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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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so ist, wäre mir ein Trunk sehr willkommen.«
    Rasch nahm Marie den Becher und die Karaffe und schenkte Kate reichlich von dem dunkelroten Wein ein. Dann goß sie ein paar Schlucke in einen kleineren Becher und hob ihn. »Auf daß Ihr in dieser Nacht Ruhe und Trost findet!«
    Hoffentlich, dachte Kate und trank tapfer aus.
    Die versammelten Führer von Paris verstummten und schauten auf, als sie rasch und leise vorüberging, den Kopf gesenkt, die Augen niedergeschlagen. Das war etwas, was die Männer an König Edwards Hof niemals getan hatten. Aber damals war sie ein lästiges Kind gewesen, nicht das geschmeidige, goldhaarige Objekt der Begierde, zu dem sie inzwischen herangewachsen war. Sie konnte die brennenden Blicke der Fremden spüren, als sie leise zur Treppe ging und die Stufen erklomm. Ebenfalls spürte sie, wie sie sich nacheinander abwandten, da ihre Phantasien ohnehin unerfüllt bleiben mußten und sie deshalb ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Belange richteten. Die Stimmen erhoben sich erneut, und es erschollen markige Reden. Dennoch dämpften sie ihren Ton jetzt etwas, waren aber gewiß nicht weniger enthusiastisch.
    Doch als Kate in dem schmalen Gang im Obergeschoß verschwand, spürte sie Karles Blicke noch. Sie fühlte sie wie eine Hand auf ihrem Rücken, und sie blieben auch bei ihr, als sie ihre Oberkleider auszog und sich im Hemd auf das Stroh legte. Und als der Wein sie einschlummern ließ, begleitete sie die warme, feste Hand auf ihrem Rücken bis in den Traum.
    Später wachte sie auf, und er kniete neben ihr in der Dunkelheit. Seine Hand lag tatsächlich da, wo sie sie sich vorgestellt hatte, und seine Finger beschrieben leichte Kreise auf ihrer Taille. Sie schlug die Augen auf und sah, daß er sie unsicher betrachtete.
    Wie kann er denken, daß ich ihn vielleicht nicht will? fragte sie sich schlaftrunken. Sie nahm seine Hand, führte sie an ihre Lippen und küßte sie sanft. Seine Handfläche war rauh und schwielig von Schwert und Zügel. Und dann zog sie ihn an sich. Er kam willig, ein großer, behutsamer Tröster, und nahm sie in seine Arme. Stammelnd erklärten sie sich gegenseitig ihre Zuneigung.

    Alejandro erwachte mit angstvollem Schrecken aus einem verstörenden Traum und bemühte sich verzweifelt, das Entsetzen abzuschütteln, das ihn erfüllte. Doch der kalte Griff der Angst wollte nicht weichen. Seine Eingeweide krampften sich zusammen. Der Gedanke, daß diese nächtlichen Schrecken, die er nach vielen Jahren endlich besiegt glaubte, wiederkehren könnten, erfüllte ihn mit überwältigender Furcht. »Ach, Carlos Alderón«, flüsterte er in die Nachtluft, »seid Ihr wieder da? Bitte«, flehte er den Schatten an, der ihn so lange verfolgt hatte, »laßt mich das bißchen Frieden genießen, das mir vergönnt ist.«
    Doch als er versuchte, sich an den Traum zu erinnern, erkannte er, daß es nicht der Geist des Schmiedes war, der ihn im Schlaf wütend verfolgt hatte. Es war Kate, und zwar das lebendige Bild des Mädchens selbst, die seinem Gemüt einen unheimlichen Besuch abgestattet hatte. Und im Unterschied zu seinen früheren Träumen von Carlos Alderón war der Jäger bei dieser mitternächtlichen Verfolgung nicht der in sein Leichentuch gehüllte Schmied, sondern er selbst, Alejandro, und das Wild furchtbarerweise – seine Tochter. Aber sie ließ sich nicht fangen, sondern entglitt ihm ständig mit fliegender Geschwindigkeit. Er rief laut ihren Namen und streckte die Hand nach ihr aus, aber konnte ihren Rockzipfel nicht erreichen; und sie eilte davon, aus seiner Reichweite, aus seiner Kontrolle, eine Frau mit einem ganz eigenen Ziel.

KAPITAL 14
    Nachdem das Journal sicher im Depository untergebracht und ihre persönlichen Schätze bei Tom in Gewahrsam waren, fühlte Janie sich weniger verwundbar. Jetzt konnte sie die nächste Reise antreten, die Kristina Warger ihr so verlockend schmackhaft gemacht hatte.
    Ihr erster Schritt bestand darin, sich mit den neuen Besitzern von Camp Meir in Verbindung zu setzen.
    »Wir haben es zwei Jahre nach dem ersten Ausbruch von den früheren Eigentümern übernommen«, erzählte ihr Jason Davis, als sie anrief. »Mein Bruder und ich waren als Kinder selber hier.«
    »Ist Ihr Bruder an der Führung des Feriendomizils beteiligt?« fragte Janie.
    »Das wäre er sicher, wenn er noch lebte. Ich habe das Camp mit meiner Frau gekauft.«
    Das hätte sie sich denken können. »Tut mir leid. Ich schätze, ich habe meine Hausaufgaben nicht sehr ordentlich

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