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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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ich so dumm bin, dass es wehtut, und wahrscheinlich hat sie recht. Ich hatte noch ein kleines Stück Wurst übrig, aber das war ja für Jazz gedacht, und obwohl mir schon ganz schlecht war, habe ich es nicht über mich gebracht, ihm diesen Happen wegzuessen. Zumal er so lieb und geduldig war und das alles so rührend über sich ergehen ließ, dabei fror er auch, und vielleicht hatte er Angst, er würde sein Frauchen nie wiedersehen. Ich hatte ein richtig schlechtes Gewissen ihm gegenüber. Daher bekam er die Wurst. Vom Geruch wurde mir schwindelig. Ich hatte vor Aufregung kaum gefrühstückt.
    Eine Weile trieb ich mich noch am Strand herum. Ich war völlig allein dort. Wäre es nicht so kalt gewesen, ich hätte es genossen. Es wurde dunkel, und die Wellen brandeten schwarz und geheimnisvoll heran. Der Nebel hatte sich gelichtet und man sah, dass hinter der wabernden Feuchtigkeit ein schöner Tag gelauert hatte. Ich erlebte sogar noch den Rest eines Sonnenuntergangs. Eine feuerrote Wintersonne versank im Westen, im gelb-grauen Smog über London. Davor der Fluss mit seinem dunklen Wasser, und ein Schleppkahn glitt langsam auf die Mündung zu. Wenn ich mich umdrehte, konnte ich im letzten Licht des Tages das hohe, fahle Strandgras im leisen Wind schaukeln sehen. Es war eine wundervolle, melancholische Atmosphäre. Ich wünschte mir so sehr, Gillian wäre bei mir. Ich wünschte, ich könnte diese Stimmung, dieses Besondere, mit ihr teilen.
    Um halb sechs klingelte ich also bei der Brown, nachdem ich mich mit meinen steifen Knochen den ganzen Strand entlang wieder zurück nach Thorpe Bay geschleppt hatte. Sie riss die Tür auf und stand mir direkt gegenüber, sie sah Jazz an, der wie wild mit dem Schwanz wedelte, und dann lagen die beiden sich in den Armen, das heißt, sie kauerte auf dem Boden, und er winselte und zappelte und leckte ihr verheultes Gesicht, und um mich kümmerte sich erst einmal überhaupt niemand. Endlich kam sie wieder auf die Füße. Sie sah noch zerzauster aus als vorher und wirkte irgendwie … verlegen.
    Ich weiß nicht, was ich gehofft hatte. Ich glaube, in der letzten Nacht hatte ich mir manchmal ausgemalt, sie würde mich spontan umarmen. Strahlend. Überfließend vor Dankbarkeit. Stattdessen war sie gehemmt. Vielleicht hätte sie mir, nun da sie ihr Goldstück wiederhatte, am liebsten die Tür vor der Nase zugeknallt, aber dafür war sie natürlich zu höflich.
    »Wo haben Sie ihn denn gefunden?«, fragte sie.
    Ich machte eine unbestimmte Handbewegung in Richtung Fluss. »Ich war spazieren. Ganz weit Richtung Meer, fast schon Shoeburyness, da kam er plötzlich auf mich zu.« Während ich sprach, spürte ich, wie die Röte langsam meinen Hals hinaufkroch. Ich hoffte, dass Michelle meine Verlegenheit nicht bemerkte.
    Sie schaute mich ganz ratlos an. »Was wollte er denn dort? Ich verstehe das nicht… Ich verstehe nicht, weshalb er weggelaufen ist. Er hat das noch nie getan!«
    »Vielleicht hat er irgendwo einen anderen Hund gerochen oder gesehen und ist ihm nachgelaufen«, mutmaßte ich.
    Sie wirkte nicht überzeugt, aber natürlich dämmerte es ihr nicht im Geringsten, wie sich die Dinge tatsächlich abgespielt haben könnten.
    »Wie gut, dass er ein Schild mit meiner Adresse und Telefonnummer am Halsband hat«, sagte Michelle, »sonst hätten Sie mich ja gar nicht so leicht ausfindig machen können. Obwohl ich ihn sowohl bei der Polizei als auch im Tierheim bereits als vermisst gemeldet habe. Spätestens da hätten Sie erfahren, wem er gehört.«
    Sie hatte keine Ahnung, wie gut ich sie schon kannte. Ihre Bemerkung tat mir weh: Seit einem guten halben Jahr gingen wir jeden Morgen in der Früh, wenn sie ihren Hund spazieren führte, in einigem Abstand aneinander vorbei, und offensichtlich hatte sie mich überhaupt nicht wahrgenommen. Kein Wort in der Art: Ach, sind Sie das nicht, den wir immer morgens treffen?
    Stattdessen hielt sie mich für einen Wildfremden. Es war so typisch: Frauen registrieren mich nicht. Und wenn sie mich registrieren, dann vergessen sie mich in der nächsten Sekunde schon wieder. Ich bin ein Mann, an den sie keinen zweiten Blick und keinen anderen als höchstens einen spöttischen Gedanken verschwenden. Es ist so. In meinen hoffnungslosen Momenten weiß ich auch immer, dass sich daran nie etwas ändern wird.
    »Ja, also«, sagte ich, »ich bin froh, dass ich ihn entdeckt habe und Ihnen zurückbringen konnte. Er ist ein sehr lieber Hund!«
    »Er ist für mich wie ein

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