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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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nichts«, erklärte Gillian. »Nur – ich will einfach nicht.«
    »Was wollen Sie nicht? Mit mir etwas trinken? Mit mir reden?«
    »Ich will meinen Mann und meine Tochter nicht belügen. Ich will mich in nichts verstricken, was das notwendig machen würde.«
    »Sie haben Ihren Mann heute bereits belogen.«
    »Schlimm genug. Ich muss das ja nicht wiederholen.«
    »Warten Sie«, bat er, »bitte. Steigen Sie jetzt nicht einfach ein und fahren davon. Es tut mir leid, wenn ich gerade eben ein ziemlich blasiertes und dummes Verhalten an den Tag gelegt habe.« Er wehrte ab, als sie etwas erwidern wollte. »Nein, es war so. Ich wollte als der große Verführer auftreten, und wahrscheinlich hat Sie genau das verärgert, und ich kann das verstehen. Es tut mir leid. Mehr kann ich nicht sagen. Wirklich. Es tut mir leid.«
    »Es ist schon in Ordnung. Nur …«
    »… nur Sie geben mir keine zweite Chance.«
    »John, verstehen Sie doch …«
    »Können wir uns nicht kurz in Ihr Auto setzen?«, fragte er. »Es ist ziemlich kalt, und man weiß hier auf der Straße nie, wer zuhört.«
    »Okay«, willigte Gillian ein. Sie setzte sich hinter das Steuer, John rutschte auf den Beifahrersitz.
    »Sie faszinieren mich«, sagte er. »Und ich möchte Sie wiedersehen. Ich nehme an, das haben Sie schon begriffen. Ich weiß, die Umstände sind äußerst ungünstig. Trotzdem. Ich kann Sie mir nicht einfach aus dem Kopf schlagen. Ich habe es über das Wochenende versucht. Es gelingt mir nicht.«
    »Es gibt bestimmt genügend Frauen, mit denen Sie sich trösten können«, sagte Gillian.
    Er sah ihr direkt in die Augen. Sein Gesichtsausdruck wirkte sehr ernsthaft. Und aufrichtig. »Nein«, sagte er, »die gibt es nicht. Vielleicht passt das nicht zu den Gerüchten, die sich um mich gebildet haben, aber es ist tatsächlich so: Es gibt sie nicht.«
    »Unter den Müttern im Club gelten Sie als pausenloser Verführer.«
    »Großartig. Aber es stimmt nicht. Das Ende meiner letzten Beziehung liegt über ein Jahr zurück. In der Zwischenzeit habe ich wie ein Mönch gelebt.«
    »Dafür legen Sie ein ziemlich geübtes Verhalten an den Tag, wenn es darum geht, eine Frau für sich zu gewinnen.«
    »Wäre ich wirklich geübt, hätte ich rechtzeitig gemerkt, dass ich bei Ihnen mit meinem Verhalten völlig auf dem Holzweg bin. Ich habe mich entschuldigt, Gillian. Ich wollte einfach besonders cool rüberkommen. Es war idiotisch.«
    »Sie versuchen, sehr geheimnisvoll zu wirken.«
    »Was wollen Sie wissen? Ich erzähle es Ihnen!« Er sah sie fast flehentlich an. »Ich möchte nichts vor Ihnen verbergen, Gillian!«
    »Weshalb sind Sie aus dem Polizeidienst ausgeschieden?«
    Er schien förmlich in sich zusammenzufallen. Er hob beide Hände, eine Geste der Hilflosigkeit. »Oh Gott. In der Frage lassen Sie nicht locker, oder?«
    »Es interessiert mich eben«, sagte Gillian.
    »In Ordnung«, sagte er resigniert, »obwohl Sie mich wahrscheinlich jetzt gleich aus dem Auto werfen, wenn ich es Ihnen sage. Und Ihre Tochter im Club abmelden.«
    »Klingt nicht gut.«
    »Nein. Vor acht Jahren bekam ich eine Anzeige wegen sexueller Nötigung. Die junge Frau war Praktikantin bei mir. Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren mangels Beweisen eingestellt, es kam nicht zur Anklageerhebung. Dennoch konnte ich danach nicht bleiben, es ging einfach nicht mehr. Zufrieden?«
    Sie sah ihn erschrocken an.
    4
    Als sie daheim in die Garageneinfahrt bog, bewegte sich ein Schatten auf dem Weg, der zur Haustür führte. Tom.
    »Ich habe dein Auto gehört«, erklärte er, »und da dachte ich …«
    Sie schloss den Wagen ab. »Was dachtest du?«
    »Ich dachte, ich gehe dir einfach entgegen«, sagte er und lächelte.
    Toms Fürsorge rührte Gillian. Sie hatte oft den Eindruck, er sei eher mit ihrer beider Firma verheiratet als mit ihr und in zweiter Linie mit seinem Tennisclub, aber es gab Augenblicke, da spürte sie die Wärme, die es vor Jahren zwischen ihnen gegeben hatte und die verborgen und vom Alltag überlagert noch immer da war. Gerade heute Abend hätte sie allerdings lieber darauf verzichtet.
    Sie spürte, dass Tom sie von der Seite musterte.
    Was sieht er?, fragte sie sich beklommen. Was denkt er?
    Tom gingen ähnliche Gedanken durch den Kopf. Er sah Gillian mit ihren langen, immer etwas chaotischen Haaren und dem feinen Profil. Er sah die Frau, die er seit über zwanzig Jahren kannte, die er als Student kennengelernt hatte und ohne die er sich schon nach kürzester Zeit sein Leben

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