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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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Schnee fallen zu lassen, in der Absicht, sich nur ein paar Sekunden auszuruhen. Wenn sie dann einschlief, war ihr Schicksal besiegelt.
    Sie würde nie wieder aufwachen.
    Insofern war der Plan, hier im Auto ein wenig Kraft zu tanken und sich erst am Morgen auf den Weg zu machen, sicher vernünftig, allerdings hatte sie nicht erwartet, dass es auch innerhalb des geschützten Raumes derart kalt sein würde. Trotzdem würde es ihr vielleicht gelingen, in der Hülle aus Sitzpolster und Decke ein klein wenig Körperwärme zu speichern und damit die Gefahr des Erfrierens zumindest zu verringern.
    Draußen drohte ihr der Kältetod ganz sicher, hier drinnen nur vielleicht.
    Mehr konnte sie im Moment nicht erwarten.
    Zwischendurch hatte sie auch noch einmal mit dem Gedanken gespielt, doch zur Hütte zurückzuwandern und sich den verdammten Autoschlüssel zu holen, aber sie hatte diese Möglichkeit rasch verworfen. Dass sie dies tun würde, musste genau Gillians Kalkül gewesen sein, als sie den Schlüssel an sich genommen hatte, denn einen anderen Sinn erfüllte er für sie nicht. Das hieß, Gillian würde sich auf diesen Fall vorbereitet haben, und es hieße, ein unvernünftiges Risiko einzugehen, darauf anzuspringen. Tara hatte nicht vor, sich von einer in Panik und Todesangst befindlichen Gillian eine Kommodenschublade oder sonst irgendetwas auf den Kopf schlagen zu lassen. Sollte die andere dort lauern und warten, bis sie Wurzeln schlug. Viel Spaß dabei.
    Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es Gillian gelingen würde, sich aus der Hütte zu befreien, es war eine Sache der Unmöglichkeit, aber sie hatte schon manches Verrückte erlebt, und daher behielt sie das Messer in der Hand, während sie dort auf dem Rücksitz lag. Die Pistole hatte sie unter die Fußmatten geschoben. Mit einer geladenen Waffe dicht an ihren Körper gepresst möglicherweise einzuschlafen erschien ihr zu gefährlich. Beim Herumtasten im Kofferraum hatte sie ein Stück Draht, wie man ihn vor allem im Garten verwendet, in die Finger bekommen. Sie hatte eine Schlinge daraus geformt, die sie nun in der anderen Hand hielt.
    Sie hatte geglaubt, ihr Hauptproblem während der nächtlichen Stunden würde darin bestehen, nicht so tief einzuschlafen, dass es irgendwann kein Erwachen mehr gab, aber nun stellte sie fest, dass sie überhaupt nichteinschlafen konnte. Obwohl sie völlig übermüdet war, jagten ihr gleichzeitig doch so viele Gedanken durch den Kopf, dass sie keine Entspannung fand. Sie hatte Gillian, dieser verhätschelten Tochter liebevoller, überfürsorglicher Eltern, die von den echten Tragödien dieser Welt keinen blassen Schimmer hatte, alles erzählt, von Ted Roslin und von der Blutspur, die sie, Tara, hinter sich herzog, weil sie versuchen musste, Frieden zu finden, für sich und ihre Seele. Dadurch war alles aufgewirbelt und hochgepeitscht worden, und nun lag sie da und meinte, das Hämmern ihres Herzens bis in den Kopf hinein zu spüren. Es tauchten so viele Bilder vor ihrem inneren Auge auf, und die meisten dieser Bilder hatte sie nie wieder sehen wollen. Sie versuchte, sie zu verdrängen, indem sie sich zwang, einen ordentlichen, gut strukturierten Plan all dessen aufzustellen, was sie unbedingt erledigen musste, sowie sie nach London zurückgekehrt war. Im Büro wartete eine Menge Arbeit, am kommenden Dienstag hatte sie einen wichtigen Gerichtstermin, und für einen weiteren Termin in der übernächsten Woche musste sie einen ganzen Berg Akten durcharbeiten, vor dem ihr jetzt schon graute. Außerdem musste sie die Zeit finden, sich wieder einmal bei Liza blicken zu lassen. Die Frau saß zu viel allein herum. Sie befand sich in einer vordergründigen Sicherheit vor ihrem Mann, ihrem Peiniger, aber nun drohte ihr Gefahr aus anderen Richtungen: die Sehnsucht nach ihrem Kind. Das Alleinsein. Die völlige Perspektivlosigkeit, in die ihr Leben, nach ihrer Empfindung, abzugleiten drohte.
    Sie muss den verdammten Kerl endlich anzeigen, dachte Tara. Sie träumte seit Wochen davon, Anklage gegen Logan Stanford zu erheben. Es würde ihr ein unfassbares Vergnügen bereiten. Aber sie musste sicher sein, dass Liza nicht umkippte. Sie kannte Frauen ihrer Art. Sie waren unberechenbar.
    Sie hatte Gillian von ihrer ersten Begegnung mit Liza erzählt, im Waschraum des Hotels während einer Geburtstagsfeier. Tara glaubte nicht an Zufälle. Es war Bestimmung, dass sie genau in dem Moment zur Toilette musste, als die Frau von Charity-Stanford in Tränen

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