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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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Zeitschriften unter dem Arm, den er Samson nun reichte. »Hier. Etwas zum Lesen. Sie langweilen sich zu Tode, stimmt’s?«
    »Es ist sehr still hier«, bestätigte Samson.
    John machte ein paar Schritte zu seinem Auto zurück, öffnete den Kofferraum, zog zwei große Tüten hervor. »Lebensmittel. Und ein paar Flaschen Bier. Alkohol löst keine Probleme, aber manchmal hilft er, sie zu ertragen.«
    »Ich trinke eigentlich keinen Alkohol«, sagte Samson steif und hätte sich gleich darauf ohrfeigen können: John hatte es gut gemeint.
    John zuckte mit den Schultern. »Ich lasse die Flaschen hier. Vielleicht ist Ihnen ja doch noch einmal danach.«
    »Ja. Danke.« Samson hatte inzwischen die Tür zum Wohnwagen aufgeschlossen. »Möchten Sie nicht hereinkommen?«
    »Keine Zeit. Ich habe noch eine Verabredung.«
    »Mit Gillian?«, entfuhr es Samson.
    John schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Wie … wie geht es Gillian?«
    »Ich würde sagen, den Umständen entsprechend«, sagte John. »Sie wirkt auf mich noch immer ziemlich traumatisiert, aber sie sitzt nicht herum, sondern versucht, erste Schritte in eine neue Zukunft zu unternehmen. Sie kümmert sich um die Auszahlung der Lebensversicherung, hat mit der Bank wegen der Hypotheken auf dem Haus gesprochen und war wieder in ihrem Büro. Ach ja, und sie hat ihre Tochter zu ihren Eltern nach Norwich geschickt.«
    »Sie hat Becky weggeschickt?«
    »Wegschicken kann man es nicht nennen. Sie und Becky haben sich ständig gestritten, und sie meinte, es sei gut, wenn sie sich für eine Weile aus dem Weg gehen. Die Schule fängt übermorgen wieder an, aber Becky ist ohnehin noch nicht in der Lage, bereits wieder am normalen Leben teilzunehmen. Gillian hat sie für den ganzen Januar beurlaubt – und in Norwich einen Therapeuten organisiert, zu dem Becky nun regelmäßig gehen wird. Das Kind braucht professionelle Hilfe. Ich glaube, Gillian hat insgesamt ganz richtig entschieden.«
    Ja klar, dachte Samson feindselig, Tom ist tot und Becky ist bei den Großeltern, und nun hast du so richtig freie Bahn. Läuft alles nach Plan, wie?
    Aber natürlich sprach er derlei Gedanken nicht aus.
    Stattdessen fragte er: »Und in dem Fall? Gibt es da etwas Neues? Tut sich irgendetwas? Haben die eine Spur?«
    »Leider nicht dass ich wüsste«, bedauerte John. »Die suchen nach Ihnen und tappen ansonsten ziemlich im Dunkeln. Soweit mir bekannt ist.«
    »Sie haben doch Kontakte bei der Polizei…«
    »Bislang keine neuen Informationen«, sagte John. Er blickte auf seine Armbanduhr. »Ich muss los. Tut mir leid, Samson. Ich weiß, es ist verdammt einsam hier und Sie fühlen sich hundeelend, aber im Moment kann ich nicht mehr für Sie tun, als hin und wieder nach Ihnen zu sehen und Sie mit dem Nötigsten zu versorgen.«
    »Und das ist schon viel«, murmelte Samson. »Danke, John.«
    Er sah John nach, der zu seinem Auto zurückging und einstieg. Er fuhr ins Leben zurück. Zu einer Verabredung, zu einem Abendessen, zu Stimmen, Gelächter, Lichtern und Geselligkeit.
    Der gut aussehende John Burton. Der eine Tatsache förmlich ausstrahlte: dass er immer, sein Leben lang, irgendwie auf die Füße fallen würde. Ganz gleich, was das Schicksal bereithielt. Ganz gleich, welche Fallen entlang des Weges lauerten.
    Während ich immer verliere. Immer. Und wahrscheinlich merkt man mir das auch an. Und es gibt weniges, was einen Mann so unattraktiv erscheinen lässt wie dieses Schild auf der Stirn: Ich bin ein Verlierer!
    Er nahm die Einkaufstüten hoch, die John in den Schnee gestellt hatte, und betrat seine düstere Behausung.
    Vielleicht würde er doch ein Bier trinken heute Abend.
    2
    Auf dem Weg zurück in die Stadt dachte John über Samson Segal nach. Der Mann war psychisch am Ende, das war deutlich zu spüren gewesen, und er würde vermutlich nicht mehr lange durchhalten. John war sicher, dass Segal bereits mit dem Gedanken spielte, sich freiwillig der Polizei zu stellen; was ihn zurückhielt, war die Gewissheit, dass eine Gefängniszelle seine Situation nicht wirklich verbessern würde. Vielleicht wäre er dort nicht mehr allein, aber genau dieser Umstand barg für einen Menschen wie Segal neue Schrecken: Er kannte es nicht anders, als dass er immer untergebuttert wurde und als Blitzableiter für die Aggressionen der anderen diente. Samson mochte ein Spinner sein, aber er war nicht dumm. Darin war sich John sicher. Segal verfügte über eine ziemlich klare Selbsteinschätzung wie auch eine ungeschönte

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