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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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konnten.«
    Kristina sah sie an. »Was da los ist? Ich weiß nicht mal, wo ich anfangen soll, zu analysieren.«
    Janie begann die Möglichkeiten aufzuzählen. »Wie wir schon erwähnten: wir würden nicht erwarten, daß die Bakterien zu negativen Merkmalen mutieren. Also tun sie es wahrscheinlich auch nicht.«
    »Es muß sich um einen anderen Ablauf handeln.«
    »Genau.« Sie drückte mit einer Hand gegen ihre Stirn, als könne sie so klarer denken: »Also wir würden nicht erwarten, daß sie alle auf einmal absterben, selbst wenn es ein wirksames Antibiotikum gäbe.«
    »Nun, da geschieht etwas Merkwürdiges. Verdammt!« Sie sah wieder in das Mikroskop. »Kommt schon«, flüsterte das Mädchen, »sprecht zu uns!«
    Während ihre junge Mitstreiterin beschäftigt war, ließ Janie ihre Augen schweifen – manchmal genügte ein Wechsel des Blickwinkels, um eine Idee oder eine Erkenntnis in Gang zu setzen. Sie schaute sich nach dem Zimmer um, in dem Caroline festgehalten wurde, und sah Michael an der Tür lehnen, Gesicht und Hände flach an die gestrichene Fläche gedrückt, als wolle er hindurchgreifen.
    Eine grausame Lage für einen Partner, dachte sie mitfühlend. Sie bedauerte das Leid und die Ungewißheit, die er durchmachte, und erinnerte sich für einen Moment an die Stunden, die sie und Bruce bei Caroline wachend verbracht hatten, bevor Michael sie überhaupt kannte. Er wäre zusammengebrochen, wenn er sie damals in ihrer Krankheit gesehen hätte.
    »Kristina«, sprach sie sie leise an.
    Das Mädchen blickte von dem Mikroskop auf.
    »Sie hatte die Pest.«
    »Was?« fragte Kristina zerstreut.
    »Caroline hatte mal die Pest. Sie hat sie überlebt.«
    »Na ja, ich weiß«, begann Kristina, »aber …«
    Und dann wurde ihr klar, was Janie meinte. »O Himmel! Leute, die die Pest überlebt haben, besitzen eine natürliche Resistenz gegen HIV.«
    »Ja. Die Stellen, an denen das Virus andockt, werden blockiert.«
    »Könnte etwas Ähnliches mit MR SAM passieren?«
    »Es könnte«, flüsterte Janie. »Bei Ähnlichkeit der Andockstellen.« Sie schaute noch einmal in das Mikroskop und hob dann mit einem Ausdruck gesammelter Konzentration den Kopf. Sie murmelte vor sich hin, verstellte die Schärfe und steigerte die Vergrößerung der Linse. »Okay, ich habe sie im Bild.« Sie sah zu Kristina auf und nickte in Richtung V. M., der auf einer nahen Arbeitsfläche stand. »In dem Bildprogramm – können Sie eines der gespeicherten Bilder von HIV mit derselben Tiefenschärfe wie diese Bakterien aufrufen?«
    »Sicher«, meinte Kristina. Sofort begann sie auf die Tastatur einzuhämmern. Sie zog V. M. näher heran, während er das richtige Bild suchte und auf den Schirm holte.
    Beide Frauen sahen mehrfach hin und her. »Was meinen Sie?« fragte Janie nach ein paar Blicken.
    »Ich denke, es gibt Grund zu der Annahme, daß dieser Tatbestand eine auf der Pest basierende Resistenz gegen MR SAM ist. Genetischer Natur«, erklärte Kristina erregt. »Eigentlich leuchtet das ein, absolut, daß jemand, der die Pest hatte, resistent gegen MR SAM sein könnte. Aber – warum hat daran noch keiner gedacht? Oder ein Muster bemerkt?«
    »Kennen Sie außer Caroline jemanden, d er die Pest überlebt hat? Ich« – mitten im Satz fiel ihr Alejandro ein, diese kleine Kate – »nicht …«
    »Es kann nicht viele geben«, stimmte Kristina zu.
    »Wir werden herausfinden müssen, wie viele es gibt, und sie dann testen.«
    »Aber – aber dazu brauchen wir Zugang zu Big Dattie.«
    In der Tasche, in der V. M. normalerweise aufbewahrt wurde, befand sich noch immer das Hornhaut-Identifizierungsprogramm, das sie dem französischen Hacker entwendet hatte. Big Dattie würde eine der letzten Regierungsdienststellen sein, die zusammenbrach – Militär und Biopol hingen weitgehend von ihm ab.
    »Ich weiß, wie wir es machen können«, behauptete sie.
    »Sie scherzen.«
    »Durchaus nicht.«
    »Aber – das ist unglaublich! Stellen Sie sich nur vor, was das bedeutet! Wir könnten einen Weg finden, mit MR SAM fertig zu werden, indem wir das Gen isolieren, das die Resistenz bewirkt, und dann können wir eine Genwäsche vornehmen, genau wie bei diesen Jungen.«
    Kristina strahlte die pulsierende Erregung aus, die jungen Menschen beim Akt der Entdeckung eigen ist. »Oh, das klingt ungeheuerlich, ich muß meinen Vater …«
    Sie hielt inne und verstummte.
    Für ein paar verblüffte Sekunden starrten Kristina und Janie sich an. Stillschweigend erkannte Janie die

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