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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Dämmerung brach herein, und bald fingen sie an, sich Sorgen zu machen.
    »Es wäre möglich, daß etwas nicht stimmt«, sagte Alejandro.
    »Ich werde mich erkundigen«, erbot sich de Chauliac.
    Doch die Irin wollte ihn nicht einlassen. »Sie hat ein wenig geblutet, doch ich habe ihren Schoß in die richtigen Kräuter gepackt, und die Blutung scheint jetzt aufgehört zu haben. Aber sie möchte ruhen und sollte für den Augenblick nicht bewegt werden.«
    »Was sollen wir dann tun?« fragte Alejandro nervös, als de Chauliac mit dieser Nachricht zurückkehrte. »Die Gräfin wird mich nicht eine Minute länger als nötig hier haben wollen. Und sie wird darauf bestehen, daß meine Tochter fortgebracht wird.«
    »Sicher hat sie keine Einwände dagegen, daß Kate heute noch bleibt«, meinte de Chauliac. »Diese Frau mag zornig auf Euch sein, aber sie ist kein Ungeheuer. In ihrer Brust schlägt ein menschliches und sanftes Herz. Sie wird ihr gestatten, sich ein wenig zu erholen. Ich werde darauf bestehen.«
    »Es widerstrebt mir, sie zurückzulassen«, sagte der Jude. »Einmal habe ich sie allein gelassen, und das hat zu nichts Gutem …«
    Er hielt inne, weil Schritte auf der Treppe erschollen. Schwere, männliche Tritte, nicht die zarten Schritte der Gräfin und ihrer Damen. Und Stimmen – tiefe, männliche Stimmen, die entschlossen klangen. Sein Herz pochte; er schlüpfte in eine Nische, lehnte sich an die Wand und drückte das Kind an seine Brust. Voller Angst sah er de Chauliac an.
    Die Schritte und Stimmen erreichten den oberen Absatz, und de Chauliac beugte sich ein wenig vor, damit er um die Ecke einen Blick auf die Ankömmlinge werfen konnte. Rasch fuhr er wieder zurück und fluchte lautlos.
    »Es ist Lionel persönlich. Und … und …«
    »Und wer? «
    »… und Charles von Navarra, fürchte ich.«
    »Elizabeth!« zischte Alejandro. Entsetzt schloß er die Augen.
    »Das ist ihre Rache an mir.« Er drückte das Baby fester an sich. »Sie muß ihn benachrichtigt haben, sobald wir angekommen sind – und der Schurke hat den rechten Augenblick abgewartet, bis der Junge geheilt war. Nun, möge er den Rest seiner Zeit in der Hölle schmoren!«
    Hastig versuchte er, das Kind de Chauliac in die Arme zu drücken, doch der Franzose wollte das hilflose Bündel nicht annehmen. Statt dessen packte er Alejandro und hielt ihn von der wahnsinnigen Tat ab, an die dieser dachte. Er flüsterte eindringlich:
    » Nein! Lauft nicht weg!«
    »Ich würde dieses Ungeheuer am liebsten umbringen …«
    »Vergeßt Ihr, daß Ihr den Enkel des Königs von England auf den Armen tragt?«
    Richtig, das hatte er vergessen. Er schaute auf das Kind nieder, seinen Enkel, und Gott sollte jeden vernichten, der danach trachtete, ihn von diesem Geschöpf oder seiner Mutter zu trennen.
    Sie hörten Stimmen aus der Kammer. »Ich bin gekommen, um im Namen meines Vaters diesen meinen Neffen zu fordern«, äußerte Lionel mit großer Überzeugung, »und mit meiner lange verlorenen Schwester zu sprechen.«
    Alejandro klopfte das Herz bis zum Hals.
    »Wo ist das Kind?« hörten sie.
    »Die Ärzte haben es weggebracht«, erteilte die Irin Auskunft.
    »Wohin, weiß ich nicht. Vielleicht sind sie die Treppe hinuntergegangen, vor Eurer Ankunft.«
    Du gute Seele! dachte er und segnete sie.
    »Der jüdische Arzt oder der französische?«
    »Ich weiß nicht welcher«, tat die Irin ahnungslos. »Keinen von beiden hielt ich für einen Juden«, fügte sie hinzu. »Aber beide könnten gleichwohl welche sein …«
    De Chauliac legte Alejandro eine Hand auf den Arm und sagte leise: »Ihr müßt das Kind nehmen und gehen.«
    »Aber ich kann sie nicht zurücklassen …«
    »Ihr Schicksal liegt nicht in Euren Händen. Ich werde bei den Hoheiten vorsprechen, denn ich habe von diesen Männern nichts zu fürchten. Zuviel weiß ich über ihre geheimen Unzulänglichkeiten. Ich werde sie ablenken, während Ihr mit dem Kind flieht.«
    » Aber Kate … « , stöhnte Alejandro.
    »Rettet ihr Kind«, drängte de Chauliac, »oder Ihr verliert beide! Ihr habt die Wahl. Doch wenn Ihr geht, werde ich alles tun für ihr Wohl, das verspreche ich.«
    »Aber was könntet Ihr bewirken?«
    »Das weiß ich noch nicht«, gab der Franzose zu, »aber was immer in meiner Macht steht, werde ich veranlassen. Ihr habt mein feierliches Gelöbnis – bei der großen Zuneigung und dem Respekt, die ich Euch entgegenbringe!«
    Alejandro sah seinem früheren Mentor in die Augen und erkannte einen Freund.

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