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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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mit dem sie kleine Zweige schnitt, und beobachtete neugierig, wie sie sie mühelos zu einer eimerförmigen Falle flocht. Dann scheuchte sie ihn mit einer Geste davon. Demütig verzog er sich ins Gebüsch, wo er sie nicht mehr sehen konnte. Nach ein paar Augenblicken hörte er sie umhertrampeln und fürchterliche Geräusche von sich geben. Bald darauf hoppelte ein fettes Karnickel aus dem Unterholz, direkt in ihre geflochtene Falle. Blitzschnell hatte sie es gepackt und ihm die Kehle durchgeschnitten.
    »Ein Männchen«, sagte sie, nachdem sie seinen Unterleib gemustert hatte. »Schade! Nun ja, es wird trotzdem unsere Bäuche füllen.«
    Karle sah mit weit aufgerissenen Augen staunend zu, wie das goldhaarige, bildschöne Mädchen, die junge Frau, die er beschützen sollte, ein Feuer anzündete und die Nahrung zubereitete, die sie ganz allein erbeutet hatte. Sie hatte das unglückliche Tier gehäutet, ausgenommen und auf einen spitzen, grünen Ast gespießt, ehe Karle auch nur das Wasser im Munde zusammenlaufen konnte.
    »Das Fell ist so weich«, sagte sie und strich sich mit dem noch warmen Pelz über die Wange, während sein früherer Träger über der Flamme brutzelte. »Ein Jammer, daß man es nicht für Handschuhe aufbewahren kann. Aber wo sollten wir es lassen? Wir sind ja ständig unterwegs.« Sie wickelte die Pfoten und die Eingeweide in das Fell und warf es weit auf die andre Seite des Baches. » Monsieur Fuchs wird sich daran erfreuen, wenn wir von hier verschwunden sind«, prophezeite sie.
    Bald füllte der berauschende Duft von gebratenem Fleisch die Luft, und Karle äußerte seine Besorgnis, er könne unerwünschte Aufmerksamkeit auf sie lenken. »Wir sollten dieses Festmahl mitnehmen und anderswo verzehren«, schlug er vor. »Der Geruch ist so stark, daß er Leute anlocken könnte.«
    Sie nickte und stach mit dem Messer in das Fleisch. »Es scheint gar zu sein.« Geübt zog sie den Spieß vom Feuer. Das Fleisch zischte noch, als sie mit dem Braten in der Hand auf ihr Pferd stieg.
    »Fürchten wir uns vor Bären oder vor Edelleuten?« erkundigte sie sich.
    »Beide wären gleichermaßen unwillkommen«, antwortete er.
    »Und um die Wahrheit zu sagen, Jungfer, ich würde das Kaninchen auch roh essen, wenn es nicht gebraten wäre.«
    » Père sagt, Fleisch müsse immer gründlich gegart werden, weil …«
    »In den Tieren winzige andere Tiere leben?« fragte er scherzhaft.
    »Olala«, antwortete sie ganz ernst. »Woher wißt Ihr das? Vor allem in den kleinen, behaarten Tieren. Ratten zu essen ist mir völlig verboten. Er sagt, eher solle ich am Hungertuch nagen. Seht Ihr, indem wir das größere Tier essen, riskieren wir, auch die kleineren zu verzehren …«
    Er unterbrach sie erneut. »Größere Tiere werden immer kleinere Tiere fressen … ganz gleich, welche Gifte sie enthalten. Und selten leisten sie sich den Luxus, sie vorher zu kochen. Das ist der Wille Gottes. Keiner braucht besonders gelehrt zu sein, um das zu wissen.« Anschließend ritt er voran, um eine abgeschiedenere Stelle zu finden, wo sie das zarte Fleisch des Kaninchens genießen konnten, und er war sicher, Gott wollte, daß sie das taten, winzige Tiere hin oder her.

    »Ganz gewiß«, quetschte Karle mit vollem Mund heraus, während ihm der Saft des Fleischs übers Kinn rann, »ist das hier das, was Gott ißt. Deswegen ist Er Gott. Weil Er so köstliche Nahrung verzehrt.«
    Kate warf einen abgenagten Knochen weg und leckte sich das Fett von den Fingern. »Welcher Gott auch immer die kleinen Dinge beherrscht – schön wäre es, er hätte die Kaninchen etwas größer gemacht. Ich könnte noch eines vertragen.«
    »Oder zwei«, stimmte Karle zu.
    »Und jetzt muß ich mich um ein paar Frauenangelegenheiten kümmern«, sagte sie und stand auf.
    Was meinte sie damit? Was für Frauenangelegenheiten? »Wohin geht Ihr?«
    »Zu dem Teich hier in der Nähe!« Sie zeigte nach Westen.
    »Ist da ein Teich? Woher wißt Ihr das?«
    Sie lachte. »Die Enten. Hört Ihr sie nicht? Vielleicht fangen wir mit etwas Glück eine, die wir dann auch noch braten.«
    Er lauschte einen Moment und vernahm nun auch das leise Schnattern. Natürlich hatte er es im Hintergrund wahrgenommen; aber in seiner Gier hatte er nicht daran gedacht, was es natürlich bedeutete, daß nämlich in der Nähe Wasser sein mußte. Der Knochen, den er abgenagt hatte, flog beiseite, und er stand auf. »Ich werde mit Euch gehen.«
    Sie errötete ein wenig und sagte: »Ich wünsche mir ein wenig

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