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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Zurückgezogenheit, mein Herr.«
    Karle war aus der Fassung gebracht. »Aber ich soll über Euch wachen. Das habe ich Eurem père versprochen.«
    »Ich werde heil und gesund zurückkommen, das versichere ich Euch. Ich möchte mich nur säubern. In züchtiger Abgeschiedenheit.«
    »Laßt mich in Eurer Nähe bleiben. Ich werde Euch den Rücken zudrehen.«
    Sie warf ihm einen sehr mißbilligenden Blick zu. »Wie Ihr wünscht«, knurrte sie, »aber achtet meine Bitte! Eine Frau braucht hin und wieder ihren Frieden.«
    Er wollte sagen: Aber Ihr seid doch noch ein Mädchen. Sie hatte sich allerdings schon umgewandt und ging in die Richtung, in die sie gezeigt hatte; als er ihr mit den Blicken folgte, entdeckte er, daß sie sich durchaus nicht wie ein kleines Mädchen bewegte. Bevor der Abstand zwischen ihnen zu groß wurde, band er die Pferde los und ging mit ihnen durch das hohe Gras hinter Kate her.
    Durch dichtes Gebüsch erreichten sie das Ufer eines kleinen Teichs, und im verblassenden Licht konnte er sehen, daß Dunst aus dem stillen Wasser aufstieg. Es war ein schöner Anblick, und Kate stieß einen leisen Seufzer aus, während sie umherschaute. » Père sagt, daß Luft die Wärme schneller verliert als Wasser, und er sagt, daß die Luft die Wärme will und aus dem Wasser zieht. Deswegen genießt er es, um diese Tageszeit zu baden. Genau wie ich.«
    »Ihr wollt baden?« sagte er überrascht. »Ihr habt nur gesagt, daß Ihr Euch säubern möchtet.«
    »Wie kann man das besser tun als durch ein Bad?«
    Er schien überaus verwirrt. »Aber wird das nicht Eurer Gesundheit schaden?«
    »Ich versichere Euch«, antwortete sie und erwiderte seinen starrenden Blick, »daß es mich höchstens gesünder macht. Und nun – Ihr habt mir Abgeschiedenheit versprochen, oder ist das schon wieder vergessen?«
    Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um, und bald hörte er das Rascheln von Stoff, als sie ihren schmutzigen Rock und ihr Hemd auszog. Dann kam das leise Plätschern ihrer Füße, als sie ins Wasser stieg. Bald darauf hörte er Schwimmgeräusche, und er dachte: Jetzt ist sie ganz untergetaucht, und ich kann wieder hinschauen. Gerade, als er den Kopf wenden wollte, flog etwas Großes, Graues, Nasses vorbei; er duckte sich, und das wirbelnde Ding verfehlte ihn knapp. Mit einem Platschen landete der flache, runde Fisch zappelnd im Gras.
    »Frühstück«, sagte sie mit aufreizendem Lachen und ihrem eigenartigen englischen Akzent. »Sorgt dafür, daß Monsieur le Poisson nicht wieder ins Wasser springt, während ich bade. Sonst müßt Ihr Euer petit déjeuner selbst fangen.«
    Kates Haar, aus dem sie die Nässe gewrungen hatte, trocknete jetzt in der Wärme des bescheidenen Feuers, das sie entzündet hatten. Sie befanden sich auf einer kleinen Lichtung, die ringsum von sehr hohen Bäumen umgeben war, so daß der Rauch ihres Feuers sich zwischen den Ästen auflösen würde, ehe er von einer Burg aus bemerkt wurde. Sie war nur in ihr Umschlagtuch gewickelt. Ihre anderen Kleider hingen an einem nahen Zweig und trockneten nach der hastigen, aber dringend erforderlichen Wäsche im Wasser des Teichs. »Gebe Gott, daß wir in der Nacht nicht gestört werden, sonst werde ich nur mein Haar und mein Umschlagtuch haben, um mich beim Reiten zu bedecken.«
    Karle stellte sich die Szene im stillen mit einem gewissen Vergnügen vor und heuchelte: »Gott bewahre!«
    Nicht weit vom Teich entfernt waren sie auf einen einsamen Apfelbaum gestoßen und hatten so viele Früchte gepflückt, wie sie in ihre nassen Kleider häufen konnten. Als sie sich an ihrer Schlafstelle niederließen, waren ihre Hände und Gesichter klebrig vom Saft der sauren Früchte und ihre Bäuche aufgebläht. Kate schnitt mit ihrem Messer einen Apfel in zwei Hälften und höhlte geschickt die Mitte aus, so daß sie zwei kleine Tassen hatten, aus denen sie trinken konnten. Aus dem gefüllten Seidentuch tropfte Wasser in eine der Tassen, und als sie voll war, gab Kate sie Karle, der durstig trank.
    » Père hat gesagt, daß ich nie an frischem Wasser vorbeigehen darf, ohne zu trinken. Obwohl mein Magen so voller Äpfel ist, daß ich für Wasser kaum mehr Platz habe.«
    Karle sagte einen Augenblick lang nichts. Er stellte seine Apfeltasse wieder unter das tropfende Seidentuch; dann sah er Kate direkt in die Augen und sagte entschlossen: »Er ist nicht euer père, kann es nicht sein. Blutsverwandte sind nicht so verschieden wie Ihr und er.«
    Verlegen wand sie sich und zog das große

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