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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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für seine Unschuld«, sagte Christy. Sie schüttelte den Kopf. »Ich verstehe, was Sie meinen, Chef. Aber manchmal funktioniert es genau so. Man erwischt einen Täter deshalb, weil jemand, der ihn kennt und ihn vielleicht schon lange verdächtigt, den Mund nicht mehr hält. Und Sie müssen zugeben, dass Segal geradezu lehrbuchhaft auf unser Täterprofil passt. Er hat ein riesiges Problem mit Frauen, das sagt seine Schwägerin, und das kommt auch in seinen Notizen zum Ausdruck. Seit Jahren wünscht er sich sehnlichst eine Beziehung und wird ständig abgewiesen. Teilweise schreibt er hasserfüllt über Frauen. Er beschattet Frauen, notiert sich jede Kleinigkeit über ihr Leben. Auch über das ihrer Familien. Er wusste, dass Thomas Ward Dienstagabend nie zu Hause ist. Er wusste, dass Becky Ward eigentlich bei ihren Großeltern hätte sein sollen. Er hatte jede Information, die er brauchte.«
    »Nicht jede. Er hatte offensichtlich keine Ahnung von Gillian Wards Affäre mit einem anderen Mann. Zumindest wusste er nichts Konkretes darüber.«
    »Diese Geschichten verbirgt man ja naturgemäß auch nach besten Kräften.«
    »Zugegeben. Aber trotz seiner intensiven Überwachung ist es ihm entgangen, dass die Tochter daheim geblieben war?«
    »Sie ist wegen ihrer Halsentzündung nicht rausgegangen. Er hat sie nicht mehr gesehen und musste annehmen, dass sie abgereist ist«, mutmaßte Christy.
    »Sie fährt seit Jahren zwischen Weihnachten und Silvester zu den Großeltern. Jeder im Umfeld der Wards wusste davon.«
    »Aber nicht auf jeden treffen all die anderen Merkwürdigkeiten zu, die wir bei Samson Segal finden.«
    »Er glaubt also, dass Gillian Ward alleine in dem Haus ist? Dringt ein und will sie töten? Die Frau, die er anhimmelt?«
    »Die ihn aber nicht erhört«, erklärte Christy. »Nicht einmal bemerkt. Und sie hat sich nicht an seine Seite gestellt, als ihr Mann ihn anblaffte. Er fühlte sich von ihr wie Dreck behandelt, das hat er geschrieben. Er bringt den Hass zum Ausdruck, den er empfindet. Er hat sie verehrt, aber das war inzwischen gekippt. Er war bitter enttäuscht von ihr.«
    Fielder strich sich mit beiden Händen über das Gesicht. Er war müde und ungeduldig, und der Sekt aus der vergangenen Nacht machte ihm auch noch zu schaffen. »Und wie bringen wir Westley und Roberts in dieser Theorie unter? Die eine in Hackney? Die andere in Tunbridge?«
    »Er hat ein Auto. Das waren keine unüberwindlichen Strecken für ihn.«
    »Er hätte die beiden dann doch auch in seinen Notizen erwähnt. Nein, Sergeant«, Fielder schüttelte den Kopf, »da passt noch zu vieles nicht zusammen. Und sogar die wackeligen Theorien, die wir bereits hatten, brechen zusammen. Immerhin hatten wir wenigstens eine Gemeinsamkeit bei Westley und Roberts gefunden: Beide waren sie alleinstehend und seit ihrem Renteneintritt ziemlich vereinsamt. Gillian Ward hingegen ist verheiratet, hat eine Tochter, ist berufstätig.«
    »Das bedeutet«, sagte Christy, »dass wir um den falschen gemeinsamen Nenner gekreist sind. Die Tatsache, dass sie alleine sind, scheint nicht die entscheidende Verbindung zwischen den Opfern zu sein. Es muss einen anderen Punkt geben. Einen, der uns bislang entgangen ist.«
    »Wir müssen noch einmal die Vergangenheit von Anne Westley auseinandernehmen«, sagte Fielder, »ebenso die von Carla Roberts. Und von Gillian Ward, was einfacher sein wird, weil sie zumindest noch lebt. Ja, bei der Ward müssen wir ansetzen.«
    »Und wir sollten zusehen, dass wir Samson Segal finden«, meinte Christy. »Er ist wichtig, Sir! Entweder hat er selbst Dreck am Stecken. Oder er entpuppt sich als ein interessanter Zeuge. Er hat das Haus der Wards observiert und in ihrem Leben herumgeschnüffelt. Ihm könnte etwas aufgefallen sein, was sich als entscheidend herausstellt.«
    »Die Schwägerin wird gerade noch einmal befragt«, sagte Fielder, »und vielleicht ergibt sich daraus ein Hinweis. Es ist teuflisch kalt draußen. Segal muss irgendwo untergekrochen sein.«
    »Wir kriegen ihn«, versicherte Christy.
    Er sah sie an. Er spürte förmlich ihre Überzeugung, in diesem Moment auch den Täter zu haben.
    Aber er glaubte es noch immer nicht.
    2
    Sie hatte das Gefühl, seit drei Tagen nur auf dem Sofa zu sitzen, an die Wände zu starren und nicht zu begreifen, was in ihrem Leben passiert war. Was nicht stimmte. Sie kochte Essen, vor allem für Becky, sie räumte die Wohnung auf, sie duschte morgens und zog frische Wäsche an, sie füllte die

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