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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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passieren?
    »Und wie … wurde sie umgebracht?«, fragte sie beklommen.
    »Darüber wahrt die Polizei Stillschweigen«, sagte Diana bedauernd. »Täterwissen und so, weißt du. Man will Nachahmungstaten und falsche Geständnisse ausklammern. Schreibt die Zeitung. Sie soll aber auf eine extrem brutale Art getötet worden sein.«
    »Es muss jemand sein, der pervers ist«, sagte Gillian angewidert.
    Diana zuckte mit den Schultern. »Oder jemand, der einen unbändigen Hass auf diese Frau hatte.«
    »Ja, aber so sehr kann man kaum hassen. Das ist jedenfalls absolut nicht normal. Ich hoffe, sie fassen den Täter bald.«
    »Das hoffe ich auch«, stimmte Diana inbrünstig zu.
    Beide Frauen schwiegen eine Weile bedrückt. Dann wechselte Diana abrupt das Thema.
    »Kommst du zur Weihnachtsfeier im Handballclub? Am Freitag?«
    »Davon wusste ich gar nichts. Eine Feier?«
    »Becky erzählt dir wohl gar nichts!«, meinte Diana in argloser Grausamkeit.
    »Vielleicht hat sie es erzählt und ich habe nicht richtig zugehört«, sagte Gillian, aber sie wusste, dass es so nicht gewesen war. Sie hörte zu, wenn Becky etwas erzählte. Aber Becky erzählte kaum je etwas. Das war das Problem.
    »Du kommst aber doch?«, vergewisserte sich Diana. »Jeder soll ein paar Kekse mitbringen oder irgendetwas. Wird sicher schön.«
    »Ja, bestimmt.« Und du wirst sicher deine blöden Muffins mitbringen!
    Ich stehe das durch, dachte sie, irgendwie stehe ich das durch!
    Unter dem Hinweis, Tom komme bald nach Hause und sie müsse das Abendessen vorbereiten, gelang es Gillian eine Viertelstunde später, sich loszueisen. Sie fühlte sich wie befreit, als sie und Becky endlich auf der dunklen Straße standen. Der kalte Wind tat ihr gut. Von irgendeinem Moment an hatte sie die weihnachtlich geschmückte Küche, den Duft nach Gebackenem, die perfekte Diana kaum mehr ertragen können.
    »Warum hast du mir nicht erzählt, dass ihr übermorgen eine Weihnachtsfeier im Handballclub habt?«, fragte sie, als sie schon beinahe daheim angekommen waren. Wie üblich hatten sie den Weg schweigend zurückgelegt.
    »Keine Lust«, murmelte Becky.
    »Keine Lust worauf? Es mir zu erzählen? Dorthin zu gehen?«
    »Es zu erzählen.«
    »Weshalb?«
    Becky betrat wortlos die Einfahrt. Toms Wagen parkte vor der Garage. Er fuhr meist morgens früher als Gillian nach London und kehrte später zurück. Gillian musste noch Becky und den Haushalt in ihrem Tagesablauf unterbringen, daher hatten sie sich für getrennte Wege entschieden.
    Gillian packte ihre Tochter am Arm. »Ich möchte eine Antwort!«
    »Worauf?«, fragte Becky.
    »Auf meine Frage. Weshalb hast du es mir nicht erzählt?«
    »Ich will endlich einen eigenen Internet-Anschluss!«
    »Das ist auch keine Antwort.«
    »Alle in meiner Klasse …«
    »Blödsinn! Nie im Leben haben alle in deiner Klasse einen eigenen Internet-Anschluss. Das Internet …«
    »… ist furchtbar gefährlich, da treiben sich böse Männer herum, die in den Chatrooms versuchen, junge Mädchen anzulocken und dann …«
    »Leider gibt es die, ja«, sagte Gillian. »Aber das ist nur eine Gefahr des Internets. Ich finde vor allem, dass du einfach zu jung bist, um unkontrolliert jeden Tag stundenlang vor dem Computer zu hängen. Das ist nicht gut.«
    »Warum?«, fragte Becky.
    »Weil es wichtiger ist, dass du deine Hausaufgaben erledigst, deine Freunde triffst, Sport treibst«, sagte Gillian und fand selbst, dass sie sich wie eine Gouvernante anhörte.
    Becky verdrehte die Augen. »Mum, ich bin zwölf. Du behandelst mich immer, als wäre ich fünf.«
    »Das stimmt doch überhaupt nicht.«
    »Doch. Sogar wenn ich nur zu Darcy gehen will, kommst du mit, weil du denkst, mir könnte etwas zustoßen auf dem Weg dorthin. Dabei hasst du es wie die Pest, dich mit ihrer Mutter zu unterhalten. Warum lässt du mich nicht alleine gehen?«
    »Weil es dunkel ist. Weil …«
    »Warum kannst du mir nicht einfach vertrauen?«, fragte Becky. Dann sah sie ihren Vater, der die Haustür geöffnet hatte und im hellen Licht des Eingangs stand. Ohne eine Antwort ihrer Mutter abzuwarten, lief sie auf ihn zu und warf sich in seine Arme.
    Gillian folgte ihr langsam und nachdenklich.
    5
    Sie schrak hoch, als der Lichtkegel über die Wand hinter dem Fernseher glitt, und schon im nächsten Moment fragte sie sich, ob sie ihn sich nicht eingebildet hatte. Oder geträumt hatte. Sie war eingeschlafen, trotz des spannenden Krimis, der gerade lief. Aber das passierte ihr oft. Sie war ein

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