Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse
fort von hier. Für … solange es dauert. Und möchte das Journal mitnehmen …«
Myra seufzte und schaute zur Seite. »Das dachte ich mir. Und ich verstehe auch den Grund, wirklich.« Sie sah Janie wieder an. »Ich kann es Ihnen nicht mal verübeln. Aber ich möchte Sie bitten, es sich doch noch zu überlegen. Hier ist es sehr sicher. Selbst wenn wir schließen müssen, ist diese Einrichtung wie eine Festung; sie ist dazu angelegt, einem Angriff standzuhalten, selbst einem mit schweren Waffen. Es gibt also wirklich keinen Grund zur Sorge.«
»Darum geht es nicht. Selbstverständlich wäre es hier sicher. Ich habe das Gefühl, wenn es soweit käme, würden Sie mit einer Maschinenpistole in der Tür stehen und die bösen Buben verjagen.«
Myra stieß ein kleines Kichern aus und senkte leicht den Kopf.
»Anderswo und zu anderen Zeiten habe ich wahrhaftig Scharen von bösen Buben ferngehalten, und ich bin noch nicht zu alt für ein weiteres Mal.«
Janie dachte kurz an die Waffe, die neben Virtual Memorial steckte. »Tut mir leid«, blieb sie fest, »aber ich möchte das Journal bei mir haben. Es ist mir so wichtig geworden wie die anderen Dinge aus meinem alten Leben, die ich aus dem Feuer retten konnte. Ich kann die Vorstellung nicht ertragen, von ihm getrennt zu sein.«
»Also gut, dann hole ich es.« Myra schickte sich an zu gehen, hielt dann aber noch kurz inne und hakte nach: »Sind Sie sicher?«
Janie nickte.
»Gut«, sagte Myra. »Warten Sie hier. Ich bin gleich zurück.«
Nach weniger als einer Minute kam sie mit einem sorgfältig gepolsterten Päckchen zurück, das mit einer Schnur gesichert war.
»Sie haben mich in der Tat erwartet«, rutschte es Janie heraus.
»Ja, das habe ich.«
Janie sah Myra in die Augen. Sie erblickte keine sichtbare Angst, sondern jede Menge Entschlossenheit. »Ich hoffe, wir sehen uns wieder, wenn es vorbei ist.«
»Ich auch, meine Liebe.«
»Haben Sie einen Ort, an den Sie gehen können?«
»Natürlich bleibe ich hier. Ich habe alles, was ich brauche, und etwas zu tun, woran mir liegt. Wo sollte ich sonst hin?«
»Ja, wohin sonst«, echote Janie.
»Und Sie? Werden Sie in Sicherheit sein? Sie können gern bleiben, hier ist Platz genug.«
»Ich danke Ihnen. Aber ich habe Vorkehrungen getroffen und werde – die Stadt verlassen«, erklärte sie. »Ein paar Freunde haben einen sicheren Ort draußen auf dem Land.«
»Nun, dann auf Wiedersehen!«
»Auf Wiedersehen!«
Sie umarmten einander. Dann drehte Janie sich um und ging auf die Tür zu.
»Dr. Crowe!«
Sie blieb stehen. »Ja?«
»Ich habe das Gefühl, als sollte ich sagen: ›Und da geht meine Tochter, die Ärztin …‹ Seien Sie Gott befohlen!«
»Das bin ich. Und Sie auch!«
Sie ließ Myra mit den Schätzen des Depository zurück und fuhr mit ihrem eigenen Schatz ab, einem der wenigen, die ihr geblieben waren.
Es war die schönste aller Neuigkeiten, aber die schlechteste Zeit, sie zu erfahren.
»Du meine Güte, Caroline, das ist wunderbar, aber jetzt … «
»Ich weiß«, winkte Caroline ab. Ihre Stimme klang eine Spur besorgt, aber vor allem glücklich. Sie hatte es sich so sehr gewünscht.
»Es ist die reine Ironie – wir haben uns so bemüht, und Michael ist ganz begeistert – ausgerechnet da passiert all das andere.«
»Das Leben findet immer einen Weg«, tröstete Janie, »selbst in schweren Zeiten.« Sie legte eine Hand auf Carolines Schulter. »Und es wird schwer, glaube ich.«
Caroline schaute in eine unbestimmte Ferne und hatte ihre eigenen Gedanken über die Welt, in die ihr Kind kommen würde. Ergeben nickte sie. »Michael sagt, es geht sehr schnell. Er ist wieder total überlastet. Jetzt schon.« Als sie wieder aufblickte, zeigte ihr Gesicht Trauer und Angst. »Alle sind es, sagt er.«
Janie spürte plötzlich ein Bedürfnis nach glücklicheren Gedanken. Das erste, was ihr einfiel, war eine Frage, diejenige, die sie unter sicheren Umständen ohnehin gestellt hätte. »Also – wie lange weißt du es schon?«
Es schien Caroline zu gefallen, daß sie das wissen wollte. »Seit gestern abend. Ich dachte, ich würde meine Periode bekommen, aber es war nur eine Schmierblutung, und dann hat sie völlig aufgehört. Anschließend habe ich einen Test gemacht. Und der war positiv!«
»Du bist absolut sicher?«
»Ja. Ohne jeden Zweifel.«
Janie legte eine H and auf Carolines noch flachen Bauch.
»Schwanger. Lieber Himmel!«
»Es scheint verrückt, im Augenblick auch nur davon zu reden –
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