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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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für ihr hübsches Gesicht und ihre üppige Oberweite gehabt und den Rest ausgeblendet. Du Idiot !«
    Sie spuckte das letzte Wort fast aus.
    Er wusste, dass sie mit allem, was sie sagte, recht hatte, und das heizte seinen Zorn an.
    »Kann es sein«, gab er kalt zurück, »dass der tiefere Grund für deine Wut darin liegt, dass es eine andere war, die in den Genuss meiner unkontrollierten Hormone, wie du es formulierst, gekommen ist? Und nicht du?«
    Er konnte in ihren Augen noch erkennen, wie sehr er sie getroffen hatte, dann knallte ihre Hand in sein Gesicht.
    »Du Arschloch«, sagte sie.
    4
    Sie erreichten die Hütte, als Gillian schon nicht mehr an deren Vorhandensein geglaubt hatte. Mit dem Auto, so schätzte sie, hätten sie von der Abzweigung aus, an der sie es stehen gelassen hatten, etwa noch zehn Minuten gebraucht; zu Fuß war es mehr als eine Stunde. Das lag auch am Schnee, in den sie stellenweise fast bis zur Hüfte einsanken, sodass sie sich jeden Schritt hart erkämpfen mussten. Sie hatten fast das gesamte Mineralwasser ausgetrunken, mehr wollte Tara nicht herausrücken, aber Gillians Durst schien nicht zu löschen zu sein. Die trockene Luft und die körperliche Anstrengung dörrten sie aus. Mehr als einmal dachte Gillian, keinen Meter mehr weiterlaufen zu können.
    »Wann warst du zuletzt in dieser Hütte?«, fragte sie einmal. Sie fürchtete, dass es die ominöse Hütte entweder gar nicht gab oder dass Tara längst die Orientierung verloren hatte.
    »Da war ich siebzehn oder achtzehn«, sagte Tara, und nach einem Moment des Nachdenkens fügte sie hinzu: »Eher siebzehn. Mit achtzehn bin ich weg von zu Hause und habe mich über Jahre nicht mehr blicken lassen.«
    Siebzehn! Tara war jetzt Ende dreißig.
    »Bist du sicher, dass sie noch steht?«
    »Irgendetwas ist von ihr bestimmt noch übrig. So eine Hütte löst sich schließlich nicht in Luft auf.«
    »Und meinst du wirklich, du findest sie?«
    »Immer dem Weg nach. Er führt direkt dorthin.«
    »Aber der Weg ist doch gar nicht erkennbar. Wir können ihn längst verloren haben.«
    »Zerbrich dir nicht meinen Kopf. Ich weiß genau, wo wir sind. Und jetzt hör auf zu reden und spar lieber deinen Atem.«
    Irgendwann erreichten sie das Waldstück, was das Vorwärtskommen nicht einfacher machte. Unter der Schneelast waren viele Baumäste abgebrochen und versperrten den Weg, oder sie wurden so weit nach unten gedrückt, dass man sich ständig ducken musste, um ihnen auszuweichen. Recht bald aber öffnete sich der Wald zu einer Ebene hin – wiederum keine menschliche Siedlung, so weit das Auge reichte, wie Gillian frustriert feststellte –, und am Rande der Ebene, im Schutz noch der Bäume, stand tatsächlich die Hütte.
    »Na also«, sagte Tara.
    Es war eine Art Blockhaus, das Gillian erblickte, größer und stabiler, als sie es sich vorgestellt hatte. Es befand sich auf der Anhöhe, auf deren Rücken sich auch der Wald entlangzog. Ein steiler Abhang führte hinunter zum Tal, das sich endlos zu dehnen schien. Gillian wusste, dass der Peak District, den sie einmal vor langen Jahren als Kind mit ihren Eltern besucht hatte, eine wunderbare Landschaft war, eine ewige Abfolge aus Hügeln und Tälern, Wäldern und Seen, kleinen Steinmauern und windzerzausten Hecken. Es gab ausgetrocknete Flussbetten, an deren Ufern seltene Blumen wuchsen, es gab raue Felsen und dazwischen Wiesen, auf denen hohes Gras stand. Immer wieder schmiegten sich verwunschene, weltabgeschiedene Dörfer an die Hänge, und die Landstraßen zwischen ihnen waren so schmal, dass unmöglich zwei Autos aneinander vorbeikommen konnten. Der Himmel war voller verrückter, schneller, atemberaubender Wolkenspiele.
    Jetzt, an diesem Tag, zu dieser Jahreszeit, sah alles anders aus. Schnee und Himmel verschmolzen irgendwo in der Ferne, die Wolken hatten sich zu einer einzigen, tiefgrauen Masse geballt, und die Landschaft verschwand unter der hohen Schneedecke. Gillian fragte sich allerdings, ob sie die Hoffnung auf ein Dorf oder ein Gehöft tatsächlich begraben musste oder ob sie einfach wegen der tief liegenden Wolken nicht weit genug blicken konnte. Vielleicht, wenn das Wetter aufklarte …
    »Da unten gibt es einen Bach«, sagte Tara. Sie spähte den Abhang hinunter. »Wahrscheinlich gefroren und dann zugeschneit. Als Kind habe ich dort stundenlang gespielt. Staudämme gebaut und solche Dinge. Und im Sommer konnte man barfuß darin herumwaten. Oder sich gleich ganz hineinsetzen und sich ein wenig

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