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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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notwendig.«
    »Sicherheit? Wieso Sicherheit? Samson tut doch keiner Fliege etwas zuleide!«
    »Woher willst du das wissen? Hast du irgendeine Ahnung, womit er sich jeden Abend stundenlang in seinem Computer beschäftigt? Vielleicht lädt er sich Gewaltspiele herunter. Oder schaut sich Pornos an.«
    »Er ist ein erwachsener Mann. Er darf sich anschauen, was er will.«
    Sie drängte sich an ihm vorbei zur Tür hinaus und ging die Treppe hinunter. Notgedrungen musste Gavin ihr folgen.
    »Das sehe ich anders«, erklärte sie. »Er ist gestört, und solche Menschen muss man im Auge behalten. Und das, was sie so treiben. Oder willst du, dass dein Bruder eines Tages als Amokläufer an einer Schule auftaucht oder etwas Ähnliches?«
    »Warum sollte er das denn tun?«
    Sie waren in der Küche angelangt. Millie öffnete den Gefrierschrank, nahm eine Packung mit einem Fertiggericht heraus und knallte sie auf den Tisch. Gavin zuckte zusammen.
    »Du liest entweder keine Zeitung, oder du verstehst nicht, was darin steht. Bei den meisten Typen, die plötzlich durchdrehen und andere niedermetzeln, erklären die Verwandten hinterher erstaunt, dass man das dieser Person nie zugetraut hätte. Aber wenn dann ein bisschen nachgebohrt wird, stellt man fest, dass der Betreffende sich schon immer etwas eigenartig verhielt, und hätten sich die anderen rechtzeitig gekümmert, wäre vieles nicht passiert.«
    »Aber Samson …«
    »Es geht nur um etwas Vorsorge«, sagte Millie, »sonst nichts.«
    Sie hätte sich ohrfeigen können, weil sie so blöd gewesen war, sich von Gavin erwischen zu lassen. Wenn er Samson etwas davon erzählte, würde dieser sofort sein Passwort ändern, und diesmal würde er eines wählen, auf das sie beim besten Willen nicht käme. Allerdings wusste sie instinktiv, dass Gavin höchstwahrscheinlich die Klappe halten würde. Er war der konfliktscheuste Mensch, den sie kannte, und er würde es sich sehr genau überlegen, ob er Öl in die ohnehin gestörte Beziehung zwischen seiner Frau und seinem Bruder kippen sollte.
    »Also, willst du nun weiter lamentieren, oder möchtest du, dass ich dir etwas zu essen koche?«, fragte sie kalt.
    Er schien ansetzen zu wollen, noch etwas zu dem Problem zu sagen, aber er überlegte es sich anders. Er sah müde aus. Sein Tag hatte morgens um fünf begonnen. Er hatte schreiende Kinder und grölende Jugendliche in seinem Bus zur Schule transportiert. Er fühlte sich erschlagen, und sie konnte an seinem Gesicht förmlich ablesen, wie er das Thema abhakte, weil ihm die Energie fehlte, sich in eine Auseinandersetzung zu stürzen.
    »Essen«, sagte er folgsam.
    3
    Dienstag, 8. Dezember, 22.10 Uhr
    Sie ist nicht besser als andere Frauen. Kein bisschen. Michelle Brown. Ich kenne jetzt ihren Namen, und ich kenne nun ihren Charakter. Sie ist arrogant, selbstbezogen, undankbar. Sie ist übrigens nicht einmal besonders hübsch, jedenfalls nicht, wenn man direkt vor ihr steht. Aus der Ferne sieht sie besser aus. Sie war ziemlich verheult und dadurch fleckig im Gesicht, und ihre Schminke an den Augen war total verschmiert. Wenn ich das vergleiche mit Gillian Ward! Neulich im Halfway House hatte sie auch unverkennbar zuvor geweint, aber das konnte ihr nichts von ihrer Schönheit nehmen. Es machte sie ätherisch, zart, man wollte sie in den Arm nehmen und beschützen. Michelle Brown hingegen würde ich nie in den Arm nehmen wollen. Sie ist überhaupt nicht mein Fall. Trotzdem gab es nicht den geringsten Grund für sie, mich dermaßen herablassend zu behandeln.
    Ich sitze jetzt hier und habe mir einen Wollschal um den Hals gewickelt, und vor mir steht ein großer Becher mit heißem Zitronensaft und Honig. Ich spüre, dass ich eine Erkältung bekomme. Ich werde überhaupt nicht mehr warm in den Knochen. Das Abenteuer Michelle Brown werde ich allem Anschein nach mit einer Grippe bezahlen müssen.
    Ich war gegen halb sechs bei ihr. Um halb fünf hatte ich den Rückweg angetreten, länger hätte ich es beim besten Willen da draußen in Shoeburyness nicht ausgehalten. Die Kälte war mir in alle Glieder gekrochen, ich hatte das Gefühl, mich nur noch wie ein alter Mann bewegen zu können. Ich hatte brüllenden Hunger, aber es war zu weit bis nach Shoeburyness hinein, und ich weiß auch nicht, wo sich dort ein Supermarkt befindet. Im Sommer kann man am Strand Sandwiches kaufen, aber natürlich nicht im Dezember. Ich hätte daran denken sollen, mir morgens ein Brot mitzunehmen, aber Millie sagt ja immer, dass

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