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Beraten, Trainieren, Coachen

Beraten, Trainieren, Coachen

Titel: Beraten, Trainieren, Coachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tomas Saller , Lars Foerster
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haben.
    Handlungsempfehlungen für Trainerinnen und Trainer
    Es macht in keiner Weise Sinn, den potenziellen Kunden mit aufgesetzten männlichen Attributen von der eigenen Kompetenz überzeugen zu wollen. Ich habe erlebt, dass sich Kolleginnen Brillen mit Fensterglas haben machen lassen, um seriöser zu wirken, mit übertriebener Härte aufgetreten sind, um tougher zu wirken als alle anderen und jede Weiblichkeit im Habitus vermissen ließen – sie wollten männlicher sein als ihre männlichen Kollegen. Dieses Verhalten ist kontraproduktiv und wirkt lächerlich. Erfolgreich ist es, selbstverständlich mit der eigenen Kompetenz umzugehen und die individuelle Stärke in den Vordergrund zu stellen. Es gilt, die positiven Attribute, die Frauen zugeordnet werden, zu nutzen und herauszustellen, und nicht zu versuchen, der toughere Mann sein zu wollen. Und wenn sich der Kunde explizit einen männlichen Trainer mit „Silberrücken“-Qualitäten und männlichen Attributen (tiefe Stimme, graue Schläfen, markantes Gesicht) wünscht, so ist dies etwas, dass eine Frau schlicht und ergreifend nicht bieten kann. Professionelles Verhalten besteht dann darin, einen (männlichen) Kollegen zu empfehlen und es nicht persönlich zu nehmen.
    Außerdem darf man Aufträge nicht erzwingen wollen. Meine Erfahrung ist: Sobald ich aufgehört hatte, mir darüber Gedanken zu machen, man könne mich als Trainerin ablehnen, weil ich eine Frau bin, ist dieser Fall kaum noch vorgekommen.
    Und sollte meine Kompetenz in der Trainingssituation angezweifelt werden, habe ich persönlich gute Erfahrungen damit gemacht, diese Zweifel zu akzeptieren, aber sie auch auf die Unternehmenswirklichkeit der Teilnehmer zu übertragen. Beispielsweise gelten Frauen oft als weniger durchsetzungsfähig und entsprechend wurde auch meine Kompetenz zum Trainingsthema „Durchsetzungsfähigkeit verbessern“ schon angezweifelt. Dazu sind insbesondere in Kommunikations- und Führungsseminaren schon sehr fruchtbare Diskussionen zum Umgang mit Frauen in Führungssituationen entstanden.
    Die Rolle der Frau in anderen Kulturkreisen
    Eine Ausnahme gibt es. In einigen asiatischen Kulturen, insbesondere der japanischen, hat die Trainerin in eher traditionell geprägten Unternehmen mit älteren, männlichen Teilnehmern keine Chance. Dies liegt nicht etwa daran, dass ihr die notwendige fachliche Kompetenz nicht zugetraut wird. Ganz im Gegenteil – diese wird in keiner Weise in Frage gestellt. Es entspricht aber nicht dem kulturellen Rollenverständnis, dass eine Frau diesen Kompetenz- oder Wissensvorsprung sichtbar macht. Entsprechend undenkbar ist es in sehr traditionell geprägten Umfeldern, dass die Trainerin Arbeitsanweisungen gibt, Feedbacks zu Rollenspielen moderiert und kommentiert oder Input-Sessions gibt. Von einer interkulturell erfahrenen Führungskraft oder einem erfahrenen HR-Berater würde man als Trainerin in einem solchen traditionell geprägten Umfeld gar nicht erst angefragt werden.
    Handlungsempfehlungen für Trainerinnen und Trainer
    Wird man für ein Training oder einen Workshop mit älteren japanischen (und somit auch fast immer männlichen) Teilnehmern angefragt, gilt es, diese Anfrage kritisch zu hinterfragen. Beispielsweise empfehle ich immer, mich und einen männlichen, gleich qualifizierten Kollegen parallel anzubieten. Denn die Frage, ob es ein Problem sein könnte, mit mir als Frau zu arbeiten, würde keiner der potenziellen Teilnehmer bejahen. Dies würde aus Höflichkeit nicht ausgesprochen, aber aus Sicht des Kunden könnte es gleichwohl ein Problem sein.
    Bei jüngeren Teilnehmern, die schon im Ausland gelebt und gearbeitet haben, kann es sicherlich auch sein, dass eine Entscheidung zugunsten der Trainerin gefällt wird.
    Entscheidet sich der Kunde aber für den männlichen Kollegen, sollte man das ohne Vorbehalte und vor allem ohne persönliche Verletzung akzeptieren. Es geht hier darum, dass in anderen Kulturkreisen andere Regeln gelten, und nicht darum, ob man als kompetent angesehen wird oder nicht.
    Unter gar keinen Umständen sollte man versuchen, den Auftrag nach der Entscheidung für den männlichen Kollegen noch an sich zu ziehen. Das endet nach meiner Erfahrung in einer sehr unbefriedigenden Situation für alle Beteiligten.
Fazit: Nutzen Sie den „kleinen Unterschied“ für Ihre Arbeit
    Fazit dieses Kapitels ist also: Es gibt keine absoluten Vor- oder Nachteile für die Arbeit als Trainerin. Es gibt aber den kleinen Unterschied, mit

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