Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
Vom Netzwerk:
Carla befreundet war? Trotz ihrer offenbar übermäßigen Schüchternheit? Jemand, an den sie sich ein bisschen angeschlossen hatte? Dem sie vertraute?«
    Ellen überlegte. »Befreundet kann man das wohl nicht nennen«, meinte sie dann, »aber mir schien es so, als sei sie tatsächlich einer der Frauen ein wenig nähergekommen. Liza Stanford. Die beiden saßen meist nebeneinander, flüsterten manchmal. Ob sie sich auch außerhalb unserer Treffen gesehen haben, weiß ich allerdings nicht.« Sie hielt inne.
    »Liza war unser Anachronismus«, fuhr sie fort. »So sagten wir das alle immer. Sie war nämlich überhaupt nicht geschieden oder verwitwet oder aus irgendeinem anderen Grund allein, und am Anfang wollte ich sie gar nicht bei uns aufnehmen. Sie war verheiratet. Aber sie war unglücklich in ihrer Ehe, vernachlässigt. Sie dachte darüber nach, ob es für sie nicht besser wäre, einen neuen Anfang zu suchen. Es fehlten ihr Mut und Entschlusskraft, und sie hoffte, es vielleicht mit der Hilfe anderer zu schaffen. Schließlich entschied ich, dass sie doch irgendwie dazugehört. Deshalb durfte sie mitmachen. Sie war übrigens die, die als Letzte dazustieß, und sie war diejenige, die dann am häufigsten fehlte. Was mich etwas ärgerte.«
    »Hat sie sich irgendwann von ihrem Mann getrennt?«
    »Nicht in meiner Zeit, nein. Ob sie es inzwischen getan hat, weiß ich nicht.«
    »Erzählte sie etwas Genaueres über die Probleme in ihrer Ehe?«
    »Sie blieb sehr vage. Nein, so richtig rückte sie nicht mit der Sprache heraus. Ich hatte den Eindruck, dass sie eine sehr wohlhabende Frau war, die nichts mit ihrem Leben anzufangen wusste und darüber Depressionen bekam. Und der Ehemann war natürlich schuld, weil er sich nicht kümmerte. Aber wenn Sie mich fragen: Irgendetwas stimmte mit der Frau nicht. Ich dachte manchmal: Der arme Mann! Mit der möchte ich nicht verheiratet sein.«
    »Was genau stimmte nicht?«
    »Ich weiß es nicht. Es war einfach etwas in ihrer Ausstrahlung. Sie schien mir durch und durch neurotisch zu sein. Jemand, der Hilfe wollte, aber letztlich gar nicht annehmen konnte. Vielleicht bin ich ungerecht. Ich habe wenig Geduld mit diesen reichen, gelangweilten Gattinnen, die ihre Probleme kultivieren, damit sie überhaupt irgendetwas haben, womit sie sich beschäftigen können.«
    Fielder machte sich ein paar Notizen. Dann schoss er eine letzte, hoffnungsvolle Frage ab. Es wäre zu schön …
    »Sagen Ihnen die Namen Anne Westley und Gillian Ward etwas?«
    »Nein«, sagte Ellen Curran.

SAMSTAG, 9. JANUAR
    1
    Der Wohnwagen war knapp fünf Meter lang und drei Meter breit. Er wurde mit Propangas beheizt und war kuschelig warm, das musste Samson zugeben. Die Ausstattung war eher notdürftig, aber man konnte hier durchaus eine Zeit lang leben – wenn man seine Ansprüche entsprechend herunterschraubte. Es gab ein Sofa, das man zu einem Bett aufklappen konnte, einen Tisch, zwei Stühle. Eine Art Kochnische mit einem Gaskocher und einem Spülbecken, das seinen Wasservorrat aus einem Tank bezog. Es gab einen eingebauten Hängeschrank, in dem sich Plastikgeschirr und ein paar Lebensmittelvorräte befanden; Kaffeepulver und Tee, Trockenmilch, ein paar Pakete mit Nudeln und Gläser mit Tomatensoße. In einem winzigen Abteil befanden sich eine Dusche und eine Toilette. Samson hasste die Enge, die dort herrschte. So, wie er es hasste, den Auffangbehälter der Toilette zu reinigen. Den Tank nachzufüllen. Jeden Tag Spaghetti zu essen. In diesem kleinen Raum eingesperrt zu sein.
    Aber er hatte keine Wahl, und er wusste, eigentlich musste er dem Schicksal dankbar sein. Eine Zelle in der Untersuchungshaft wäre noch schlimmer.
    John Burton hatte ihn hierhergebracht. Ihn hasste Samson im Grunde auch, aber auch ihm musste er dankbar sein. Er war der Einzige, der sich um ihn kümmerte. Der vielleicht sogar von seiner Unschuld überzeugt war. Was er allerdings nie zum Ausdruck brachte. Samson hatte ihn immer wieder gefragt, und John hatte immer nur geantwortet: »Solange nichts erwiesen ist, glaube ich überhaupt nichts.«
    Mehr, das begriff Samson, konnte er zum gegenwärtigen Zeitpunkt kaum erhoffen.
    In Johns Firma grassierte die Grippe, deshalb gab es Probleme, alle notwendigen Einsätze zu organisieren. Der Wohnwagen, von dem aus die Baustelle bewacht werden sollte, stand leer.
    »Sie können dorthin«, hatte John gesagt, »solange es so kalt bleibt und so viel schneit, passiert dort gar nichts, und es wird sich niemand

Weitere Kostenlose Bücher