Beraten, Trainieren, Coachen
als Trainerin
Als Trainerin hat man sicherlich auch einige Nachteile, die die Trainerarbeit erschweren können. Wiederum sind es einige kleinere selbstgebaute Fallen wie beispielsweise Highheels, die sich im Hosensaum verfangen oder ungeschickte Versprecher, die einem auch über mehrtägige Trainings hinweg immer wieder das Blut in den Kopf steigen lassen können. Ich persönlich musste erst vor einer Gruppe der Länge nach hinschlagen, weil sich der eine viel zu hohe Absatz im Beamerkabel und der andere im Aufschlag meiner Anzughose verheddert hatte, um zu verstehen, dass man als Trainerin zwar immer gut und angemessen gekleidet sein kann, aber ein Training sich nicht zwangsläufig für ein echtes Fashion-Statement eignet. Oder dass es sich durchaus lohnt, den eigenen Sprachschatz nach doppeldeutigen Formulierungen zu durchforsten und sich derer bewusst zu sein – in einer Gruppe von Produktionsmitarbeitern kann es nämlich nach einem Versprecher schwer werden, die Konzentration wieder auf das eigentliche Thema zu lenken. Meistjedoch kann man diesen kleinen Nachteilen mit etwas Charme und einem bestimmten, klaren Auftreten gut begegnen.
Praxistipp: Trainieren auf hohen Absätzen
von Anne Zeyer, Oberursel
Die Highheel-Problematik erlebte ich gerade sehr bewusst in einer reinen Männergruppe und löste sie wie folgt:
Die Kunst, einen 12-Stunden-Tag „auf erhöhtem Niveau“ schadlos zu überleben, besteht in der bewussten Nutzung von Pausen- und Gruppenarbeitsphasen (kurzzeitig ist auch die Flucht hinter eine Pinnwand möglich), in denen der Lehrsaallaufsteg zum Barfuß- und Wohlfühlpfad umfunktioniert wird. Es kann allerdings leider passieren, dass dieser wohltuende Zustand für Körper, Geist und Füße unbedacht in die Akutphase des Seminars verlängert wird und Erstaunen bis Belustigung auslösen kann. Auch die Aktivierungsübung „Reise nach Jerusalem“ habe ich schon einmal barfuß zurückgelegt.
Aber es gibt auch handfeste Nachteile, die sich nicht mit einen charmanten Lächeln bewältigen lassen, sondern einen bewussten Umgang erfordern.
Nachteil: Frauen gelten oft als weniger kompetent
Es gibt immer wieder Situationen, in denen Trainerinnen bei gleicher Qualifizierung auch heute noch eine geringere Kompetenz zugeschrieben wird. Dazu ein Beispiel:
Beispiel: „Outdoor-Training ist nichts für Frauen“
Mit dem Thema „Kompetenzzuschreibung“ hat regelmäßig eine Kollegin aus dem Frankfurter Raum zu tun, die seit über zehn Jahren Teambuildings mit vielen Outdoor-Elementen durchführt, die über das Übliche hinausgehen. Sie geht mit Gruppen nicht in den Hochseilgarten, sondern klettern, beispielsweise an der Kampenwand, und befährt mit dem von der Gruppe selbstgebauten Floß nicht nur den nahegelegenen Baggersee, sondern den Rhein an Stellen, wo er noch spannend ist. Trotz ihrer umfangreichen Erfahrungen wird ihr nicht automatisch das gleiche Vertrauen entgegengebracht wie den männlichen Kollegen.
Insbesondere in der Auftragsanbahnung gehen viele Kunden davon aus, dass sie zwar Ansprechpartnerin ist (etwa eine Teamsekretärin des „richtigen“ Outdoor-Trainers), aber dass es dann für das eigentliche Teambuilding noch einen „richtigen“, nämlich männlichen Outdoor-Trainer geben wird. Die Kunden gehen oft nicht davon aus, dass sie das Outdoor-Event allein anleitet und durchführt – und das, obwohl sie selbst nicht nur diplomierte Psychologin, sondern auch professionelle Outdoor-Trainerin für Klettern, Rafting und Hiking ist, die von einem der renomiertesten amerikanischen Outdoor-Anbieter ausgebildet wurde.
Nachdem ihr diese Vorurteile insbesondere zu Beginn ihrer Karriere sehr nahegegangen sind, geht sie mit ihnen heute sehr professionell um. Anfangs hat sie sich in einigen Situationen sogar wirklich einen Kollegen dazugebucht – und sei es nur jemanden, der sich mit Klettern oder Rafting auskannte, auch wenn dieser – im Gegensatz zu ihr – keine Ahnung von Teambuilding oder gruppendynamischen Prozessen hatte. Und das alles nur, um den Kunden zu beruhigen.
Heute geht sie hier anders und deutlich selbstbewusster vor. Sie bietet (wie ihre männlichen Kollegen auch) nur das an, was sie auch leisten kann. Und wenn ihr das notwendige Vertrauen nicht entgegengebracht wird, dann empfiehlt sie die Kunden weiter.
Mir selber ging es in der Vergangenheit häufig so, dass mir Kunden aufgrund der Tatsache, dass ich eine Frau bin, häufig schwierige Gruppen nicht zugetraut
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