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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Lebendig und wohlauf – das hatte der Mann, den sie Père nannte, von ihm verlangt. Bei all ihrer Tapferkeit und Tüchtigkeit war sie doch in Wirklichkeit nur ein junges Mädchen – auf der Flucht mit einem Mann, den sie kaum kannte, darauf hoffend, die Familie wiederzufinden, die sie verloren hatte: die obendrein nur aus einem einzigen, rätselhaften Mann bestand, der nicht ihr leiblicher Vater war.
    In ihrem zarten Alter hat sie viel auszuhalten, dachte er mit großem Mitgefühl. Aber zu viele Geheimnisse. Freundlich sagte er zu ihr: »Wenn meine Fragen Euch Kummer gemacht haben, entschuldige ich mich. Ich war nur neugierig. Eure Lebensumstände scheinen … sehr ungewöhnlich zu sein.«
    »Ja, das sind sie in der Tat«, seufzte sie. »Das ist gewiß wahr.«
    Wieder fröstelte sie in der Nachtluft.
    »Die Luft wird kälter«, erklärte er. »Jetzt steigt die Wärme des Teichs in großen weißen Schwaden in die Luft.« Er lachte ein wenig in der Hoffnung, sein Kommentar würde sie etwas aufheitern. Aber sie blieb still.
    »Und Euch friert«, stellte er fest und rückte näher zu ihr.
    »Mir ist anscheinend immer kalt«, antwortete sie mit einem kleinen, unterdrückten Schniefen. »Ich kann es nie warm genug haben.« Dann begann sie auf einmal zu weinen.
    Leise rückte Karle noch näher heran und legte sich neben sie. Ihr Körper versteifte sich zwar ein wenig, aber sie stieß ihn nicht weg, als er seinen Bauch an ihren Rücken schmiegte. Ihre Leiber paßten verblüffend gut zusammen. Er legte seine Arme um sie und teilte mit ihr seine Wärme; nach einer Weile konnte er spüren, wie sie sich entspannte und einschlummerte. Er lag wach, atmete langsam den rauchigen Duft ihres Haars ein und lauschte seinem eigenen Herzen, das heftig gegen ihren Rücken pochte.

KAPITEL 6
    Als Janie morgens in das Forschungsinstitut kam, reichte ihr der Affenmensch eine gedruckte Seite und warf ihr einen Blick zu, der eindeutig besagte: Erklären Sie das.
    Sie sah ihn so unschuldig an, wie sie konnte, und überflog dann rasch den Text. Angestrengt verbarg sie ihre Erregung und tat so, als sei diese Mitteilung ihr vollkommen rätselhaft. Als ihre Augen das Ende der Seite erreicht hatten, wurde ihre gespielte Überraschung zu echter Verblüffung. »O du liebes bißchen, Chet – sie haben meinen Antrag auf eine systemweite Untersuchung genehmigt.«
    »Das habe ich gelesen«, meckerte er. »Ich wußte nicht mal, daß Sie einen Antrag gestellt hatten.« Seine Miene war der Inbegriff von Mißbilligung. »Und wir hatten es doch gestern geklärt!«
    »Ja, in etwa. Aber ich fand nicht, daß wir wirklich zu einem Schluß gelangt waren. Und ich dachte, es könne nicht schaden, den Antrag trotzdem zu stellen, für alle Fälle. Wir müssen ja keinen Gebrauch davon machen, wenn wir nicht wollen. Aber wenn wir es tun, dann …«
    »Ich schätze, Sie haben doch nicht soviel Erfahrung mit solchen Dingen, wie ich dachte«, meinte er verächtlich. »Wissen Sie, die behalten einen nämlich im Auge. Wenn Sie eine Studie beantragen und dann von der Genehmigung keinen Gebrauch machen, gibt es diesen netten kleinen Vermerk im Register Ihrer Anfragen. ›Hat die Arbeitszeit der für Untersuchungsgenehmigungen zuständigen Mitarbeiter mit einem ungenutzten Antrag vergeudet‹ oder so ähnlich. Herrgott, Janie, Sie können diesen Leuten kein Genehmigungsverfahren zumuten und anschließend sagen, sie sollten es vergessen.«
    Sie fragte sich, wer »diese Leute« sein mochten, aber verkniff sich eine Bemerkung, weil es auf lange Sicht unwichtig war. »Na ja, es besteht immer noch die Möglichkeit, daß …«
    »Daß was? Daß Geld vom Himmel fällt? Ich erinnere mich deutlich, Sie aufgeklärt zu haben, daß das höchst unwahrscheinlich ist.«
    Richtig, sie konnte es nicht leugnen, aber wenigstens hoffen, seinen Zorn abzulenken. »Ich habe da einen Zuschuß in Aussicht«, erläuterte sie. »Natürlich weiß ich noch nicht, ob ich ihn bekomme. Aber ich bin noch immer dafür, daß Sie diese Sache an höherer Stelle vortragen sollten. Was kann schlimmstenfalls passieren?«
    »Was auch immer, es wird mir passieren, nicht Ihnen. Vielleicht feuern sie mich mit einem Tritt in meinen blöden Arsch, weil ich damit überhaupt zu ihnen gekommen bin.«
    Und wahrscheinlich ist der auch noch behaart wie bei Affen, obwohl ich hoffe, das niemals herauszufinden. »Man wird Sie nicht feuern. Und vielleicht begrüßen sie es sogar …«
    »Hören Sie, Janie, was man mir da oben zu

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