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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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Umgekehrt galt das aber natürlich genauso.
    Gillian betrachtete noch einmal prüfend die Landschaft und erwog kurz, sich an einem fernen Waldstreifen entlangzubewegen und sich dabei im Schutz der Bäume zu halten. Dies hätte jedoch bedeutet, einen gewaltigen Bogen zu schlagen und nahezu die doppelte Strecke bewältigen zu müssen. Außerdem bestand dabei die Gefahr, dass sie die Richtung verlor und in die Irre lief. Es gab dann keine Fußspuren, die sie leiteten, und wenn sie sich erst in der Weite dieser Wälder verlaufen hätte, würde sie in der Kälte keine zwei Tage überleben. Sie entschied, denselben Weg zu nehmen, den sie gekommen war. Sie würde Tara früh genug sehen, um dann noch zu überlegen, was zu tun war. Immerhin hatte sie noch einen kleinen Vorteil auf ihrer Seite: Sie rechnete damit, Tara zu begegnen. Tara hingegen ging davon aus, ganz allein hier draußen zu sein.
    Sie stapfte los. Sie wusste, dass sie nach allem, was hinter ihr lag, eigentlich Angst haben müsste, die weite Strecke durch den hohen Schnee nicht zu bewältigen. Die Euphorie des Momentes ihrer Befreiung hatte jedoch noch einmal einen guten Schwung Adrenalin in ihren Körper gepumpt. Irgendwoher kam eine Energie, die es eigentlich gar nicht mehr hätte geben dürfen.
    Ich schaffe das. Mich wird sie nicht töten.
    Unvermittelt war da wieder Taras Stimme. Der Schauer des Entsetzens, den sie in Gillian auslöste.
    »Nein, es reichte mir irgendwann nicht mehr, Roberts und Westley zu erschrecken.«
    »Und da hast du sie umgebracht?«
    »Ja. Aber in dem Moment, da es geschah … waren es gar nicht sie, die ich tötete. Sie waren nur die Fortsetzung eines Momentes, der mich befriedigt hatte. Aber nicht genug befriedigt. Nie, nie, nie werde ich befriedigt sein.«
    »Was meinst du?«
    »Ich meine, dass ich nicht aufhören kann. Als ich Roberts und Westley tötete, erkannte ich, dass ich, solange ich lebe, nicht damit aufhören kann.«
    »Womit?«
    »Lucy. Meine Mutter. Ich kann nicht aufhören, meine Mutter zu töten.«
    12
    John hätte nicht gedacht, dass es in einem Gebiet wie dem Peak District Sackgassen geben könnte, aber offenkundig waren sie genau in etwas Derartiges geraten. Sie waren der Landstraße eine halbe Ewigkeit lang gefolgt, ohne dass sie Taras Auto entdeckt hätten, und nun plötzlich endete alles in einer Art großem Wendehammer – unvermittelt, ohne irgendeine Ankündigung. Vor ihnen lag dichter Wald, neben ihnen auch. Und nirgends eine Spur von einem anderen Auto, geschweige denn von einer Hütte oder gar von zwei Frauen, die durch den Schnee stapften.
    John wendete notgedrungen, hielt dann aber erst einmal an. »So. Das scheint es mit dieser Straße gewesen zu sein. War offenbar falsch.«
    Samson klang tief deprimiert. »Es gibt hier sicher viele solcher Straßen.«
    »Zweifellos. Zeigen Sie mir noch mal die Karte.« Er studierte den Plan. »Hier könnten wir meiner Ansicht nach ungefähr sein. Das heißt, wir befinden uns noch immer in dem Gebiet, das Sherman umkreist hat. Allerdings ziemlich weit am unteren Rand. Die Hütte liegt vielleicht viel mehr in der Mitte.«
    »Wenn sie überhaupt in diesem Gebiet liegt. Sherman hat die Hütte schließlich nie gesehen. Und es ist dreißig Jahre her, dass er ihre Lage zuletzt beschrieben bekam«, gab Samson zu bedenken.
    John hätte das Buch am liebsten quer durch den Wagen gefeuert, beherrschte sich aber. »Klar. Er kann eine falsche Vorstellung haben. Es kann außerdem sein, dass es die ganze Hütte schon lange nicht mehr gibt. Vielleicht hat Tara Caine auch ein völlig anderes Ziel angesteuert. Sie und Gillian könnten in Cornwall sein. Oder in Schottland. Oder in einem gottverdammten walisischen Kaff, was weiß ich. Aber diese Hütte ist der einzige winzig kleine Anhaltspunkt, den wir überhaupt haben, und obwohl mich die Vorstellung wahnsinnig macht, dass wir hier vielleicht nur unsere und vor allem Gillians Zeit verplempern, bleibt uns keine andere Wahl, als genau hier zu suchen. Alles andere wäre noch absurder.«
    »N…natürlich«, stimmte Samson zu. »Also: Fahren wir zurück?«
    John ließ den Motor wieder an. »Ja. Ich erinnere mich, dass es ganz zu Beginn eine Abzweigung gab. Schien in Richtung Norden zu führen. Diese Strecke sollten wir als Nächstes versuchen.«
    »Das war aber eine sehr schmale Straße.«
    »Sie schien mir weitgehend geräumt. Und wer weiß, auf welche weitere Straße sie uns führt. Das Straßensystem hier ist wie ein Spinnennetz, in dem

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