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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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jeder Faden mit allen anderen Fäden in Verbindung steht. Irgendwann haben wir alle durch.«
    Sie fuhren wieder durch den späten Abend, der nun völlig versunken war in nächtlicher Dunkelheit. Samson starrte angestrengt aus dem Fenster, immer in der Hoffnung, einen entscheidenden Hinweis zu entdecken. Eines wurde ihm klar: Ihre Theorie, wonach die beiden Frauen hier nur die Hauptstraßen benutzt haben konnten, niemals Nebenstrecken, stimmte auf jeden Fall. Er selbst konnte nämlich unter den Schneemassen nicht einen einzigen Weg entdecken.
    Es wird alles gut, sagte er lautlos und beschwörend zu sich selbst, aber er war nicht sicher, ob er seinen eigenen Worten glaubte.
    Er hatte gar nicht gemerkt, dass sie der Straße eine halbe Ewigkeit lang gefolgt waren; jedenfalls dauerte es ihm viel zu lange, bis sie die Abzweigung erreichten, gegen die sie sich anfangs entschieden hatten, weil die Straße so schmal erschien. Eine andere Möglichkeit zu einem früheren Zeitpunkt hatte es nicht gegeben.
    »Es dauert alles viel zu lang«, stieß auch John zwischen den Zähnen hervor.
    Sie bogen in den Weg ein. Er führte in eine weite, baumlose, hügelige Landschaft.
    »Die Hochmoore«, sagte John, »das sind hier die ersten Ausläufer.« Er fluchte. »Die Moore hatte Sherman erwähnt. Wir sind vorhin zu weit nach Süden abgekommen, und ich hätte das viel eher merken müssen.«
    Er bremste, als sich die Straße gabelte. Es war eine kleine Kreuzung, an der sie standen. Sie konnten geradeaus fahren, rechts oder links.
    »Mist«, sagte Samson.
    »Im Grunde«, meinte John, »könnten wir jetzt eine Münze werfen.« Er blickte hinaus, versuchte, sich zu orientieren. »Sherman sagte, die Hütte sei am Rande eines Waldgebietes errichtet worden. Was ja auch logisch ist. Caines Vater hat das Blockhaus selbst gebaut, und er wird die Baumstämme nicht meilenweit über Täler und Höhen geschleppt haben. Wo sehen wir Wald?«
    Beide Männer stiegen nun aus. Der Wind, der noch stärker und – so kam es ihnen zumindest vor – noch kälter geworden war, ließ sie zusammenzucken.
    »Verdammt, ist das kalt«, sagte John. Er hauchte warmen Atem in seine Hände, die nach nur einer Sekunde hier draußen schockgefroren schienen. Hoffentlich befand sich Gillian nicht im Freien, irgendwo in diesem unüberschaubaren Gebiet, weitab jeder menschlichen Behausung. Man konnte leicht erfrieren in dieser Nacht.
    »Dort hinten«, meinte Samson. Er wies in nördliche Richtung. »Ich glaube, da ist Wald am Horizont!«
    Der etwas dunklere Streifen, der irgendwo in weiter Ferne verlief, konnte tatsächlich ein Waldgebiet sein, musste John zugeben. Das würde bedeuten, dass sie geradeaus weitermussten. Sowohl im Westen als auch im Osten vermochten sie nichts zu erkennen, was aber nicht unbedingt bedeutete, dass es dort keinen Wald gab. Das Gelände war viel hügeliger und dadurch unüberschaubarer. Man konnte nur bis zur jeweils ersten etwas größeren Erhebung blicken und hatte keine Ahnung, was dahinter kam.
    »Fahren wir geradeaus«, entschied John. »Vielleicht haben Sie recht, Samson, und das ist tatsächlich ein Waldgebiet dort hinten. Alles andere können wir nicht sehen, und wie immer bei dieser Suche müssen wir uns mit den winzigen Anhaltspunkten zufriedengeben, die wir bekommen können. Also weiter!«
    Sie stiegen ein. Sie fuhren weiter.
    Ihrer winzigen Chance hinterher.
    13
    Sie war irgendwann tatsächlich eingeschlafen, obwohl sie gerade das unter allen Umständen hatte vermeiden wollen. Sie schreckte aus einem wirren Traum hoch, wollte sich aufsetzen, wurde aber durch einen Schmerz, der ihren ganzen Körper beherrschte, daran gehindert. Was war das? Alles tat ihr weh, jeder Knochen, jeder Muskel, jeder Nerv. Sie stöhnte leise, aber dann setzte sich in ihrem schlaftrunkenen Gehirn die Erkenntnis durch, dass sie nicht plötzlich von einer geheimnisvollen Krankheit befallen worden war. Es war die verkrampfte Haltung, zu der sie das Liegen auf dem Rücksitz zwang, was ihr nun diese Pein bereitete. Und die grausame Kälte natürlich. Sie hatte den Eindruck, buchstäblich steifgefrorenzu sein. Es durfte ihr keinesfalls mehr passieren, dass sie einfach einschlief. Es war gefährlich. Sie hatte Glück, dass irgendetwas sie geweckt hatte.
    Irgendetwas? Ihr Traum vielleicht. Sie hatte ihrer Mutter gegenübergestanden, und Lucy hatte mit ihr geredet. So leise allerdings, dass sie nichts hatte verstehen können. Sie hatte nur ihre Lippenbewegungen gesehen und

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