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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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stellte er fest. »Aber ich kann Ihnen sagen, auch im guten alten England sind unsere Waffenspezialisten verdammt auf Draht. Ich will nur mal einen Blick auf eure kleinen Wasserpistolen hier werfen.«
    Er öffnete die Waffenklappe und rechnete damit, das übliche Sortiment von Pistolen, Gewehren und ein paar leere Fächer zu finden, in denen in Ausbruchs-Zeiten die chemischen Waffen lagen. Doch in diesem Wagen waren alle Fächer gefüllt. Er starrte das Sortiment eine Weile an und erinnerte sich, wann ihm in England zuletzt so etwas begegnet war; ein unglückseliger Wachmann fiel einem Laborirrtum zum Opfer, unnötigerweise, weil er sich zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort befand. Vor seinem inneren Auge sah er noch, wie der Mann sich in den Nacken faßte, wo ihn die Kugel getroffen hatte, und binnen Sekunden zu Boden sank, da sein Körper bereits auf das Gift reagierte. Die chemischen Waffen waren nicht viel anders als die Pfeile wilder Eingeborenenstämme, und ihre toxische Ladung wirkte garantiert und mit unfehlbarer Genauigkeit … auf der Höhe von MR Sams Regentschaft auch verstörend häufig.
    Seit seiner Auswanderung aus England vor fast zwölf Monaten hatte er sie nicht mehr gesehen. Aber hier waren sie wieder. Er schloß die Klappe und ging zum Beifahrersitz zurück.
    »Wie ich sehe, haben Sie chemische Waffen dabei.«
    »Ja«, bestätigte der andere leise. »Vor ein paar Tagen sind alle Wagen wieder damit ausgestattet worden.«
    Warum hatte man ihm nichts davon gesagt? »Hat jemand einen Grund genannt?«
    »Nein. Und ich habe auch nicht gefragt.« Sie hielten vor einer Ampel, er drehte sich um und sah Michael in die Augen. »Um ehrlich zu sein, Lieutenant, ich will es nicht wissen. Ich werde einfach tun, was man mir sagt, wenn die Zeit kommt. Aber bis dahin möchte ich, offen gestanden, nicht darüber nachdenken.«
    Die Ampel schaltete auf Grün; schweigend legten sie den restlichen Weg zum Gebäude der Gerichtsmedizin zurück.
    Das Schweigen hielt an, als Michael zusah, wie der steife Körper des Verstorbenen auf den horizontalen Bodyprinter gehoben wurde. Techniker schlossen die Leiche mit Sorgfalt und Präzision an die unteren Sensoren an. Sie führten Sonden in alle entsprechenden Öffnungen ein und senkten dann das obere Sensorenmodul mit seinen Zehntausenden von Rezeptoren über den Leichnam. Die Rezeptoren waren so biegsam und beweglich wie die Tentakeln eines Oktopus. Es gab einen Blitz und dann noch einen, als Licht und Strom in die winzigen Rezeptoren geleitet wurden, die ihre Einzelbildchen an einen Zentralcomputer weitergaben, wo sie dann zu einem kompletten, dreidimensionalen Bild zusammengesetzt wurden.
    »Tja, das war ein sauberer Print«, sagte Michaels Kollege, als der Techniker ihm kurz darauf einen Ausdruck und eine Diskette gab, »aber auf den ersten Blick würde ich sagen, daß die Ergebnisse ziemlich dünn sind.«
    Er reichte Michael ein einzelnes Blatt Papier, das kaum zu einem Drittel beschrieben war. »Ein Jammer! Gerade als das Baseballteam endlich wieder anfing, gut zu werden.«
    Michael hatte drei, vielleicht vier Seiten mit Daten erwartet. »Ist das alles?«
    »He, Sie haben es doch grade selbst gesehen … solide Arbeit!«
    Michael runzelte die Stirn über das magere Ergebnis. »Was ist mit dem Fundort? Hatten Sie da mehr Glück?«
    Der Cop zuckte die Schultern. »Wir haben alles aufgenommen, was es an Spuren gab. Im Grunde war das aber wenig.«
    »Verdammter Mist!«
    »Ganz meine Meinung. Dieser Fall wird von Minute zu Minute eigenartiger.« Nach einer angespannten Pause sagte er: »Hören Sie, wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich sagen, daß schon vor uns jemand da war und sich alle Beweismittel geschnappt hat, bevor wir es tun konnten. Wir hätten aus dem Aufnahmegerät fünfhundert menschliche Positive kriegen müssen. Das war ein öffentlicher Radweg – wie viele Leute, meinen Sie, sind über diesen Weg gelaufen oder geradelt und haben dabei ein paar Schweißtropfen vergossen? Himmel, sogar der Präsident ist auf diesem Weg gejoggt. Angeblich soll er dabei schwitzen wie ein Schwein. Aber wir haben nichts.«
    »Was ist mit der Befragung seiner Freunde und Angehörigen?«
    »Wir haben sie alle vernommen, und nach deren Aussagen war er der typische amerikanische Boy. Hoch angesehen im Beruf, beliebt in seinem Apartmenthaus. Ein rechtslastiger Spinner oder Pädophiler war er auch nicht – also nichts von dem, wonach man automatisch sucht, wenn jemand auf

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