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Beraten, Trainieren, Coachen

Beraten, Trainieren, Coachen

Titel: Beraten, Trainieren, Coachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tomas Saller , Lars Foerster
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darüber, wie man diese Schritte mit dem Gelernten angehen kann
Erörterung weiterer Unterstützungsmöglichkeiten bzw. -notwendigkeiten, z. B. durch die Führungskraft im Arbeitsalltag oder durch eine Follow-up-Sitzung mit dem Coach nach sechs Monaten
    4.2 Rahmenbedingungen, Auftragsklärung und Vertragsgestaltung
    Beispiel: Der verdeckte Assessment-Auftrag
    Annabel Roth, selbstständiger Coach, sitzt gerade mit Herrn Gawron, Geschäftsführer der Pharmarus AG, im Auftragsklärungsgespräch zusammen und ist irritiert über das, was sie hört. Nach einem ersten kurzen Telefonat in der vergangenen Woche war sie davon ausgegangen, dass sie sieben Regionalleiter des Vertriebs der Pharmarus AG über das nächste halbe Jahr coachen sollte, damit diese eigene Verantwortungsbereiche stärker wahrnehmen können und gleichzeitig besser an ihrer Work-Life-Balance arbeiten.
    Nun aber teilt ihr Herr Gawron mit, dass die Pharmarus AG demnächst fusioniert. Mit dem Fusionspartner habe man sich darauf geeinigt, dass Deutschland demnächst in zehn Regionen geführt werde. Dies bedeute aber, dass man dringend Klarheit darüber brauche, wer als Regionalleiter aus beiden Parteien „bestätigt“ werden könne. Man wolle dabei fair, also nach dem Leistungsprinzip vorgehen, teilte er Annabel Roth mit. Um die Ergebnisse nicht zu verfälschen, würde man den derzeitigen Regionalleitern zunächst noch nichts von der anstehenden Fusion mitteilen. Das Coaching eigne sich deswegen hervorragend, fährt Herr Gawron fort, die Regionalleiter genauer unter die Lupe zu nehmen. Über das Coaching würde Annabel Roth sicher nicht nur Interessantes über die aktuellen Stärken und Entwicklungsfelder erfahren, sondern sicher auch zwischen den Zeilen Informationen sammeln können.
    Selbstverständlich wollen wir nach der Fusion auch für das ursprünglich geplante Entwicklungscoaching wieder auf sie zukommen, sagt Herr Gawron beschwichtigend, als er Annabel Roths überraschten Gesichtsausdruck bemerkt. So haben doch beide Parteien etwas davon!
    Negative Folgen eines missverstandenen Coachings
    Immer wieder kommt es vor, dass Coachings missverstanden und zu zweifelhaften, coachingfremden Zwecken eingesetzt werden, wie das Beispiel von Annabel Roth zeigt. Herr Gawron, der Auftraggeber, scheint nicht verstanden zu haben, worauf es im Coaching ankommt und worin der Unterschied zum Thema Diagnostik besteht. Nehmen wir für einen Moment an, Annabel Roth würde all ihr Wissen über richtiges Coaching über Bord werfen und dem finanziell verlockenden Angebot von Herrn Gawron folgen. Was wären die Folgen eines verdeckten Assessment-Auftrags im Coaching?
Annabel Roth würde unter dem Vorwand, an den Problemen der Coachees zu arbeiten, Informationen über deren Arbeitsverhalten erheben. Am Ende würde wahrscheinlich der Regionalleiter verlieren, der am ehrlichsten ist und sich am meisten öffnet. Die verschlosseneren und unehrlicheren Coachees würden „gewinnen“ und im Job bleiben. Dies würde vermutlich auch dem Unternehmen nicht gut tun.
Unter Umständen verfügt Annabel Roth gar nicht über eine fundierte diagnostische Ausbildung und Erfahrung. Und selbst wenn: Eine strukturierte Beobachtung, die saubere Vergleiche zwischen den Regionalleitern ermöglichen würde, ist in einem klassischen Coaching-Setting darüber hinaus gar nicht möglich. Eine korrekte Einschätzung der Leistungen der Regionalleiter ist also höchst fragwürdig.
Annabel Roth würde ihre Coachees zu deren aktuellen Problemen im Alltag befragen, hätte aber wenig Interesse daran, an einer Lösung zu arbeiten, da sie dem diagnostischen Auftrag von Herrn Gawron nachkommen muss.
Alternativ könnte sie mit den Coachees an den Problemen arbeiten, könnte Herrn Gawron aber keine diagnostisch fundierte Auskunft zu seiner eigentlichen Fragestellung geben.
Früher oder später würde sich herausstellen, dass Annabel Roth ein doppeltes Spiel gespielt hat. Ein Coaching der Regionalleiter nach überstandener Fusion wäre nicht mehr möglich, da sich eine vertrauensvolle Atmosphäre mit Sicherheit nicht mehr herstellen ließe.
    Diese Fallen, die sich bei Annahme dieses Auftrags stellen würden, zeigt die große Bedeutung der Auftragsklärung im Coaching. Für den Coach ergibt sich fast immer eine Gratwanderung zwischen der Informationspflicht dem Auftraggeber gegenüber und dem Vertrauensverhältnis dem Coachee gegenüber. Sind Coachee und Auftraggeber ein und dieselbe Person, ist das Problem bereits

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