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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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einen Schlüssel?«
    »Ja, aber unten war sowieso offen. Ich klingelte, wartete aber gar nicht ab, sondern stieg gleich in den Aufzug. Oben klingelte ich dann wieder. Und wieder. Schließlich schloss ich auf.«
    »Dachten Sie da schon, dass etwas passiert sein könnte?«
    Keira schüttelte den Kopf. »Nein. Ich hatte mich ja nicht angekündigt, und ich dachte, meine Mutter sei einfach nicht zu Hause. Einkaufen oder spazieren oder so. Ich wollte in der Wohnung auf sie warten.«
    »Besitzt außer Ihnen noch jemand einen Schlüssel zu der Wohnung?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Wie es aussieht«, sagte Fielder, »hat Ihre Mutter den Täter selbst in die Wohnung gelassen. Jedenfalls gibt es keinerlei Einbruchspuren. Natürlich ist es zu früh, endgültige Schlüsse zu ziehen, aber es könnte sein, dass Ihre Mutter den Täter kannte.«
    Keira sah ihn entsetzt an. »Dass sie ihn kannte?«
    »Wissen Sie etwas über den Bekanntenkreis Ihrer Mutter?«
    Er konnte sehen, dass Keira schon wieder Tränen in die Augen stiegen, aber für den Moment gelang es ihr, sie zurückzudrängen.
    »Sie hatte eigentlich keinen. Das war ja genau das Problem. Sie lebte völlig isoliert. An dem Abend, an dem … ich zuletzt mit ihr sprach, habe ich ihr ja noch Vorwürfe deswegen gemacht. Dass sie immer nur zu Hause sitzt, dass sie sich keine Freundschaften aufbaut, dass sie nie etwas unternimmt … Sie hörte sich das geduldig an, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass sich etwas ändern würde.«
    Fielder nickte. Das passte ins Bild. Ein Mensch, der in einem intakten sozialen Umfeld lebt, liegt nicht zehn Tage lang tot in der Wohnung, ohne dass es irgendjemandem auffällt.
    »Seit wann arbeitete Ihre Mutter nicht mehr?«
    »Seit fast fünf Jahren. Sie hatte nach der Scheidung Arbeit in einer Drogerie gefunden, aber das machte ihr wenig Spaß. Schließlich ist sie mit sechzig Jahren in Rente gegangen. Zum Glück hatte sie noch Ansprüche aus einer Tätigkeit während der ersten Jahre ihrer Ehe, sonst hätte sie finanziell übel dagestanden. Aber so kam sie über die Runden.«
    »Gab es in dieser Drogerie jemals Ärger mit Mitarbeitern?«
    »Nein. Sie kam mit allen zurecht und die anderen auch mit ihr. Aber der Kontakt brach nach ihrem Fortgang ab. Ich glaube nicht, dass sie noch mit irgendjemandem aus dieser Zeit in Verbindung stand.«
    »Und sonst? Gab es nicht irgendein Hobby, das sie vielleicht gelegentlich mit anderen Menschen zusammengebracht hätte?«
    »Nein. Nichts.«
    »Und im Haus? Stand ihr da jemand näher?«
    »Auch nicht. Jeder dort scheint ziemlich anonym und allein vor sich hin zu leben. Und meine Mutter war nicht der Mensch, der auf andere zugehen konnte. Dafür war sie zu schüchtern, zu unsicher. Andererseits hat sie auch niemals jemandem etwas getan. Sie war ein guter Mensch. Ein freundlicher Mensch. Ich verstehe einfach nicht, weshalb ihr irgendjemand so viel Hass entgegengebracht hat. Ich begreife es nicht!«
    Fielder dachte an die Brutalität, mit der Carla umgebracht worden war. Möglicherweise hatte der Täter kein Problem speziell mit Carla, der freundlichen, etwas wehleidigen und verhuschten Rentnerin gehabt. Vielleicht hatte er ein generelles Problem mit Frauen. Ein Sadist. Ein Psychopath. Ein tief gestörter Typ. Die Tat sah danach aus.
    »Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen müsste?«, fragte er.
    Keira überlegte. »Ich glaube nicht«, meinte sie und fügte dann plötzlich hinzu: »Oder doch. Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, aber an dem Abend, an dem ich zuletzt mit meiner Mutter telefonierte, erwähnte sie etwas Eigentümliches … oder zumindest erschien es ihr eigentümlich. Sie sagte, der Fahrstuhl käme so oft nach oben zu ihr. Aber nie würde jemand aussteigen.«
    »Da war sie sicher? Dass niemand ausstieg?«
    »Ja, offenbar. Sie hätte das sonst wohl gehört. Und da außer ihr sowieso niemand dort oben wohnte, kam ihr das mit dem Aufzug seltsam vor.«
    »Seit wann hatte sie diese Besonderheit registriert? Hat sie dazu etwas gesagt?«
    »Sie sprach von ein oder zwei Wochen. Und dass es davor eben nicht so gewesen sei. Weil ich gemeint hatte, vielleicht sei das System so eingerichtet, dass der Aufzug in bestimmten Abständen in jede Etage fährt … Aber sie ließ das Thema dann fallen. Sie merkte, dass ich das Gespräch beenden wollte.« Keira biss sich auf die Lippen.
    Fielder neigte sich vor. Er verspürte Mitleid mit der jungen Frau. Die Mutter zu verlieren war schlimm und einschneidend, sie

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