten verfügte; aber es wäre schrecklich frustrierend, die Arbeit dort fortzusetzen und sozusagen durch eine elektronische Nabelschnur an die Server der Stiftung gefesselt zu sein. Doch deren Computer besaßen ein paar einzigartige Fähigkeiten, von denen eine der wichtigsten darin bestand, zu »beobachten«, ob sich etwas »außerhalb der Grenzen erwartungsgemäßer und tolerabler Variabilität« bewegte. Als Janie diese Formulierung zum erstenmal gesehen hatte, hatte sie sich in sie verliebt und schnurstracks angeeignet. Es wurde ihr neues Ziel, etwas »außerhalb der Grenzen« zu finden; hingegen bedrückte sie oft der Gedanke, wie introvertiert sie bei der Lösung ihrer Lebensprobleme geworden war, obwohl sie sich bewußt das Gegenteil vorgenommen hatte. Als ihr die Jungen aus Camp Meir auffielen und sie die Signifikanz ihrer Situation entdeckte, war sie gerade extravertiert gewesen.
    Als sie ihre manuelle Checkliste vervollständigt hatte, konnte sie sehen, daß alle diese Ehemaligen aus Camp Meir auf der allgemeinen Liste der Jungen mit zersplitterten Knochen standen.
    So, dachte sie, wenn es jemals Zweifel gab, dann sind sie jetzt beseitigt.
    Kristina würde das interessieren.
    Sie schickte eine E-mail an Wargirl: Lange nicht gesehen.

    Am gleichen Abend erschien Kristina bei Janie daheim, als Janie gerade ihr Abendessen aus braunem Reis, Tofu und Brokkoli zubereitete, obwohl sie nach einem kurzen Gespräch mit Michael nicht viel Appetit hatte.
    Kristina dagegen wirkte regelrecht ausgehungert. »Nehmen Sie sich einen Stuhl«, forderte Janie sie auf, »es ist mehr als genug für zwei da.«
    »Danke«, sagte Kristina. »Ich könnte vierundzwanzig Stunden am Tag essen.«
    Janie betrachtete Kristinas magere Gestalt. »Mein Kompliment«, sagte sie zynisch.
    »Anscheinend nehme ich niemals zu!«
    »Ich kenne noch jemanden wie Sie. Was mich rasend ärgert.«
    »Sie sollten sich mal ein oder zwei Tage meinen Stoffwechsel ausleihen, bevor Sie so etwas sagen.«
    Janie hatte schon bemerkt, daß Kristina eine ziemlich zappelige junge Frau mit einem Temperament war, das man früher sicher als »lebhaft« oder sogar »nervös« bezeichnet hätte. Sie

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